Großer Schritt zur Chancengleichheit Die Hochschule Anhalt darf als erste im Land jetzt auch Doktortitel verleihen
Wissenschaftsminister Armin Willingmann hat in Köthen das Promotionsrecht an die Hochschule Anhalt verliehen.

Köthen - Die Hochschule Anhalt darf ab sofort als erste Hochschule im Land eigenständig Doktortitel verleihen. Bei einer Veranstaltung im Spiegelsaal des Köthener Schlosses hat Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) am Mittwochabend offiziell das Promotionsrecht an Vertreter der Hochschule in den Fachrichtungen „Life Sciences“ und „Architektur und Designforschung“ verliehen.
Möglich wurde dieser Schritt durch eine entsprechende Verordnung, die das Wissenschaftsministerium Anfang Mai erließ. Sachsen-Anhalt ist damit nach Hessen und Nordrhein-Westfalen das dritte Bundesland, in dem an besonders forschungsstarken Bereichen der Hochschulen ohne Kooperation mit einer Universität Doktortitel vergeben werden dürfen.
„Die Hochschule Anhalt, eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Ostdeutschland, hat in den vergangenen Jahren ihre Forschungsschwerpunkte weiter gestärkt“
Armin Willingmann, Wissenschaftsminister
Anwesend beim Festakt im Köthener Schloss waren neben Hochschulpräsident Jörg Bagdahn und Vertretern der Hochschule auch Oberbürgermeister Bernd Hauschild (parteilos), Landrat Uwe Schulze (CDU) sowie mehrere Landtagsabgeordnete, unter ihnen Cornelia Lüddemann, die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Als Festredner sprachen neben dem Minister auch Hochschulpräsident Bagdahn und Karim Kadzar, der Vizepräsident der deutschen Hochschulrektorenkonferenz.
„Die Hochschule Anhalt, eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Ostdeutschland, hat in den vergangenen Jahren ihre Forschungsschwerpunkte weiter gestärkt“, lobte Minister Willingmann die Hochschule mit drei Standorten in Köthen, Dessau und Bernburg. Damit habe sie die Grundlage dafür geschaffen, wissenschaftlichen Nachwuchs in Zukunft erfolgreich zur Promotion führen zu können.
Die Regierungsparteien hätten dies im Koalitionsvertrag festgeschrieben, nun setze man dieses Versprechen um
Willingmann berichtete von einem langwierigen Prozess, der nun kurz vor der Wahl eines neuen Landtages erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die Regierungsparteien hätten dies im Koalitionsvertrag festgeschrieben, nun setze man dieses Versprechen um. „Es erfüllt mich mit Genugtuung, dass dieser Prozess ein Ende gefunden hat“, sagte der Minister.
Er nannte den Abschluss einen Erfolg, der auch darauf zurückzuführen sei, dass Sachsen-Anhalt als Flächenland sich nicht in erster Linie auf seine Universitäten in Halle und Magdeburg konzentriert habe. Dass das Land nach der Wiedervereinigung seine Hochschulstandorte in kleineren Städten angesiedelt habe, bezeichnete er als einen „Glücksfall“.
System der exklusiven Promotionsrechte für Universitäten „nicht mehr zeitgemäß“
Hochschulpräsident Bagdahn sprach von einem „historischen Tag“ und betonte, wie wichtig diese neue Möglichkeit für seine Hochschule sei. Zudem sei dies ein wichtiges Signal an die deutsche Hochschullandschaft.
Das System der exklusiven Promotionsrechte für Universitäten bezeichnete er als „nicht mehr zeitgemäß“. Es gäbe viele Disziplinen, die nicht an Universitäten gelehrt würden, auch reichten die personellen Kapazitäten für die Betreuung der Promovierenden dort oft nicht aus. „Ein Doktor light ist absolut inakzeptabel“, sagte Bagdahn.
Auch Karim Kadzar, Vizepräsident der deutschen Hochschulrektorenkonferenz, sprach von einem wichtigen Schritt. „Wir werden alle beobachten, was passiert und nach Sachsen-Anhalt schauen“. Alle drei Redner betonten, wie wichtig die neue Regelung im Wettbewerb um Nachwuchswissenschaftler sei.
Die Hochschule Anhalt ist zwar die erste in Sachsen-Anhalt mit dem neuen Privileg, wird aber sicher nicht die letzte bleiben
Neu ist auch, dass in Zukunft der Wissenschaftsminister der Berufung von Professoren nicht mehr zustimmen muss, sie liegt nun allein in der Hand der Hochschulen.
Die Hochschule Anhalt ist zwar die erste in Sachsen-Anhalt mit dem neuen Privileg, wird aber sicher nicht die letzte bleiben. Minister Willingmann berichtete, dass sein Ministerium derzeit auch Anträge der anderen Hochschulen im Land - Harz, Merseburg und Magdeburg-Stendal - bearbeite. (mz)