Nach Vandalismus Hygieia des Hahnemann-Lutze-Denkmals in Köthen erstrahlt wieder im altem Glanz
Die Hygieia des Hahnemann-Lutze-Denkmals ist zurück. Die Restaurierung hat Ulrich Weidauer vor einige Herausforderungen gestellt.

Köthen - Ulrich Weidauer überprüft die linke Seite. Dann die rechte Seite. Der Metallrestaurator ist angespannt. Die Ketten des Flaschenzuges dürfen die Figur nicht berühren. Nichts darf kaputt gehen, nichts zerkratzen. Uwe Nitschke hält die Ketten noch ein Stück weg. Frank Rabe zieht langsam weiter.
Vor dem Sockel des Hahnemann-Lutze-Denkmals in Köthen steht an diesem Samstagmorgen ein Portalkran. Daran hängt - die Füße etwa einen Meter über dem Boden - die Hygieia. Zentimeter für Zentimeter nähert sich die Figur dem etwa anderthalb Meter hohen Sockel. Die Männer müssen vorsichtig sein. Hilfe bekommt Ulrich Weidauer von seinem Bekannten Frank Rabe und von Uwe Nitschke, dem Hausmeister der katholischen Kirche in Köthen.
Ein halbes Jahr war die Figur in der Werkstatt des Metallrestaurators in Meerane
Ein halbes Jahr war die Figur in der Werkstatt des Metallrestaurators in Meerane. Im Oktober hatten Vandalen im Bereich des linken Fußes ein rund anderthalb Meter großes Loch hineingeschlagen. Vermutlich Metalldiebe, die die Figur zu Geld machen wollten. Sie stellten jedoch fest, dass diese nicht - wie es auf den ersten Blick scheint - aus Bronze ist und ließen von ihrem Plan ab. Im Dezember holte Ulrich Weidauer die Hygieia ab.

Eine Figur und mehr als 20 Teile hatte der Metallrestaurator in seiner Werkstatt vor sich liegen. „Die Puzzleteile zuzuordnen, war schon schwierig“, sagt er. Ein Loch blieb übrig, das passende Teil fehlte. Ein Ersatzstück wurde angefertigt und eingepasst. Hinzu kam ein weiteres Problem: Die Vandalen haben mehrfach mit brachialer Gewalt zugeschlagen. So heftig, dass sich das Material - es handelt sich um Zinkguss - verzogen hat. „Das zurückzuformen, war eine Herausforderung.“
Mit Decke und Tüchern sind Kopf und Schulterbereich der Hygieia beim Hochziehen verhüllt
Die Arbeiten haben auch Schäden zum Vorschein gebracht, die deutlich älter sind als der jetzige. So hatte die Hygieia ein großes Loch im rechten Knie. Als er die Farbschicht abgelöst hatte, sah Ulrich Weidauer die Spuren der früheren Restaurierung.

Mit Decke und Tüchern sind Kopf und Schulterbereich der Hygieia beim Hochziehen verhüllt. Die Stellen, an denen die Ketten des Flaschenzuges aufliegen könnten. Die Oberfläche der Figur darf nicht zerkratzen. Ulrich Weidauer hat die Bronzenachbildung aufwendig erneuert.
„Dieser preiswerte Zinkguss sollte jedoch nicht billig aussehen“
Die Hygieia besteht aus Zinkguss, einem Material, aus dem im 19. Jahrhundert viele Plastiken hergestellt worden sind. Zinkguss war bis dahin ein Abfallprodukt und damit billig. Ein weiterer Vorteil: Es ließ sich bei niedrigen Temperaturen schnell schmelzen. „Dieser preiswerte Zinkguss sollte jedoch nicht billig aussehen“, sagt Ulrich Weidauer. Über Jahrhunderte seien die Menschen an Bronze-, Kupfer- und Steindenkmäler gewöhnt gewesen. „Deswegen sollte dieses billige Material optisch aufgewertet werden.“

Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Zink ist unbeschichtet viel witterungsanfälliger als Bronze. Die Figur kam deshalb in die Lackiererei. Mehrere Schichten wurden aufgetragen. „Nach jedem Spritz- und Lackiervorgang muss man mit einer Spachtelmasse verbliebene Unebenheiten ausgleichen, um die unvermeidlichen Lötnähte zu kaschieren“, erklärt der Metallrestaurator. Am Ende wurden Schatten angelegt, damit die Figur auch Tiefe bekommt.
Die mittlere Figur des Hahnemann-Lutze-Denkmals ist nach einem halben Jahr an ihren Platz zurückgekehrt
Die Hygieia hat die richtige Höhe erreicht. Vorsichtig schieben Ulrich Weidauer, Frank Rabe und Uwe Nitschke die Figur über ihren Köpfen zum Sockel. Sie wiegt insgesamt 80 Kilogramm, etwa die Hälfte davon macht das stabilisierende Stahlgerüst im Inneren aus. Das Podest sitzt auf. Langsam kippen die Männer die Hygieia nach hinten. Die Halterung muss ausgerichtet werden, dafür muss die Figur noch mal kurz nach vorn geneigt werden. Dann passt alles. Ulrich Weidauer ist erleichtert.
Die mittlere Figur des Hahnemann-Lutze-Denkmals ist nach einem halben Jahr an ihren Platz zurückgekehrt. Pünktlich zum Hahnemann-Jubiläum. Der Metallrestaurator ist dankbar für diesen Auftrag. „Insgesamt war es für meine Werkstatt eine nicht leichte, aber schöne Arbeit.“
Nun müssen auch die Blumen zurück an ihren Platz
Ganz fertig ist er an diesem Tag aber noch nicht: Nun müssen auch die Blumen zurück an ihren Platz. Die Rabatte am Denkmal wurde erst kürzlich neu bepflanzt. So schön Ulrich Weidauer und seine Helfer das auch fanden, die Pflänzchen mussten raus. Der Portalkran musste schließlich aufgestellt, eine Folie zum Schutz der Figur ausgebreitet werden. Die Blumen wurden deshalb am Morgen behutsam entfernt und zur Seite gelegt.
Sie werden nun zurückgesetzt. Dabei helfen Ron Schmidt, der Denkmalschutzbeauftragte der Stadtverwaltung, und seine Familie. Sie bringen Spaten und Gießkannen mit. „Ohne ihre Mithilfe wären die Stecklinge wohl verloren und die Pflanzung umsonst gewesen“, sagt Ulrich Weidauer. (mz)