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Hochschule Anhalt Hochschule Anhalt in Köthen: Die Weltspitze in der Algenforschung

Von Katrin Noack 17.08.2016, 16:00
Die Algenforschung ist das Metier von Professorin Carola Griehl an der Hochschule Anhalt. Sie leitet den Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik.
Die Algenforschung ist das Metier von Professorin Carola Griehl an der Hochschule Anhalt. Sie leitet den Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik. Heiko Rebsch

Köthen - Sie ist in Köthen an der Hochschule Anhalt die „Herrin der Algen“. Die Forschung an den meist mikroskopisch kleinen Pflanzen ist das Spezialgebiet von Carola Griehl. Ohne die Professorin für Biochemie würde es die weltweit anerkannte Algenforschung an der Hochschule Anhalt wohl nicht geben.

Ihr persönliches Forschungsinteresse war der Startpunkt. „Früher war ich oft am Meer. Ich bin eine Wasserratte und wollte etwas mit Meeresorganismen machen“, erzählt die Wissenschaftlerin. Und diese Forschung rund um die Alge schuf sie quasi aus dem Nichts.

Seit 1997 Professorin in Köthen

Als Griehl 1997 als Professorin für Biochemie nach Köthen berufen wurde, lag ihr Schwerpunkt bei der Lehre. Biochemie, Enzymologie und Stoffwechsel von Pflanzen und Mikroorganismen waren Themen ihrer Vorlesungen. Zum Teil unterrichtete sie bis zu acht Studentengruppen und 38 Stunden pro Woche. „Ich bin von einer Lehrveranstaltung in die andere gehetzt“, erinnert sie sich. Parallel stillt die junge Professorin ihren gerade geborenen Sohn.

Ihre Forschungen in Köthen begannen 1998, allerdings ging es um Biogas: Ziel war es, Biogas aus Speiseresten zu gewinnen. Dabei untersuchte Griehl vor allem, welche Faktoren den Abbau von Eiweißen ohne Sauerstoff hemmen. Sie entwickelte dafür einen Schnelltest. Der komme bis heute bei Biogasanlagen zum Einsatz, beschreibt die Wissenschaftlerin den Erfolg ihrer Forschung.

Das Interesse an den Algen

Doch es zog die Chemikerin zu den Algen. Sie begann 2001 mit der Arbeit an den grünen Mikroorganismen. „In dem Jahr haben wir die erste Blasensäule mit Algen kultiviert“, berichtet die Professorin. für die Photosynthese brauchen die Algen Kohlenstoff: Sie bekommen ihn darin über das Kohlenstoffdioxid, das mit der Luft zugeführt wird.

Die Algen können besser wachsen. Inzwischen stehen unzählige der grünen Säulen in den Laboren des Grünen Gebäudes beim Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik. Sie werden ergänzt um viele Algenstämme in Petrischalen. Ein Teil davon sind Arten, an denen Griehl noch forschen wird. Es ist eine Sammlung, die auch international geschätzt wird.

Internationale Forscher in Köthen zu Besuch

Die Forscherin arbeitet mit Kollegen aus aller Welt zusammen, besucht internationale Tagungen und pflegt Kontakte zu den Größen der Algenforschung. Sie kommen nach Köthen, um sich die neuesten Forschungsergebnisse der Professorin anzuschauen.

Eine Entwicklung, an der Griehl großen Anteil hat. Sie las Fachlektüre zur Algenforschung, baute Kontakte auf. Im Jahr 2002 besuchte sie ihre erste Fachtagung auf Hawaii - recht kurzfristig sei das gewesen, erinnert sich die Professorin.

Dort stellten sie und ihre Mitarbeiterin Claudia Grewe ein Forschungsprojekt zur Gewinnung von Wirkstoffen aus Mikroalgen vor. „Das war der Einstieg in die internationale Algenforschung“, erinnert sich die gebürtige Dessauerin.

Für ihre Forschung sind Carola Griehl und ihre Mitarbeiter 2013 in zwei Kategorien mit dem Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt ausgezeichnet worden. Bei den „Innovativsten Vorhaben der Grundlagenforschung“ bekamen Griehl und ihre Doktorandin für die Arbeit zu Wirkstoffen aus Algen zur Prävention von Alzheimer- Demenz den 2. Preis. Den 3. Preis bekam die Hochschule gemeinsam mit der Gicon GmbH für den Tannenbaum-Reaktor in der Kategorie „Innovativste Allianz“. (mz/kan)

Biosolarzentrum nahm 2011 seine Arbeit auf

Seitdem hat sich die Forschung von Griehl und ihren Mitarbeitern etabliert. Im Jahr 2011 nahm das Biosolarzentrum der Hochschule und der Firma Gicon am Hubertus mit der Tannenbaum-Technologie die Arbeit auf.

Es ist eine Anlage mit einem System aus Doppelschläuchen. Sie sind kreisförmig und nach oben verjüngt angeordnet, weshalb sie wie Tannenbäume aussehen.

Darin wachsen Mikroalgen besser als in bisherigen Anlagen und können in großem Maßstab ganzjährig für die Forschung produziert werden. Eine weltweit einzigartige Anlage.

Die Algen sind in Köthen ohne Carola Griehl und ihr Engagement nicht denkbar. Vieles hat sie geschaffen und unermüdlich Geld für ihre Forschung eingeworben. Aber das allein reichte nicht: Der Präsident der Hochschule Anhalt, Dieter Orzessek, ließ sie machen.

Und: „Er hat die Forscher aktiv unterstützt“, betont Griehl. So habe Orzessek geholfen, Geräte anzuschaffen. Darüber ist die engagierte Forscherin froh und weiß: Ohne die Unterstützung im eigenen Haus klappt es nicht mit den Erfolgen. (mz)