Dringender Bedarf Die Vinova-Apotheke im Köthener E-Center hat ein Corona-Testzentrum aus dem Boden gestampft
Susen Beyer, Inhaberin der Vinova-Apotheke im Köthener E-Center, erkennt den dringenden Bedarf und bietet seit einer Woche Antigen-Schnelltests an.

Köthen - Daniela Otremba sieht, während sie das Stäbchen in der Testlösung routiniert kreisen lässt, durch das angeklappte Fenster nach draußen. Im Augenblick wartet dort niemand. Eine Seltenheit. Denn immer mehr Menschen benötigen für immer mehr Aktivitäten einen qualifiziert durchgeführten Schnelltest. Und den bietet die Mitarbeiterin der Vinova-Apotheke in Köthen an.
Inhaberin Susen Beyer ermöglicht die kostenlosen Schnelltests jetzt seit einer Woche. Genau genommen seit Dienstag. Es ist die erste und bisher einzige Apotheke in der Stadt, die den Service anbietet. „Wir haben die plötzliche Notlage erkannt und uns nur deshalb zu dieser Hauruckaktion veranlasst gesehen“, erklärt die 45-Jährige.
Am Donnerstag, 22. April, beschließt die Politik, das Infektionsschutzgesetz zu ändern. Die verpflichtenden Schnelltests sind ein Aspekt, der dort geregelt ist. Am Wochenende darauf klingelt bei Susen Beyer das Telefon heiß. Alle wollen wissen, wie das gehen soll. Und woher man auf die Schnelle die entsprechenden Tests bekommt.
Die Auswirkungen der Corona-Testpflicht sind überall spürbar
Das Testzentrum in der Springstraße hat zu der Zeit nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet – und nicht am Montag. Nachdem sie sich mit ihrem Team beraten hat, entschließt sie sich, eine eigene Teststation aus dem Boden zu stampfen. Am Montag, 26. April, wird der Raum neben der Vinova-Apotheke im E-Center in der Langenfelder Straße umfunktioniert. Und dort seit Dienstag, 27. April, getestet.
„Viele haben angenommen“, erzählt Susen Beyer, „dass die Selbsttests für Zuhause weiterhin gelten, sodass es für mich gar nicht so entscheidend gewesen wäre, gleich zu handeln.“ Aber so ist es eben nicht. Die Auswirkungen sind überall spürbar. Es mag „nicht lebensnotwendig“ sein, wenn man dadurch vielleicht nicht in den Baumarkt gehen könne, „trotzdem ist es eine Beeinträchtigung, jeder hat doch seine Tagesplanung und Termine“.
„Man kann nicht einfach sagen, ich eröffne jetzt ein Testzentrum“
Der negative Antigen-Schnelltest, mit dem der SARS-CoV-2-Erreger nachzuweisen ist, wird vielerorts zur Eintrittskarte. Aber: „Man kann nicht einfach sagen, ich eröffne jetzt ein Testzentrum“, betont Susen Beyer. Daran sind einerseits strenge behördliche Auflagen geknüpft.
Hier geht es zum Beispiel um ein striktes Hygienemanagement, das der Apothekerverband vorschreibt. Andererseits muss sie für die komplette Ausstattung in Vorkasse gehen. Schutzanzüge, Mundschutz, Visiere, Handschuhe, Desinfektionsmittel, die Tests – all das braucht Susen Beyer gefühlt über Nacht in Größenordnungen.
Fünf von circa 380 Personen sind hier positiv getestet worden
Nach der ersten Woche ist die Apothekerin dankbar, dass alles reibungslos funktioniert hat. „Es war zum Glück bisher nie das Problem, dass sich Schlangen gebildet haben“, sagt sie. Fünf von circa 380 Personen sind hier positiv getestet worden. In einem solchen Fall krempelt Danila Otremba ihren Testraum sofort um, desinfiziert alles, kleidet sich komplett neu ein.
Sie geht davon aus, dass in dieser Woche noch mehr Menschen zum Schnelltest kommen werden und bittet darum, dass sich nur Personen ohne Symptome vorstellen. Ein Tipp noch von ihr: Säuerliche Lebensmittel sowie Cola und Gummitiere könnten das Ergebnis verfälschen. (mz)
Tests in der Vinova-Apotheke im E-Center sind ohne Termin zu folgenden Zeiten möglich: Montag und Freitag von 8 bis 13.30 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 8 bis 13 Uhr, Mittwoch von 8 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Bitte den Personalausweis mitbringen.