Hochschule Anhalt Hochschule Anhalt: Eine Internetplattform soll Plagiatoren entlarven
KÖTHEN/MZ. - Das Programm erkennt automatisch, ob in der jeweiligen Arbeit ein fremdes Gedankengut verwendet wurde, ohne dass die entsprechenden Passagen durch Anführungszeichen oder auf eine andere Weise gekennzeichnet worden sind. Ab kommenden Herbst kann die Hochschule auf die Internetplattform zurückgreifen.
"Damit können wir jährlich bis zu 2 000 Prüfungsfälle auf Plagiat testen", sagt Prof. Einar Kretzler, Vizepräsident für Informationstechnologien an der Hochschule. Prüfungsfälle - das sind vor allem Master- und Bachelor-Abschlussarbeiten. Zusätzlich können auch Seminararbeiten, Projektausarbeitungen und Ähnliches geprüft werden. Die geleaste Kapazität für 2 000 Arbeiten deckt den Bedarf der Hochschule.
Nicht, dass die Plagiatsuche bei der Bewertung studentischer Arbeiten bisher keine Rolle spielte. "Plagiat gab es generell schon immer", so Kretzler. Auch an der Hochschule Anhalt seien solche Fälle aufgedeckt worden. Zum einen durch Professoren, die ja Fachleute auf ihrem Gebiet sind. Zum anderen sei in den letzten Jahren auch schon mal auf das Internet zurückgegriffen worden, indem wichtige Formulierungen zum Beispiel bei Google eingegeben wurden. Manche unberechtigte "Aneignungen" aus fremden Texten konnten so enttarnt werden.
Dann sei mit dem Betreffenden darüber gesprochen worden. "Nicht jeder übernommene fremde Satz ohne Anführung ist ein Zeichen des bösen Willens", sagt aber Einar Kretzler. "Manchmal werden Anführungszeichen in der Hektik einfach vergessen."
Die Möglichleiten von Suchmaschinen wie Google sind aber begrenzt, da darin nicht alle Literatur gespeichert ist. So habe sich die Hochschule nach einer effektiveren Lösung umgeschaut - und das nicht erst seit dem Fall des Ex-Verteidigungsministers Theodor zu Guttenberg. Mit der jetzt ausgesuchten Internet-Plattform, die vorher getestet wurde, ist die Hochschule zufrieden. Sie überprüfe zuverlässig nicht einzelne Passagen, sondern die ganzen Texte. "Wenn in einer Arbeit etwas gefunden werden kann, dann wird es gefunden", beschreibt der Vizepräsident die Fähigkeiten des Programms.
Dieses beherrscht übrigens nicht nur Deutsch, sondern genauso gut auch Englisch und hat eine umfassende Übersicht englischsprachiger Literatur. Das ist von großem Wert für die Hochschule Anhalt, sagt Prof. Einar Kretzler und erklärt auch, warum. Bei einigen Fachrichtungen - das sind durchweg Masterabschlüsse wie Master of Architecture (Architektur), Master of Landscape Architecture (Landschaftsarchitektur) oder Biomedical Engineering (biomedizinische Technik) - finden die Vorlesungen und Seminare auf Englisch statt, in dieser Sprache werden auch die Abschlussarbeiten geschrieben. So können auch solche Arbeiten ab dem kommenden Herbst viel besser auf Plagiat kontrolliert werden.
Die Internetplattform erleichtert also wesentlich die Arbeit der Prüfer. Jede Abschlussarbeit wird erst einmal durch das Programm "gejagt". "90 Prozent des Aufwandes erledigt die Internetplattform, die Ende August zur Verfügung stehen wird", schätzt der Vizepräsident. Den Rest müssen nach wie vor die Betreuer übernehmen. Apropos Betreuer. Im Falle Guttenberg hätte der Betreuer das Plagiat merken müssen, meint Kretzler und sagt: "Da hat der Professor geschlafen".