Hochschule Anhalt feiert frisch gebackene Ingenieure
KÖTHEN/MZ. - Brechend voll war der Spiegelsaal im Köthener Schloss am frühen Sonnabendnachmittag. Der Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen, der größte an der Hochschule Anhalt, richtete hier seine Absolventenfeier aus. Insgesamt 186 junge Frauen und Männer schlossen seit April 2009 im Fachbereich ihr Studium erfolgreich ab. Anwesend waren allerdings nur rund 70. "Viele leben und arbeiten inzwischen weit weg von Köthen und konnten nicht dabei sein", erklärte der Dekan Prof. Dr. Jürgen Schwarz den Grund.
Wären allerdings alle gekommen, dann hätten die Organisatoren ein Problem: Die Plätze im Spiegelsaal hätten nicht ausgereicht. Schon jetzt waren kaum welche frei. Denn zusammen mit den Absolventen kamen Freunde, Verwandte und auch Ehepartner, um die feierliche Überreichung der Abschlussurkunden zu erleben.
Prof. Dr. Dieter Orzessek, Präsident der Hochschule, hob die große Bedeutung der Ingenieure für eine erfolgreiche Zukunft Deutschlands hervor. Bei deren Ausbildung stehe die Hochschule Anhalt im Land ganz vorn. Die Fachausrichtung der Absolventen reiche vom traditionellen Maschinenbau bis hin zum jüngsten Kind, der Solartechnik. Noch in den 90er Jahren hätten viele keine Perspektive für den Ingenieurberuf gesehen, so Orzessek. Heute sei es anders. Wie Dekan Jürgen Schwarz der MZ sagte, haben die Absolventen seines Fachbereiches kaum Schwierigkeiten, einen Job zu finden.
Alles Gute in ihrem Berufsleben wünschte den Absolventen der Köthener Vize-Oberbürgermeister Alexander Frolow. "Behalten Sie die Stadt in guter Erinnerung", appellierte er an sie.
Zwei der Absolventen erlebten in der Veranstaltung eine besondere Freude. Sie erhielten nicht nur ihre Abschlussurkunden, sondern wurden auch als Preisträger geehrt. Das sind Michael Görtler und Stephanie Simbt. Görtler erhielt einen Preis der Dekra, Simbt den Zipp-Preis der Hochschule Anhalt. Prof. Karl Hermann Zipp, Elektrotechnik-Ingenieur und Wissenschaftler, war 1925 bis 1928 Rektor der Städtischen Gewerbe- und Handelshochschule in Köthen. Der nach ihm genannte Preis wird seit 1993 an herausragende Absolventen verliehen.
Michael Görtler lebt in Bamberg und arbeitet dort bei der Robert Bosch GmbH, einem Großzulieferer der Autoindustrie. Er erwarb seinen Abschluss als Dipl.-Ingenieur im Fernstudium. Damit ist er einer der letzten, die einen solchen Abschluss an der Hochschule Anhalt gemacht haben: Künftig gibt es nur Bachelor- und Masterabschlüsse.
Görtler hatte einen Facharbeiterabschluss und einen Meisterbrief, berichtete er der MZ. Dann sollte und wollte er sich weiter bilden. Auf Empfehlung eines Absolventen der Hochschule Anhalt ließ er sich als Fernstudent in Köthen einschreiben. Seine Diplom-Arbeit trägt dazu bei, dass Dieselmotoren weniger Kraftstoff verbrauchen und weniger Kohlendioxyd ausstoßen. Dafür bekam Görtler den Förderpreis der Dekra.
Stephanie Simbt stammt aus Halle. Ihre Bachelor-Arbeit dient der Verbesserung der Bildqualität bestimmter Röntgengeräte. Jetzt studiert die junge Frau an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Ihr Ziel ist ein Masterabschluss und danach ein Job "in der Praxis". Der Dekra-Preis und der Zipp-Preis sind mit je 500 Euro dotiert.