Hobby in Köthen Hobby in Köthen: Canon Quarz Pentaflex & Co.

köthen/MZ - Ein Name ist schon gefunden, auch an Exponaten mangelt es nicht. Doch bis zu einem richtigen Museum ist es noch ein weiter Weg. Das weiß Ulrich Naumann, aber er hält an seiner Idee fest - am Schmalfilmapparatemuseum, von ihm kurz „sappam“ genannt.
Das könnte eines Tages in Köthen zum Besuch einladen. Erinnern soll es an einen Abschnitt der Kinematographie, an die Zeit der Schmalfilmkameras. Sie gab es etwa acht Jahrzehnte. Zwischen 1968 und 1978 hatten sie ihre besten Jahre, in den Geschäften gab es immer bessere Geräte zu kaufen. Doch als 1985 die ersten analogen Videokameras zu erschwinglichen Preisen auf den Markt kamen, war es mit den Schmalfilmkameras bald vorbei. „Die industrielle Herstellung wurde nach und nach eingestellt“, erzählte Naumann.
Technische Dinge interessierten den 70-Jährigen schon immer. Für die Schmalfilmkameras hat er ein Faible entwickelt. „In den Kameras steckt eine ausgetüftelte Technik. Sie haben eine gewisse Ästhetik, an ihrem Design wurde beständig gearbeitet. Das sind Ingenieursleistungen, die bewundernswert und bewahrenswert sind“, sagte er. In dem man diese Kameras sammle und für die Nachwelt erhalte, könne man auch ihre Entwickler würdigen.
Naumann stammt aus einer Köthener Familie, sein Großvater war ein Industrieller, Eigentümer der Blechscherenfabrik Schulze und Naumann in der Augustenstraße. 1947 ging das Ehepaar Naumann mit Sohn Ulrich in den Westen. Als im Jahr 2001 die Rückübertragung des alten Familienbesitzes in der Friedrichstraße anstand, entschloss sich Naumann, wieder nach Köthen zurückzukehren. Jemand aus der Großfamilie muste sich ja um das 1877 erbaute und unter Denkmalschutz stehende Haus seiner Vorfahren kümmern.
"Fotoapparatesammlungen gibt es viele"
Im Jahr 2007 erfolgte der Umzug von Nordrhein-Westfalen nach Köthen. Beim Kistenpacken fiel Ulrich Naumann auch seine Schmalfilmkamera in die Hände, mit der er früher kleine Amateurfilme drehte, zu Familienfeiern oder im Urlaub. Und in diesem Moment kam ihm der Gedanke, solche Geräte zu sammeln: „Fotoapparatesammlungen gibt es viele, Schmalfilmapparatesammlungen nur ganz wenige.“
Rund 800 Exponate bewahrt Ulrich Naumann inzwischen auf. Einen großen Teil kaufte er, viele bekam er aber auch geschenkt. „In manchen Kameras steckte sogar noch die Filmkassette drin.“ Das Spektrum reicht von japanischen, westdeutschen und schweizer Kameras über sowjetische Kameras vom Typ „Quarz“ bis hin zu in Dresden produzierten Modellen namens „Pentaflex“. Zur Kollektion gehören außerdem rund 50 verschiedene Projektoren, die Naumann aber nicht primär sammelt.
Für das Bekanntmachen seiner Sammlung nutzt Ulrich Naumann das Internet, er hat sich extra dafür eine Homepage entwickelt. „Das Internet hat für die vielen gespendeten Kameras eine Schlüsselrolle gespielt“, schilderte Naumann. Viele Menschen, die mit den ausgedienten Kameras nichts mehr anzufangen wussten, hätten sich gemeldet. „Sie wollten die Geräte nicht einfach wegwerfen, sondern jemandem anvertrauen, der die Schätzchen noch hegt und pflegt“, so Naumann. Auch andere Schmalfilm-Enthusiasten könnten sich ein Museum gut vorstellen. „So einfach ist das aber auch nicht eingerichtet. Man braucht Räume und Vitrinen, die Unterstützung von Sponsoren und behördliche Zustimmung“, zählte Naumann auf. Vorerst bleibt es also bei einem virtuellen Museum, in das jeder gelangt, der auf Naumanns Webseite herumstöbert und dabei auf eine unglaubliche Fülle an Informationen stößt.
Einen Teil der filmtechnischen Schätze im „sappam“ hat Ulrich Naumann bisher bei drei Workshops und diversen Meetings vorgestellt. Dazu kamen frühere Hobbyfilmer nach Köthen, vornehmlich aus Westdeutschland, weil Schmalfilmkameras dort deutlich mehr genutzt wurden als in der DDR. Solche Zusammenkünfte soll es auch weiterhin geben, die Homepage hilft dabei, auf Gleichgesinnte zu stoßen.
Weitere Informationen
im Internet unter www.sappam.de
