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Ein großes Haus für Alt und Jung

Von Wladimir Kleschtschow 10.09.2006, 16:58

Görzig/MZ. - Eine solche Stätte soll in Görzig in dem Schulgebäude entstehen. Seitdem der Ort keine Sekundarschule mehr, sondern nur noch eine Grundschule hat, ist hier viel Platz übrig. So beschloss die Gemeinde, hier den Hort einzuquartieren, der in den letzten Jahren im Kindergarten untergebracht war. Dafür steht nun eine ganze Etage zur Verfügung. Zuvor wurde sie gründlich renoviert.

Hortleiterin Manuela Nöhrhoff ist mit dem neuen Domizil sehr zufrieden. "In den alten Räumen wurde es zu eng", sagt sie. "Hier haben wir auch einen schönen Spielplatz." Frau Nöhrhoff dankte vielen Eltern und anderen Helfern, die bei der Sanierung halfen und Material sowie Spielzeug spendeten.

Vor rund fünf Jahren hatte die Gemeinde den Hort in die Awo-Trägerschaft übergeben. "Damals ging die Zahl der Kinder zurück", so Bürgermeister Eckehard Kniestedt. "Jetzt haben wir in Görzig einen Baby-Boom." Waren 2005 13 Kinder eingeschult worden, so seien dieses Jahr bereits 25 neue Schüler hinzugekommen. Den Hort besuchen 45 Kinder. Die Gemeinde kümmert sich wieder selbst um die Einrichtung.

Die Ursachen für die wachsende Zahl der Kinder kennt der Bürgermeister nicht. "Wir haben jedenfalls keine Stromsperre verhängt", scherzt er. Vielleicht habe das Klima des Miteinanders im Dorf dazu beigetragen, vermutet Kniestedt. Immerhin leben in Görzig viele junge Menschen, der Rückgang der Bevölkerung halte sich in Grenzen. "Wenn im Ort ein Haus frei wird, so wird es schon bald wieder bezogen", so der Bürgermeister. "Wir haben kaum Leerstand."

Bei der Einweihung gab es einen Rundgang durch die Horträume. Zuerst demonstrierte Kniestedt den Gästen die Toiletten in der Schule, auf die Görzig sehr stolz ist. Sie sind an Stelle der alten entstanden, die marode waren. Für den Umbau und die Installation hat die Gemeinde 130 000 Euro ausgegeben. "Das haben wir allein getragen. Fördergelder gab es nicht", betont Kniestedt.

Diese Investition nahm die Gemeinde mit einem Blick in die Zukunft vor. Denn sowohl der Hort als auch die neuen Toiletten sind Bestandteile eines ins Auge gefassten Mehrgenerationenhauses. Laut einem Konzept, das Görzig einreichte, sollen im Schulgebäude, das die Gemeinde vor drei Jahren vom Landkreis zu einem symbolischen Preis erwarb, unter anderem über 20 Räume zum betreuten Wohnen von Senioren entstehen.

"Ältere Menschen sollen nicht in ein Altersheim wo anders hin gehen, sondern im Ort bleiben", meinen Klaus Hausmann und Frank Junkert, die das Konzept entwickelten. Ältere Menschen sollen in den Räumen auch zeitweilig wohnen können, wenn Familienmitglieder, die sie betreuen, zum Beispiel im Urlaub sind. Auch ein mobiler DRK-Stützpunkt könnte in der Schule untergebracht werden. Kontakte zwischen Jüngeren und Älteren sollen im Mehrgenerationenhaus gefördert werden.

Um aus der Schule ein solches Haus zu machen, sind ein umfangreicher Umbau und damit Investitionen erforderlich. Deshalb hofft die Gemeinde, dass ihr Projekt im Bundesfamilienministerium Zustimmung findet und gefördert wird. Ihre Unterstützung dafür hat jetzt CDU-Landtagsabgeordnete Brigitte Take zugesagt, die das Görziger Konzept "wunderbar" findet.