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Grüne Weihnachten Grüne Weihnachten: Keine Spur von Väterchen Frost und Frau Holle

19.12.2015, 20:21
Weihnachtsmann auf grüner Wiese: Wer zu Weihnachten auf Schnee und Kälte hofft, wird enttäuscht.
Weihnachtsmann auf grüner Wiese: Wer zu Weihnachten auf Schnee und Kälte hofft, wird enttäuscht. Heiko Rebsch Lizenz

köthen - Nur noch fünf Tage bis Heiligabend und keine Spur von Väterchen Frost und Frau Holle. So richtige Feststimmung will da nicht aufkommen. Das Thermometer steigt am heutigen Sonnabend, laut Bauernkalender Festtag des Papstes Urban V., mit bürgerlichem Namen Guillaume Grimoard, bei einer leichten bis schwachen Brise (Windstärke 2 bis 3) aus südlicher Richtung zum Leidwesen der Anhänger einer weißen Weihnacht, der Schneeliebhaber und Wintersportler auf Werte um 13 Grad. Bei wechselnder Bewölkung wird „Klärchen“ 2 bis 3 Stunden zum Zuge kommen. Der Luftdruck fällt von 1024 auf 1020 hPa. In Sachen Niederschlag heißt es weitgehend „Fehlanzeige“.

Im Hinblick auf Papst Urban V. lehrt die Erfahrung in Erinnerung an richtige Winter: „Knistert um Urban im Kamin das Holz der Buchen, wirst du an Neujahr erst recht des warmen Ofens Nähe suchen“ und „Tut um Urban des Herdes Hitze gut, wärmt dich um Neujahr auch dessen heiße Glut“. Außerdem heißt es: „Musst du um Urban schon viel Feuerholz verbrennen, lernst du an Neujahr den Winter erst kennen“. Die Reime wirken in Anbetracht des für die Jahreszeit weit überdurchschnittlichen Wärmeangebots fehl am Platze.

Das Trauerspiel des Winters setzt sich fort, erreichen doch die Lufttemperaturen am Sonntag, an dem des heiligen Zephyrinus gedacht wird, für die sogenannte kalte Jahreszeit inakzeptable Werte. Kaum zu glauben, dass Höchstwerte um 12 Grad das vielleicht letzte Fünkchen Hoffnung auf Schnee an den Festtagen erlöschen lassen. In Verbindung mit einem meist trockenen Sonnenschein-Wolken-Mix, bei dem sich Frau Sonne 3 bis 4 Stunden in Szene kann, tritt der von Süd auf Südwest drehende Wind wieder als leichte bis schwache Brise in Erscheinung.

Sprüche besagen: „Wenn an Zephyrinus Nordostwind tobt, der Landmann ein weißes Christfest lobt“ und „Wenn Zephyrinus Schneeflocken über die Felder jagt, nach Stephani (26. Dezember) der Bauer sich aus der Stube kaum wagt, denn Kälte herrscht draußen vor dem Tor, dass im Walde die Wölfe heulen im Chor“ und „Haucht Zephyrinus Schneestaub über Wald und Feld, lässt glitzern er zum Christfest die Welt“.

An der Großwetterlage ändert sich auch zu Wochenbeginn nicht viel. So wird sich der Montag, der dem „ungläubigen“ Thomas gewidmet ist, „wettertechnisch“ durch einen Luftdruckanstieg auf 1026 hPa, einen wolkigen Himmel, aus dem am späten Nachmittag ein paar Tropen Regen fallen dürften, 2 bis 3 Stunden Sonnenschein, eine schwache Brise (Windstärke 3) aus südwestlicher Richtung und Höchsttemperaturen um 11 Grad auszeichnen.

Thomas erlitt im Jahre 72 nahe dem indischen Mailapur, dem heutigen Madras, das Martyrium. Er wurde dort mit einer Lanze oder einem Schwert heimtückisch niedergestochen. Die Bezeichnung „ungläubiger“ Thomas kann folgendermaßen erklärt werden: Am Tage, als sich der Auferstandene den Aposteln zeigte, war Thomas nicht zugegen.

Da Thomas Zweifel hegte, verlangte er die Wundmale Jesu zu sehen, aber auch berühren zu dürfen. Einige Tage später, als der Auferstandene wieder erschien, konnte sich Thomas von der Richtigkeit der Aussagen der anderen Apostel überzeugen.

Der Landmann reimt: „Lässt der Winter um Thomas seine Muskeln spielen, will er auf ein weißes Christfest abzielen“ und „Wenn um Thomas das Wasser in den Pfützen gefriert, viel Schnee Dach und Baum zur Weihnachtszeit ziert“. Da uns Thomas weder verschneit, noch frostig begegnet, lassen sich auch diese Reime zu Prognosezwecken nicht nutzen. Gesetzt den Fall, dass es von Thomas bis Heiligabend schneien würde, unterstreicht jedoch ein Spruch: „Wenn von Thomas bis Heiligabend der Winter Schnee gebar, bringt Stephan die weiße Pracht in Gefahr“.

Der Traum von einer weißen Weihnacht wird im Tiefland zumeist jedoch durch die Realität einer grünen Weihnacht ernüchtert. Schuld daran ist eine Mitte des letzten Dezemberdrittels auftretende Witterungsperiode, während der sogar in den höheren Lagen der Mittelgebirge ein zumindest teilweises Abschmelzen der Schneedecke erwartet werden muss. Dieser als „Weihnachtstauwetter“ bekannte Regelfall tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin 72 Prozent auf.

Am Dienstag wird das Namensfest von Honoratus begangen. In Bezug auf den heiligen Honoratus reimte der Landmann: „Glitzern Eisblumen zu Honoratus an den Fensterscheiben, wird der Winter auch zum Christfest bleiben“ und „Erfreut Honoratus der Eisblumen Wachsen und Blühen, wird Väterchen Frost sich auch zum Christfest bemühen“.

Diese Regeln blenden, sofern sich Honoratus in winterlichem Gewand zeigen würde, in Anbetracht der anhaltenden Zufuhr milder Luftmassen aber ad acta zu legen sind, die Gefahr des Weihnachtstauwetters aus.

Honoratus zeigt sich in diesem Jahr bei weiterhin südwestlichem Wind in Gestalt einer schwachen bis mäßigen Brise, was viel über die bisherige Schwäche des Winters im Monat Dezember aussagt, und stärkerer Bewölkung, die nur zwei Stunden Sonnenschein zulässt, sehr mild. So vermag die Quecksilbersäule auf Werte um 10 Grad, im Harz um 8 Grad zu klettern.
Für viele Menschen sind die Weihnachtsfeiertage, wenn sie mit Temperaturen unter Null und einer tief verschneiten Landschaft einhergehen, von besonderem Reiz und bleiben lange in ihrem Gedächtnis haften. Dass es einen Dezember, wie er 1969 und 2010 zu erleben war, im Jahr 2015 nicht geben würde, stand schon zu Beginn der zweiten Monatsdekade fest.
Auch in der bevorstehenden Nacht brauchen sich Rehe und Hasen nicht ängstigen, sinkt doch das Thermometer bei immer noch südwestlichem Wind in Gestalt einer leichten bis schwachen Brise und zeitweise auflockernder Bewölkung auf Werte um 6 Grad. Es bleibt auf der Mehrzahl der Standorte niederschlagsfrei. Auch an den Folgetagen hält der Zustrom verhältnismäßig milder Luftmassen an. So stehen für den Mittwoch Lufttemperaturmaxima um 12 Grad in Aussicht, während an Heiligabend sowie am ersten und zweiten Feiertag Werte im Bereich der 10-Grad-Marke als Höchsttemperaturen zu erwarten sind. (mz)