Erdbeerzeit in Köthen Erdbeerzeit in Köthen: Rot, süß, saftig

köthen/MZ - Es ist ein Blickfang in der Landschaft. Nicht nur, weil dort alles zum Blickfang wird, was sich zwei Meter über den Boden erhebt, sondern vor allem, weil es so schön rot leuchtet. Rot und verheißungsvoll, denn das Häuschen signalisiert nicht nur durch Farbe, sondern auch durch Form: Hier gibt es leckere Früchte.
Erdbeeren nämlich. „Einmal selbst pflücken?“, fragt Heike Richter und lugt aus ihrer auffälligen Verkaufseinrichtung. Sie reicht einer jungen Familie ein Flechtkörbchen. Und gibt einen Ratschlag: „Ganz hinten, vor allem in der Ecke, da sind noch sehr viele Schöne.“
Schon viel Zulauf
Heike Richter kennt sich aus, verkauft sie doch bereits in ihrer sechsten Saison die süßen Früchtchen. Sie gehören zur Firma Jägers Erdbeergarten KG, die ihren Hauptsitz in Groß Rosenburg hat – und an acht Standorten Selbstpflück-Plantagen betreibt. Obwohl der Verkauf erst seit der letzten Maiwoche läuft, sei die Saisonarbeiterin bisher mit dem Zulauf sehr zufrieden. „Der Verkauf ist im vollen Gange und schon viele waren bei uns“, sagt die 51-Jährige aus Sachsendor. Allein heute habe sie bereits über 160 Kilo Erdbeeren an Mann, Frau und Kind gebracht – und dabei ist erst früher Nachmittag. „Jeden Morgen bekomme ich frisch geerntete Erdbeeren geliefert, die wir dann an diejenigen verkaufen, die nicht selbst pflücken wollen“, informiert sie.
Die Saison geht ohne Zweifel sehr gut los - ganz anders als 2013. Da war um diese Zeit noch nicht annähernd daran zu denken gewesen, Erdbeeren zu ernten. Erst Mitte Juni, rund einen Monat nach dem sonst üblichen Erntebeginn, waren die Früchte reif. „Der lange Winter, das Hochwasser, der viele Regen und Unwetter, das war ein recht schlechtes Jahr“, erinnert sich die Verkäuferin an 2013. Nicht nur ein später Anfang, auch ein viel zu frühes Ende ließen die Verkaufszahlen einbrechen. Aber solche Jahre gebe es eben auch, denn das Geschäft mit den Erdbeeren sei wetterabhängig.
Von 8 Uhr morgens bis abends um sieben, Montag bis Sonntag, ist die Ernte möglich. In den Morgenstunden und zum späten Nachmittag – das seien die Hoch-Zeiten, weiß die Frau aus dem Salzlandkreis. Ob Alleinstehender, Familien mit Kindern oder Rentner, jeder komme vorbei. „Viele der Kunden kommen regelmäßig mehrmals in der Woche, und das bereits seit vielen Jahren. Man kennt sich schon gut“, so Heike Richter. Zwar seien die Erdbeeren etwas teurer als im Supermarkt, „aber viele geben gerne einen Euro mehr aus und bekommen dafür sehr gute Qualität“, teilt Heike Richter ihre Erfahrungen mit. Und wer nicht die Katze im Sack kaufen möchte, darf sich bei einer Probe-Erdbeere gerne selbst überzeugen.
Da greift auch Christiane Rauh gerne zu. „Sehr lecker“, lautet das Fazit der Wörbzigerin. Sie fahre hier jeden Tag lang, wenn sie von Arbeit aus Köthen komme, und heute hat sie das erste Mal am Häuschen angehalten. „Ich dachte mir, ich bringe mal ein paar Erdbeeren für meine Kinder mit.“
Anders als die Wörbzigerin hat sich Kristina Vollstädt gemeinsam mit ihrem Enkel Leo dazu entschlossen, auf dem großen Feld die Erdbeeren selbst zu pflücken – wie jedes Jahr. „Mir ist es wichtig, dass die Kinder sehen, woher die Früchte kommen“, meint sie, „die Erdbeeren sind nicht überspritzt, sie sind frisch und schmecken sehr gut. Ich schätze das sehr.“ Leo pflichtet Oma bei: „Sie sind lecker und das Pflücken macht viel Spaß.“
Nichts Schöneres
Otto Kretschmann ist ein Stammkunde von Heike Richter. Von der Qualität der Früchte ist der Rentner dieses Jahr besonders überzeugt: „Sie sind sehr schön süß.“ Er hole seine Erdbeeren nur vom Feld zwischen Köthen und Wülknitz während der Saison, ansonsten verzichte er auf die rote Leckerei. „Außerdem gibt´s nichts Schöneres als selber zu ernten“, weiß der Köthener. Und wenn die Schale alle ist, dann wird gleich eine neue geholt.
Und Verkäuferin Heike Richter? Obwohl sie tagtäglich mit den Früchten zu tun hat, wird sie ihrer nie überdrüssig. „Ich esse sie sehr gerne und bringe sie auch meinen Verwandten mit.“ Und ein Schälchen frische Erdbeeren mit Sahnehäubchen – „das ist meine Lieblingsspeise im Sommer.“
