Hippies erobern die Fuhnestadt
GRÖBZIG/WEISSANDT-GÖLZAU/MZ. - Gemeinsam mit ihrer Mutter und den jungen Gästen Sophia, Elisa, Fredericke und Florian stand das Geburtstagskind am Rand der Bernburger Straße. Dort setzte sich der Karnevalsumzug in Bewegung und schlängelte sich durch die Straßen der Kleinstadt. Neben geschmückten Festwagen waren gut gelaunte Laufgruppen unterwegs.
"Dafür leben wir", brachte Sieglinde Schatka ihre Begeisterung für die fünfte Jahreszeit zum Ausdruck. Die leidenschaftliche Karnevalistin gehört zu den "Wilden Wörbziger Weibern", einer der sechs Fangruppen des WCV. Zur ersten Prunksitzung der Session traten die Mitglieder der Fangruppe als schwule Indianer auf. Ihre Kostümierung am Samstag war im wahrsten Sinne des Wortes trollig. Spitze Ohren, verfilzte Haare und lumpige Kleidung waren das Markenzeichen der närrischen Trolle aus Wörbzig.
Mit den "Fuhnetalern" nahm eine weitere Fangruppe am Umzug teil. Sie hatten sich als Damen und Herren der Barockzeit verkleidet. Einer der pompös kostümierten Herrschaften war Volker Baier. "Für uns ist das der Höhepunkt des Karnevals in Gröbzig. Der Rest ist nur schmückendes Beiwerk", bemerkte er.
Auf einen Streifzug durch die Geschichte begaben sich auch die Narren der Fangruppe "Gröbziger Allerlei" bei ihrer Suche nach einer extravaganten Kostümierung. Sie ließen sich vom Kleidungsstil der 60er und 70er Jahre inspirieren. Mit großen Sonnenbrillen und weit ausgestellten Hosen erweckten sie die Hippie-Kultur zum Leben. Einer der Karnevalshippies war Manfred Dunkelmann. Der traditionelle Umzug durch Gröbzig sei für ihn jedes Jahr ein besonderes Erlebnis.
Dieser Meinung waren auch die Mitarbeiterinnen eines Gröbziger Schmuckwarengeschäfts. Verkleidet als freche Früchtchen nahmen sie am Umzug teil. "Es ist der Höhepunkt der Session", hob WCV-Prinz Tino I. hervor. Neben Narren aus Gröbzig und Werdershausen beteiligten sich auch Gäste aus umliegenden Ortschaften. Mit dabei waren unter anderem der Prosigker Hexenverein, der Countryclub Biendorf, das Prinzenpaar aus Weißandt-Gölzau sowie das Landesprinzenpaar.
Auch einige Köthener nutzten die Gelegenheit, um sich auf den Umzug am Montag einzustimmen. "Wir sind Vollblutkarnevalisten", betonte Michael Spielau, einer der 15 angereisten Köthener Schlosshexen und -teufel.
Bevor es mit dem Rosenmontag zum Sessionshöhepunkt der Karnevalisten des Kukakö kommt, liefen sich die Tänzerinnen in Gröbzig schon einmal warm. Einige hatten sich durchsichtige Regenmäntel übergestreift, um die kostbaren Gardekostüme vor dem einsetzenden Nieselregen zu schützen. Obwohl sich das Wetter nicht gerade von seiner besten Seite zeigte, waren sowohl die Beteiligten als auch die Zuschauer am Straßenrand begeistert. "Karneval gehört dazu. Die Gröbziger lieben das", freute sich Danilo Gläsner-Müller. Der Umzug war ein Erlebnis für große und kleine Besucher.
Während die fünfjährige Jolyn fleißig die geworfenen Bonbons und Kaugummis aufsammelte, staunten ihre Eltern über die fantasievollen Kostüme der Karnevalisten. Als Mitglieder der Schalmeienkapelle Görzig sind sie in den Vorjahren stets Teil des Umzuges gewesen. Aufgrund zahlreicher erkrankter Musiker musste die Kapelle ihre Teilnahme in diesem Jahr allerdings absagen. Familie Röder konnte den Umzug so zum ersten Mal aus Zuschauersicht verfolgen und hatte ihre Freude daran.
Nicht weniger turbulent ging es Sonntagvormittag beim Umzug in Weißandt-Gölzau zu. Der hiesige Karnevalsclub hält diese Tradition seit Jahren am Leben und lockt immer wieder viele Narren in das Dorf.