Für die Gäste lag reichlich Material zum Pfropfen bereit
Elsdorf/MZ. - Kenner und Laien gleichermaßen waren kürzlich auf Rupperts Apfelplantage am Rand von Elsdorf versammelt, wo der Pomologe einmal mehr zur Obstreiserbörse eingeladen hatte, die diesmal im Anschluss an das Pflanzen des 1000. Baumes für die benachbarte historische Obstallee stattfand. Und Ruppert hatte wieder reichlich für Pfropf-Material gesorgt - Altbekanntes lag ebenso parat wie neuere Sorten; Ruppert ist nicht umsonst immer wieder in einer Vielzahl von Baumschulen und Instituten unterwegs.
Und macht seine Plantage gern zum Marktplatz für Hobbygärtner. "Hier, das ist der Topas. Da habe ich gedacht, alle reißen sich drum, den habe ich bündelweise geschnitten", preist er eine neuere Apfelsorte an. "Die gibt es schon von Schweden bis Südafrika. Hat tollen Saft, ist süß." Fragen zur Lagerfähigkeit des Apfels kann Ruppert nur ansatzweise beantworten. "Bis März, denke ich. Aber bei uns ist er alle, wir haben alle aufgegessen." Was Heiterkeit hervorruft.
So kriegt man Neugierige. Die Reiser werden begutachtet, in Plastiktüten gesteckt. Der Finanzaufwand ist Null - für die Reiser nimmt Ruppert nichts. Nur wer mag, kann etwas spenden für die Obstallee, da wird man auch künftig Mittel brauchen.
Hans Zander hat sich "Topas" mitgenommen, "und eine andere Sorte". Der Mann aus Fraßdorf ist kein Züchter, sondern "ich habe das als Hobby, nur ein bisschen". Manches von dem, was er aufgepfropft hat, ist angewachsen, manches nicht. "Aber hier kann ich gleich mal fragen, wie ich es am besten hinbekomme."
Die Vermittlung von Wissen über Obstbäume und ihre Behandlung ist ein Hauptgrund für die Besucher, nach Elsdorf zu Ruppert zu kommen. Burkhard Bläsing aus Susigke ist schon zum fünften Mal auf der Reiserbörse. Ihm geht es wie Zander - nicht alles klappt auf An-
hieb. "Mit Uta hat es zum Beispiel nicht funktioniert", sagt er, womit er nicht etwa eine Frau meint, sondern eine Birnensorte. Nun will er es noch mal versuchen und blättert sicherheitshalber noch mal in der Literatur, die Ruppert auf den Tischen ausgelegt hat. Mit dem, was er in Elsdorf all die Jahre bekommen hat, ist er zufrieden. "Das ist schon ein Unterschied zum Baumarkt."
Mit Prof. Wolfgang Damisch und Georg Kratzsch sind zwei ehemalige Getreideforscher aus Bernburg zur Börse gekommen. Die beiden älteren Herren sind aber auch Obstexperten: Damisch beispielsweise hat 40 Bäume auf seinem Grundstück stehen, und beiden macht die Fachsimpelei mit Ruppert offensichtlich Vergnügen. Da geht es um Unterlagen, um Pflanzenschutz, um Säure und Lagerfähigkeit.
Mit von der Partie ist an diesem Samstag auch der Pomologennachwuchs in Gestalt von drei Ruppert-Enkeln. Die Knirpse sollen sich gegebenenfalls um den Laptop kümmern, in den Ruppert Megabits von Informationen zu Äpfeln und Birnen gespeichert hat. In erster Linie freilich haben Jann, Daniel und Tim ihren Spaß an dem Ausflug, tollen ein bisschen herum und lassen Computer Computer sein.
Doch mit Obst kennen sie sich auch schon ganz schön aus. Daniel, der auf die Evangelische Grundschule geht, hofft dabei immer noch darauf, dass auf dem freien Platz am Magdeburger Turm gegenüber der Schule vielleicht doch noch Obstbäume gepflanzt werden. "Drei Stück", sagt er und grient: "Dann können wir uns in der Pause schnell 'nen Apfel holen." In der Schule haben sich die Schüler darüber schon Gedanken gemacht und Entwürfe gezeichnet.
Eine unmögliche Vorstellung ist das nicht. Die Homöopathie- und Wissenschaftsservice GmbH sucht nach Ideen für die Gestaltung des Terrains, einem Bindeglied auf dem Weg zwischen Hahnemannhaus und Lutzeklinik. Rupperts Vorschlag: Dort könnte tatsächlich ein Ruheplatz entstehen unter Obstbäumen mit historischen Sorten. Eine kleine Streuobstwiese in der Stadt hätte schon Charme...