Halbierte Kugelkoniferen Halbierte Kugelkoniferen: Stadt Aken lässt Bäume nach Beschwerde radikal verschneiden

Kühren - Da stehen sie nun, auf einer Seite grün und gut gewachsen, auf der anderen braun und kahl. Sieben Kugelkoniferen in Kühren, An der Mühle, haben ein sichtbar hartes Schicksal erlitten - ihr Wachstum wurde, zumindest einseitig, arg eingeschränkt. Zum Ärger von Ingeburg Kapuhs.
Die Kugelkoniferen-Reihe ist vor mehr als 20 Jahren auf dem Grünstreifen vor der Gerüstbaufirma ihres Sohnes gepflanzt worden. Nach dem Hochwasser 2013 sind zwei eingegangen, sieben stehen noch. Nur ergeben die übrig Gebliebenen eben kein schönes Bild mehr. Und das stört Ingeburg Kapuhs, Kührens Ortsbürgermeisterin.
Dabei ärgert sie mehr noch als das unschöne Ergebnis des Formschnitt-Eingriffs die Art und Weise. „Warum muss man da zig Briefe und E-Mails hin und her schicken? Warum kann man sich nicht treffen und einfach miteinander reden, bevor man so was Radikales macht?“ Doch miteinander gesprochen, wurde ihrer Meinung nach zu wenig.
Ein Bürger hatte sich bei der Stadt über die Bäume beschwert
Ein Bürger, weiß sie, hatte sich bei der Stadt beschwert, dass der Gehweg an der Mühle durch das ausladende Grün der Koniferen nur noch eingeschränkt passierbar sei. Die Ortsbürgermeisterin hatte von dieser Beschwerde erst keine Ahnung. Und kann die Art und Weise nicht nachvollziehen. „Es gehen da bestimmt Hundert Leute am Tag lang - nämlich keiner“, versucht sie der Situation sarkastisch zu begegnen. Das jedoch sei kein Argument, kontert die Stadt Aken.
Das erste Schreiben aus dem Rathaus erreichte die Firma im Dezember 2017. Verbunden mit dem Hinweis, dass es „mehrfach“ Anregungen und Beschwerden gegeben habe. Und mit der Aufforderung, man möge dafür Sorge tragen, dass die Koniferen gestutzt werden. „Das hätten wir auch getan“, versichert Ingeburg Kapuhs, aber nicht im Winter.
Die Stadt hingegen erwartete bis zum 31. Januar Vollzug. Doch aus Kühren, bestätigt der stellvertretende Akener Bürgermeister, Michael Zelinka, sei keine Reaktion gekommen. Beim ersten Anlauf seien die beiden Mitarbeiter des Bauhofes deshalb unverrichteter Dinge wieder zurückgekommen. Die Anwohner wollten sich offensichtlich selbst darum kümmern; das hätten sie den Mitarbeitern gegenüber so geäußert, erläutert Zelinka.
Die Stadt Aken sieht das Recht auf ihrer Seite
Nach Ostern schickte die Stadt ihre Mitarbeiter erneut nach Kühren, die dann zur Tat schritten. Weil das bei frostfreiem Wetter ohne weiteres möglich sei, begründet man die Aktion.
„Ich finde es unmöglich, dass man so etwas anweist“, empört sich Ingeburg Kapuhs. Wohl wissend, dass die Gesetzgebung aufseiten der Stadt Aken ist. „Den rechtlichen Bestimmungen entsprechend, sind Gehwege bis mindestens 2,50 Meter Höhe von überhängenden Ästen und Zweigen freizuhalten.“ So steht es in der Erwiderung der Stadt, nachdem sich Ingeburg Kapuhs über den ihrer Meinung nach unqualifizierten Formschnitt an den Koniferen beschwert hatte. Entscheidend sei das Lichtraumprofil. Kurzum: Die Koniferen ragten zu sehr in den Gehweg.
Hier sei es um ein paar Zentimeter gegangen, argumentiert Ingeburg Kapuhs - und das hätte man, so ihre Auffassung, vernünftig klären können.
„Wer im öffentlichen Raum etwas pflanzt, hat keinen Anspruch darauf“
Die Stadt betont, dass es sich um einen öffentlichen Weg handele, dessen „ungehinderte Passierbarkeit“ gegeben sein müsse. Man sei in der Pflicht, dies zu gewährleisten, erklärt Zelinka, und spricht bei dem Rückschnitt von einem „minimal möglichen Eingriff“, der notwendig gewesen sei.
„So kann es jedenfalls nicht bleiben“, findet Ingeburg Kapuhs. Doch was tun? Sie zuckt mit den Schultern, weiß es nicht. Die Stadt hofft wiederum, dass die Koniferen an den kahlen Stellen doch noch einmal austreiben. Aber: „Fakt ist, wer im öffentlichen Raum etwas pflanzt, hat keinen Anspruch darauf“, sagt der stellvertretende Bürgermeister. (mz)