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Hochwasserschutz in Aken Hochwasserschutz in Aken: Gerald Siebert wird zum Deichläufer

Von Sylke Hermann 20.05.2017, 12:00
Ein Deichläufer in spe: Gerald Siebert ist der Wasserwehr beigetreten und erfährt nun jede Menge über die Deiche in Aken.
Ein Deichläufer in spe: Gerald Siebert ist der Wasserwehr beigetreten und erfährt nun jede Menge über die Deiche in Aken. Heiko Rebsch

Aken - „Deichläufer will ich nicht werden.“ Würde Gerald Siebert nicht in dieser Sekunde verschmitzt lächeln, so könnte man ihm die Empörung glatt abkaufen. Aber natürlich will er Deichläufer werden. Unbedingt sogar. Nur mit dem Begriff scheint der gerade 53 Jahre alt gewordene Akener seine Probleme zu haben. Weil man von ihm und den übrigen Mitgliedern der Wasserwehr entschieden mehr erwarte; der Begriff Deichläufer - der drücke zu wenig aus, findet er.

Weil er deren Arbeit für sinnvoll erachtet, sei er der Wasserwehr beigetreten. Einer Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr Aken, die sich erst vor wenigen Monaten offiziell gegründet hat. Er fühlt sich verpflichtet. Der Feuerwehr und irgendwie auch der Stadt, in der er lebt. „Mein Urgroßvater“, erzählt er, „war Gründungsmitglied der Feuerwehr, mein Großvater Mitglied, mein Vater hat die Feuerwehr unterstützt und ich auch.“ Das tut er nun - als Mitglied der Wasserwehr - noch mehr als zuvor.

Gerald Siebert kennt Hochwassersituationen aus eigenem Erleben

Gerald Siebert erlebte in Aken erst das Jahrtausendhochwasser, wie er die Ereignisse des Sommers 2002 bezeichnet, und dann, 2013, das Jahrhunderthochwasser. Aken unter Wasser. Unvorstellbar. Auch für ihn. Mal ein bisschen Wasser im Keller, ja, aber nicht so was. Siebert ist da, fast rund um die Uhr.

Er führt mit seiner Frau einen Brennstoffhandel in der Roonstraße und ist damals vom Landkreis angefordert worden, die Fahrzeuge im Einsatz zu betanken. Feuerwehr, Baufirmen, die großen Kieslaster, die in dieser Zeit gefühlt niemals still stehen.

Auch Siebert ist im Dauerstress, schläft kaum, nachts fährt er an die Tankstelle nach Quellendorf, um sein Tankfahrzeug zu befüllen. Mit mehr als 6.000 Liter. Am nächsten Tag ist der Vorrat verbraucht - und Siebert holt Nachschub.

Er kennt Hochwassersituationen aus eigenem Erleben. Er weiß, wie wichtig es ist, sich so gut es geht, gegen die Naturgewalten zu schützen. Darum ist er in der Wasserwehr. „Ich finde es ganz toll, dass so etwas überhaupt möglich ist“, dankt er denen, die die Gründung voran getrieben hatten. Vor allem die nach dem Hochwasser 2013 gegründete Bürgerinitiative.

Die Wasserwehr als Herzensangelegenheit

Für Siebert jedenfalls ist die Wasserwehr „eine Herzensangelegenheit“. Dass „wir fit gemacht werden und Gefahren erkennen können“, findet er wichtig. Will deshalb keine Schulung versäumen; der Plan hängt im Büro an der Pinwand.

Auch wenn die Elbe ab und an Hochwasser führt, am Fluss zu leben findet er „wunderbar“. „Deshalb sind wir auch Wassersportler“, ergänzt er. Geangelt habe er früher auch mal. Und 2015, als die Pegelstände extrem niedrig waren, ist er auch schon mal durch die Elbe gelaufen. Aber er weiß: Der Fluss kann auch anders. Als angehender Deichläufer muss er das auch wissen. (mz)