Ein Freudentag für Bachs Erben
KÖTHEN/MZ. - Aus wie vielen Seiten die Baugenehmigung für die neue Musikschule besteht, hat Doris Bader nicht gezählt. Insofern ist es verständlich, dass sie die Journalisten-Frage zunächst einmal mit verblüfft hochgezogenen Augenbrauen quittiert und dann mitteilt: "Das Formular besteht nur aus zwei Seiten." Dann freilich kommt noch einiges hinzu, wie auch Landrat Uwe Schulze umgehend erfährt, als ihm die Frau aus dem Bauordnungsamt der Stadtverwaltung Köthen die gesammelten Werke in feierlicher Form aushändigt: "Mit Anlagen, Auflagen und Hinweisen."
Letzten Endes ist der Schuber mit den Unterlagen, die man benötigt, um den Bau der neuen Musikschule im Marstall des Köthener Schlosses ordnungsgemäß umsetzen zu können, so dick wie ein kleiner Koffer und auch ziemlich schwer. Indiz für die Bedeutung des Vorhabens ist dies allemal: Land und Landkreis investieren in das Vorhaben 1,14 Millionen Euro, der Förderverein der Musikschule hat die Aufgabe übernommen, die Finanzierungslücke von 60 000 Euro durch das Beibringen von Spenden zu schließen.
Und nicht zuletzt hat das Vorhaben eine erhebliche ideelle und emotionale Bedeutung für Köthen - ursprüngliche Überlegungen des Landkreises, die im Schloss bis dato jämmerlich untergebrachte Musikschule (immerhin eine kreisliche Einrichtung) anderweitig als im unmittelbaren Dunstkreis der Wirkungsstätte von Johann Sebastian Bach unterzubringen, wurden nach Interventionen des Kulturausschuss des Kreistages wieder fallen gelassen. Stattdessen wird der lange leer stehende Marstall zur neuen Musikschule umgebaut.
Und eben dafür erhielt nun der Landkreis die Baugenehmigung ausgehändigt. Man sei mit dem Freita ein ganzes Stück weitergekommen, stellte Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander fest. Man hätte die Genehmigung schon vier bis sechs Wochen früher fertig stellen können, so Zander, wenn dem nicht Probleme mit dem Brandschutz entgegengestanden hätten, die aber gelöst werden konnten. Im Dezember dieses Jahres, so bekräftigte Landrat Uwe Schulze, soll der Bau fertig sein.
Für Ronald Mormann war die Übergabe der Baugenehmigung am Freitag ein Moment der besonderen Genugtuung. Mormann, Vorsitzender des Kulturausschusses des Kreistages, hatte im Jahr 2008 mit seiner Intervention gegen einen Umzug der Musikschule vom Schloss weg an eine andere Stelle Köthens und mit der dringlichen Empfehlung des Marstalls als neues Schul-Domizil den Stein für die neue Musikschule ins Rollen gebracht. 26 Monate werden zwischen der Idee und der Neu-Eröffnung liegen, hatte der SPD-Mann schnell ausgerechnet - das sei schon eine beeindruckend kurze Zeit. "Und etwas besseres als das konnte dem Objekt und konnte Köthen gar nicht passieren."
Gute Ideen, so stellte die CDU-Landtagsabgeordnete Brigitte Take fest, scheitern häufig am Geld. Hier sei das nicht so gewesen, dank der erfreulichen Tatsache, dass das Landes-Kultusministerium unter dem damaligen Minister Jan-Hendrik Olbertz aus dem Konjunkturpaket II 17 Millionen Euro für die Sanierung von Musikschulen im Lande zur Verfügung gestellt habe - und Köthen hatte es dringend nötig, so Take, die ihrerseits in Magdeburg Überzeugungsarbeit für die Musikschule betrieben hatte.
Für Georg Heeg verbindet sich mit der Freude auch viel Arbeit. Heeg ist Vorsitzender des Fördervereins der Musikschule - und dieser hatte sich bereit erklärt, eine quasi in letzter Minute aufgetauchte Finanzierungslücke in Höhe von 60 000 Euro über den Spendenweg zu schließen. "Erste Sponsorenzusagen gibt es", verkündete Heeg am Freitag und wies darauf hin, dass man 20 Prozent der Summe der Musikschule selbst zu verdanken haben werde. Das Geld kommt zusammen aus Einnahmen aus Auftritten, wie Freitag beim "Nocturne". "Wir sind optimistisch, das Geld für unseren Anteil zusammenzukriegen", sagte Heeg. Durchaus sei aber dabei noch Hilfe notwendig. Dass die Hilfe an eine Einrichtung geht, die diese Unterstützung allemal verdient hat, ließ Heeg nicht unerwähnt. Die drei Musikschulen des Landkreises, also auch die Köthener, hätten inzwischen das Qualitätssiegel für Musikschulen erworben, "das ist höchster Standard in Deutschland".
Spenden können auf das Konto des Fördervereins (Nummer: 3100 00807) bei der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld (Bankleitzahl: 8005 3722) eingezahlt werden. Bitte als Kennwort "Probensaal" angegeben.