Einzel- statt Doppelzimmer Einzel- statt Doppelzimmer: Neue Verordnung setzt städtisches Pflegeheim in Köthen unter Zugzwang

Köthen - So richtig glücklich war Silvana Rudel mit der Entscheidung im Fachausschuss nicht. Der hatte sich nämlich eher skeptisch gezeigt, als es darum ging, das von Rudel geleitete städtische Köthener Pflegeheim am Lutzepark erweitern zu lassen. Rudel hatte das Thema im Rahmen einer Änderung des Wirtschaftsplans 2019 auf die Tagesordnung gebracht, war damit allerdings auf wenig Gegenliebe gestoßen. Was dazu führte, das Thema erst einmal zurückzustellen.
Was freilich nicht bedeuten kann, die Entscheidung auf die ganz lange Bank zu schieben. Für das Pflegeheim ist die Erweiterung kein Selbstzweck, sondern - nüchtern betrachtet - überlebensnotwendig.
Denn das Haus, vor rund 20 Jahren gebaut, muss seine Einzelzimmerquote erhöhen. Was daran liegt, dass es seit August des zurückliegenden Jahres in Sachsen-Anhalt den Entwurf einer Verordnung gibt, die die baulichen Mindestanforderungen für stationäre Einrichtungen neu definiert. Knackpunkt dabei: Jede dieser Einrichtungen, also auch das Pflegeheim am Lutzepark, soll künftig mindestens 80 Prozent Einzelzimmer zur Verfügung stellen. „Und wir liegen derzeit bei etwa 63 Prozent“, so Silvana Rudel.
Das Pflegeheim kann faktisch nur zwei Dinge tun
Zwar ist die Verordnung noch in der Abstimmungsphase, aber erkennbar sei, so hieß es auch in der Ausschusssitzung, dass zumindest für die vorgeschlagene Einzelzimmerquote keine Änderungen zu erwarten seien.
Das Pflegeheim kann also faktisch nur zwei Dinge tun: Es kann sich mit einem Anbau (und Einzelzimmern) erweitern, um auf den prozentual passenden Anteil zu kommen. Oder es macht aus existierenden Doppelzimmern Einzelzimmer, um das Ziel auf diesem Wege zu erreichen.
Was freilich das Heim in eine ökonomische Zwangslage bringen würde, indem dann trotz weniger Bewohnern mindestens genau so hohe Einnahmen wie mit der derzeitigen Belegung generiert werden müssten. Was faktisch aussichtslos ist, wie Silvana Rudel deutlich machte. „Seit 2018 ist erkennbar“, so die Leiterin in der Begründung dafür, jetzt schon Planungsleistungen für die Erweiterung zu vergeben, „dass der durchschnittliche Pflegegrad gesunken ist.“ Und zwar unter die geplanten Pflegegrade - wodurch auch die Einnahmen gesunken sind. Dadurch komme es zu einer Veränderung der Bewohnerstruktur mit entsprechenden wirtschaftlichen Konsequenzen.
Aktuell verfügt das Pflegeheim über 51 Einzel- und 15 Doppelzimmer
Aktuell verfügt das Pflegeheim über 51 Einzel- und 15 Doppelzimmer. Von den 15 Doppelzimmern wolle man drei behalten, um sie Ehepaaren zur Verfügung zu stellen, rechnet Rudel vor, zwei weitere Doppelzimmer sollten zu Therapieräumen umgestaltet werden, die man zum Beispiel für die Betreuung dementer Heimbewohner benötigt. Der Rest solle zu Einzelzimmern werden.
Zu denen es eine wachsende Nachfrage gebe. „Wir haben eine lange Warteliste für Einzelzimmer“, beschreibt die Heimleiterin die Situation. Auch dies habe dazu beigetragen, sich intensiv mit der räumlichen Zukunft des Hauses zu beschäftigen. „Es zeigt sich, dass ältere Menschen, die jahrelang allein gelebt haben, nicht mehr gewillt sind, ihren Lebensabend mit einer fremden Person räumlich zu teilen.“
Die Vorplanung für den Anbau koste aber Geld, das in den Wirtschaftsplan eingestellt gehöre. Man habe sich für die Vorplanung - auch zur Darstellung der Gesamtkosten - Angebote von vier Büros vorlegen lassen: Danach steht fest, dass man in etwa 20.000 Euro dafür benötigen wird. (mz)