Hochwasser 2013 in Aken Hochwasser 2013 in Aken: Arbeiterwohlfahrt zieht Bilanz

Aken - Evelyn Klee berichtet von einer langen Schlange an Bürgern im Rathaus, die Hilfe brauchten. Nicht morgen, übermorgen, sondern sofort. Sie erinnert sich an eine Frau mit einem krebskranken Mann, deren Haus nicht mehr bewohnbar war. „Wir haben geholfen“, sagt Akens Kämmerin, „und sie haben das Vertrauen aufgebaut, sich helfen zu lassen.“ Sie – das sind in Klees Schilderungen die Wohlfahrtsorganisationen, allen voran die Arbeiterwohlfahrt (Awo).
Die blickte vergangene Woche auf die Zeit nach dem Hochwasser vom Juni 2013 zurück. Eine Zeit, in der man in Aken und im Elbe-Saale-Winkel mit dem Projekt „Mobile Sozialberatung“ mehr als 250 Familien helfen kann. Durch Beratung, Information, materielle Unterstützung und psychologische Betreuung. Rund 900 Personen habe die Awo zur Seite stehen können, resümiert Petra Grimm-Benne, die Landesvorsitzende.
Zum Abschluss des Projektes „Mobile Sozialberatung“ sind viele Unterstützer, Helfer, Beteiligte ins Akener Rathaus eingeladen. Der Tisch im Ratssaal ist reich gedeckt. Etwas, das sich Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn auch für Sitzungen des Stadtrates gut vorstellen könnte, wie er der Runde augenzwinkernd eröffnet. Doch ein Blick zu seiner Kämmerin genügt, um zu der Erkenntnis zu gelangen: Das werde der Haushalt wohl nicht zulassen. Damit dürfte das kalte Buffet hier oben die Ausnahme bleiben. Etwas Besonderes.
Die Stadt Aken stellte 1 049 Hochwasserbescheide auf Soforthilfe aus mit einem Volumen von fast 1,16 Millionen Euro. Die Arbeiterwohlfahrt unterstützt die Betroffenen in Sachsen-Anhalt mit gut einer Million Euro. Sie erreicht nach eigenen Aussagen 255 Familien. Darunter zum Beispiel 25 Härtefälle, 100 Familien bekommen Wiederaufbauhilfe.
Nach den Förderrichtlinien des Landes konnte die Awo eine Lücke von maximal 20 Prozent stopfen. 80 Prozent der förderfähigen Schäden wurden über die Wiederaufbauhilfe des Landes abgedeckt. Mit Awo-Unterstützung brauchten die Betroffenen im Idealfall keine Eigenmittel, um die nach dem Hochwasser erlittenen Schäden zu beheben.
Als besonders empfindet Grimm-Benne zweifellos die Tatsache, dass die Menschen in dieser schwierigen Zeit nach dem Hochwasser zusammengerückt sind, sich gegenseitig geholfen und in Solidarität geübt hätten. Die Awo richtet bald schon nach dem Hochwasser feste Sprechzeiten im Rathaus ein. Sie will Hilfe leisten. Hilfe zur Selbsthilfe. Das gelingt, so das Resümee, sehr gut. Man habe nur zwei Fälle von Missbrauch der Mittel registriert. „Ansonsten“, so die Landesvorsitzende, „waren das alles Anträge, die mehr als berechtigt waren.“ Die Awo-Mitarbeiter sitzen allerdings nicht nur zu den Sprechzeiten im Rathaus und warten darauf, dass ihre Klienten zu ihnen kommen. Sie gehen seit Juli 2013 in die Familien, schauen sich draußen um, sprechen Leute an, fragen, ob Hilfe benötigt werde. Von schlimmen Einzelschicksalen spricht Sabine Theuerkauf, die in Aken gemeinsam mit Ralf Birkenfeld die mobile Sozialberatung abdeckt. „Weil wir bei den Betroffenen vor Ort gewesen sind, konnten wir sehen, wo es Lücken gibt, um die Schäden zu beheben.“ Theuerkauf arbeitete vorher im Personalwesen der Awo. Das Projekt habe ihr geholfen, „mein persönliches Wissen um die Lebensumstände im Land zu erweitern“, sagt sie im Gespräch mit der MZ.
Ihr Kollege Birkenfeld weiß, was man in der Vergangenheit getan habe, sei mehr als ein Job und phasenweise „emotional sehr belastend“ gewesen. Denn die Awo-Beratung hätten nur jene Betroffenen genutzt, die die Schäden an ihrem Hab und Gut ohne fremde Hilfe niemals hätten beseitigen können.
„Heute“, kommt Evelyn Klee auf die Familie mit dem krebskranken Mann zurück, „ist dieses Haus bewohnbar, trocken, hübsch eingerichtet, der Mann hat sich erholt und die Familie ist wieder einigermaßen glücklich.“ Das sei auch ein Verdienst der Awo. „Wir“, und damit meint die Kämmerin ihre Stadt, „hätten das alleine nicht stemmen können.“ Die Awo habe viel bewirkt: durch ihr Know-how und die Präsenz in der Stadt. Dafür bedankt sich Aken von Herzen – im Namen all derer, die Hilfe erhalten haben. (mz)