Freibad Quellendorf Freibad Quellendorf: Eine Freizeiteinrichtung im Dornröschenschlaf

Quellendorf - „Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein...“ Vielleicht hat man seinerzeit in Quellendorf auch dieses Lied von Conny Froboess gesungen.
Freilich in abgewandelter Form. Denn zum Wannsee konnte man damals nicht, jedenfalls nicht bis zum Herbst 1989. Dafür konnten die Quellendorfer aber in ihr Freibad gehen, das sich in der Sommerzeit immer großer Beliebtheit erfreute.
Das ist lange her. Im Sommer 2003 erlebte das Freibad seine letzte Saison. Danach gelang es aus verschiedenen Gründen nicht mehr, den Badebetrieb fortzuführen. „Darüber waren viele Einwohner, insbesondere natürlich die Kinder, sehr traurig“, berichtete Ortsbürgermeisterin Doris Zimmermann.
Freibad im Dornröschenschlaf
An die Glanzzeiten erinnert heute nichts mehr. Das Freibad ist in einen Dornröschenschlaf verfallen, aus dem es wohl nicht mehr erwachen wird. Im Becken steht noch etwas Wasser, vielleicht einen halben Meter hoch.
Irgendwelche Leute haben hier klammheimlich Müll, Kühlschränke und Möbel hineingeworfen. Grüne Frösche planschen im Wasser, blaue Libellen schwirren herum. Am Sprungturm blättert die Farbe ab, sind viele rostige Stellen zu sehen. Auf der Liegewiese steht das Gras hoch, die Natur erobert sich das Freibad.
„Zweimal im Jahr lasse ich den Rasen mähen. Mehr machen wir nicht mehr“, sagt Doris Zimmermann. Froh ist sie zumindest, dass sich dank der Einzäunung der Vandalismus auf dem Gelände halbwegs in Grenzen hält.
Freibad Quellendorf war über viele Jahre ein beliebter Anlaufpunkt
Dabei hat das Freibad schöne Zeiten erlebt, an die sich Doris Zimmermann gern erinnert. Errichtet wurde es von 1974 bis 1979 im sogenannten Nationalen Aufbauwerk NAW. Viele Betriebe halfen mit Technik und Material, die Quellendorfer leisteten ungezählte Aufbaustunden.
Mit dem Freibad ging ein großer Wunsch der Einwohner in Erfüllung. Doris Zimmermann denkt an ihre Schulzeit in den 60er Jahren zurück. „Wir wurden damals aufgefordert, unsere Wünsche für die Zukunft aufzuschreiben. Viele Schüler schrieben ein Freibad auf ihre Liste“, erzählte die Ortsbürgermeisterin.
Dieser Wunsch sei dann zur großen Freude der Bevölkerung in Erfüllung gegangen. Nicht nur die Quellendorfer nahmen das Freibad schnell in Besitz, auch Menschen der umliegenden Dörfer sowie aus Köthen und Dessau kamen hierher, um sich zu erholen.
„Es war alles da, was man von einem Freibad erwartet“
Es war ein Paradies für die ganze Familie. „Meine Kinder haben hier schwimmen gelernt. Und in den Sommerferien waren sie bis auf den Urlaub so ziemlich jeden Tag im Freibad“, schilderte die Ortsbürgermeisterin.
Während die Kinder kaum aus dem Wasser zu kriegen waren, erholten sich die Erwachsenen an schattigen Plätzen. Ein Sandspielplatz für die Kinder war vorhaben, eine Naturkegelbahn, dazu Toiletten und Umkleidekabinen. Am Kiosk gab es Würstchen, Eis und Pommes. „Es war alles da, was man von einem Freibad erwartet.“
Sanierungsstau nach über 20 Jahren war nicht mehr zu refinanzieren
All die Jahre war die Gemeinde Betreiber des Bades, zuletzt war es verpachtet. Nach über 20 Jahren hatte sich allerdings auch ein Sanierungsstau aufgebaut. „Vor allem musste die Filteranlage erneuert werden, was etwa 150.000 Mark gekostet hätte“, berichtete die Ortsbürgermeisterin.
Dieses Geld habe die Gemeinde nicht mehr aufbringen können. Und es gab noch anderweitig Bedarf. Eine neues Feuerwehrhaus wurde benötigt, an Schule und Kindergarten waren Sanierungen erforderlich.
„Und in den umliegenden Dörfern waren die Gemeinderäte nicht bereit, sich an der Finanzierung des Bades zu beteiligen.“ Auch ein Verein, dem das Bad hätte übertragen werden können, fand sich nicht. Im Jahr 2004 machte das Bad nicht mehr auf.
Dreharbeiten im stillgelegten Freibad
Nur noch einmal herrschte im Badebecken viel Betrieb - bei den Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal - Die Flut“ mit Wolfgang Stumph und Robert Atzorn in den Hauptrollen. Gedreht wurde im Juli. Und die Filmemacher waren froh, ein stillgelegtes Freibad gefunden zu haben. Denn zur Hauptsaison hätte wohl kaum eine Kommune ihr Bad eine Woche lang für Dreharbeiten hergegeben.
Was wird nun mit dem Freibad? Doris Zimmermann vermag es nicht genau zu sagen. „Es gibt nur Überlegungen, aber kein Konzept.“ Das Becken verfüllen oder alles abreißen, beides wäre vorstellbar. Doch wer soll das bezahlen? (mz)

