Elf Tonnen Energie Elf Tonnen Energie: Neues Blockheizkraftwerk für Fernwärme in Köthener Rüsternbreite

Köthen - Technik, die begeistert. Zum Beispiel, wenn man dabei zuschauen kann, wie ein ungefähr 11.200 Kilogramm schweres Eisenmonstrum mit Hilfe eines baumarktüblichen Akkuschraubers, einer simplen Winde mit Umlenkrolle, einigen stabilen Kunststoffrollen und ein paar Metern Stahlseil millimeterweise dorthin gezogen wird, wo es seine Endposition finden soll.
Nämlich in einer Halle der Köthen Energie an der Lelitzer Straße - das blaulackierte Monstrum ist nicht mehr und nicht weniger als ein Blockheizkraftwerk (BHKW), mit dem der Versorger künftig Wohnungen in der nahe gelegenen Rüsternbreite beheizen will. „Fernwärme statt Nachtspeicheröfen“, bringt es Falk Hawig knapp auf den kleinsten Nenner.
Hawig ist Geschäftsführer der Köthen Energie und für ihn ist der Aufbau des neuen Blockheizkraftwerkes in ganz spezieller Weise ein besonderer Moment. Vor gut fünf Jahren hat Hawig seinen Job in Köthen angetreten und eine seiner frühen Amtshandlungen war es, die Zentralisierung der Fernwärmeversorgung in der Lelitzer Straße einzuleiten - mit der Installation eines 3,5-Megawatt-Gas-Kessels.
Mit der Installation des Heizkraftwerkes will Köthen Energie neue Bereiche für die Fernwärme erschließen
Diesmal bringt der Kessel der Mannheimer Firma MWM zwar „nur“ ein Megawatt Leistung für die Kundschaft in der Rüsternbreite mit sich, dafür aber hat er für das Unternehmen besondere Bedeutung. Denn mit der Installation des MWM-Heizkraftwerkes will Köthen Energie neue Bereiche in der Plattenbausiedlung für die Fernwärme erschließen. „Dieses BHKW“, so Hawig, „wird dafür sorgen, dass der Block in der Adolf-Kolping-Straße, den die Wohnungsgesellschaft derzeit umbaut, künftig mit Fernwärme beheizt wird.“
Das ist mehr als nur eine ökonomische Entscheidung. Die Umstellung der Heizung auf erdgaserzeugte Fernwärme hilft dem Bauherren, also der WGK, dabei die im Energiesammelgesetz festgeschriebenen Forderungen zu erfüllen. Und es vermeidet mietkostendämpfend zusätzliche Investitionen in die Erzeugung regenerativer Energien.
Dagegen investiert Köthen Energie, eine 100-prozentige Tochter der MVV Energie AG in Mannheim, rund eine Million Euro in das neue Heizwerk und in die Leitungen, die notwendig werden, um die Wärme bis in die Wohnungen zu bringen. „Die Entscheidung über diese Investition haben wir natürlich nicht spontan, sondern nach sorgfältiger Abwägung der Rahmenbedingungen getroffen.
Wir haben im Mai oder Juni 2018 mit den ersten Überlegungen zu der Investition begonnen“, blickt der KE- Geschäftsführer zurück. Immerhin müsse das Projekt auch unter den kritischen Augen des MVV-Vorstandes Bestand haben - „und da wägt man vorher verschiedene Varianten ab“. Etwa, ob an Stelle des Blockheizkraftwerkes auch Industrieabwärme oder Solarthermie Anwendung finden könnten.
Das Projekt „Fernwärme für die Kolpingstraße“ soll auch Überzeugungskraft entwickeln
Das Blockheizkraftwerk soll bis zum Jahresende so weit sein, Wärme zu liefern. Und Strom. Dazu freilich müssen erst noch die notwendigen Leitungen verlegt werden. Der Kopplungspunkt dafür liegt in der Krähenbergstraße. Bis dahin reicht die bereits existierende Wärmeleitung, die nun mit Nennweite 65 um etwas weniger als 200 Meter in die Kolpingstraße hinein verlängert werden soll. „Dabei ist eine Straßenquerung notwendig“, sagt Falk Hawig. Die Arbeiten dazu sollen in den Herbstferien erledigt werden, um nicht den Schulbusverkehr zu beeinträchtigen.
Für Hawig ist das BHKW aber mehr. Das Projekt „Fernwärme für die Kolpingstraße“ soll auch dahingehend Überzeugungskraft entwickeln, dass künftig weitere Wohnblocks mit Fernwärme versorgt werden. Nicht nur Blocks der WGK, sondern im Gespräch ist man auch mit den Wohnstätten, denen entlang der Anhaltischen Straße einige Eingänge gehören, die ihre Wärme noch von in die Jahre gekommenen Nachtspeicheröfen erhalten.
Die Gas-Heizkraftwerke der Köthen Energie könnten rund 2.000 Haushalte mit Wärme versorgen
Man könne genau genommen alle Haushalte in der Rüsternbreite mit Fernwärme versorgen, rechnet Hawig vor. Die Köthen Energie verfüge über Gas-Heizkraftwerke rund sieben Megawatt Leistung - hinreichend um die rund 2.000 Haushalte in dem Stadtviertel mit Wärme zu versorgen. Das neue Heizkraftwerk allein könnte im Sommer die gesamte Rüsternbreite mit Warmwasser beliefern.
Hawig betont vor allem die Energieeffizienz der Gas-Heizkraftwerke. Die sorge unter anderem dafür, dass das Vorhaben auch durch den Bund gefördert werde. „Wodurch sich das Ganze letztlich für alle Beteiligten rechnet - für die Köthen Energie, für die WGK als unseren Wärmekunden und nicht zu vergessen auch für die Mieter.“ (mz)

