Gegen Isolation durch Corona Gegen Isolation durch Corona: Kinder in Radegast grüßen mit Regenbögen ihre Freunde

Radegast - „Normalerweise“, erzählt Lisa Schöppe, „würden wir jetzt mitten in den Vorbereitungen für Ostern stecken.“ Doch aus der groß angelegten Einweihung von Basketball-Zwinger, Halfpipe und Seilbahn am Spielplatz in Radegast (Südliches Anhalt) wird nichts. Das Virus legt alles lahm. Es wird kein Osterfeuer geben. Also auch kein Fest. Entsprechend gedrückt ist die Stimmung im Verein „Radegast (be)leben“ - und vor allem unter den Jugendlichen.
Seit Monaten engagieren sich die Vereinsmitglieder Lisa Schöppe und Annett Zick gemeinsam mit der Jugend im Ort, um den Platz an der Feuerwehr zu gestalten. Sie sammeln Ideen für die jugendfreundliche Platzgestaltung, reden, diskutieren, organisieren, planen. Erst sind die Kleinen dran gewesen, die sich seit kurzem über ihren Sandkasten freuen dürfen, nun will man auch etwas für die etwas Älteren tun.
Das Jugendprojekt nimmt richtig Fahrt auf, „am Wochenende hätten wir unseren Arbeitseinsatz gehabt“. Der nicht stattfinden kann, weil alle zu Hause bleiben sollen. Eine Situation, mit der nicht nur die Radegaster umgehen müssen. „Es ist schon deprimierend“, sagt Lisa Schöppe. Doch so einfach will man sich der Corona-Krise nicht geschlagen geben. Also unternimmt der Verein etwas gegen die häusliche Langeweile.
„Die Regenbögen sind ein Zeichen für die Kinder, dass ihre Freunde da sind“
Eine Anwohnerin, schildert Lisa Schöppe, habe sie auf eine Regenbogen-Aktion aufmerksam gemacht, die sie in den sozialen Medien gesehen hatte. „Schöne Idee“, findet die Grafikdesignerin und bringt spontan „einen freundlichen Radegaster Regenbogen“ aufs Papier. Der Verein verbreitet das Motiv seit ein paar Tagen unter den Familien im Ort. Es kann ausgedruckt und dann von den Kindern zu Hause ausgemalt werden. Mittlerweile hängen einige farbenfrohe Regenbögen an den Haustüren und in Fenstern - nicht nur in Radegast. Auch in anderen Orten des Landkreises stößt die Idee auf Begeisterung.
„Die Regenbögen sind ein Zeichen für die Kinder, dass ihre Freunde da sind, auch wenn sie gerade nicht miteinander spielen können.“ Außerdem sei es gerade ziemlich wichtig, die Kinder bei Laune zu halten und sinnvoll zu beschäftigen, weiß die zweifache Mutter. Ihre Töchter sind drei und sechs Jahre alt. An den Vormittagen sei Zeit zum Malen, Basteln, Kneten, an den Nachmittagen gehe die Familie oft in den Garten.
Lisa Schöppe und ihre Mitstreiter im Verein hoffen, dass die bunt ausgemalten und sichtbar angebrachten Regenbögen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit schaffen. Und ein bisschen Mut machen.
Keiner weiß, wann es weitergeht, wann Normalität zurückkehrt
Auch wenn man sich nicht sehen kann, funktioniert die Kommunikation unter den Eltern und im Verein gut. Man höre oder schreibe sich fast täglich und sei so immer auf dem Laufenden, wie es weiter geht oder ob jemand Hilfe braucht. „Wir wissen alle, dass wir diese Zeit jetzt irgendwie überstehen müssen - und dann geht es hoffentlich bald auch wieder weiter.“
Vor allem mit dem Jugendprojekt in Radegast. Alles, was man für den Basketball-Zwinger, die Halfpipe und die Seilbahn braucht, ist da. An zupackenden Helfern fehlt es auch nicht. Der Bauhof der Stadt Südliches Anhalt hätte bei den letzten Feinheiten auch unterstützt. Jetzt könnte der Platz hergerichtet werden, damit sich die Radegaster Jugend hier verwirklichen kann und am Ende wohlfühlt - „und plötzlich steht alles still“.
Keiner weiß, wann es weitergeht, wann Normalität zurückkehrt. „Deshalb können wir auch kein Datum sagen.“ Lisa Schöppe hofft allerdings, dass man den Platz der jungen Leute in Radegast mit einem tollen Sommerfest einweihen kann. Und bis dahin gilt: Zu Hause bleiben. Und vielleicht einen Regenbogen ausmalen. Oder für die älteren Menschen im Ort Einkäufe erledigen. Die Mitglieder von „Radegast (be)leben“ sitzen in den Startlöchern. (mz)
Wer in Radegast Hilfe braucht, kann sich unter 0157/35138442 melden Helfernetzwerke haben sich auch andernorts bereits gebildet, wie in Köthen oder Aken.