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Diamantene Hochzeit  Diamantene Hochzeit : Gertrud und Karl-Heinz Schneider sind seit 60 Jahren verheiratet

Von Susann Salzmann 22.02.2018, 12:50
Gertrud und Karl-Heinz Schneider sind seit 60 Jahren zusammen.
Gertrud und Karl-Heinz Schneider sind seit 60 Jahren zusammen. Susann Salzmann

Gröbzig - Ein Ehepaar. Eine Einheit. Seit 60 Jahren! Genau am 22. Februar 1958 versprachen sich Gertrud und Karl-Heinz Schneider, ihren Lebensweg gemeinsam zu bestreiten.

Paar begeht am 22. Februar die Diamantene Hochzeit

Heute begeht das Paar seinen Diamantenen Hochzeitstag, an dem es sicherlich „einige Umarmungen und ein Frühstück für meine Frau“ geben wird, lächelt der 81-jährige, glückliche Gemahl. Die Augen funkeln seit jeher, wenn sein Blick den der Gattin anvisiert.

„Bisher hatten wir noch keine Krisen“, meint der gebürtige Gröbziger. Dafür aber gab es schwere Zeiten, die es galt, miteinander durchzustehen. Andere Frauen, da ist sich der Vater von einer gemeinsamen Tochter und Großvater von zwei Enkeln sicher, hätten nicht mit dieser liebevollen, Kraft gebenden Art zu ihm gehalten.

Beide geben sich gegenseitig Kraft und Halt

In gewisser Weise waren und sind beide Medizin und Lebenselixier für den anderen. Denn er mag ihre Durchsetzungsfähigkeit. Grundsätzlich weiß Karl-Heinz genau, dass sie es nur gut meint mit ihm. Und sie? „Dass er trotz seines Unfalles und der vielen Operationen immer lebenslustig war“, gesteht sie. Selbstredend habe sie damals, vor 61 Jahren, auch das adrette Äußere und seine freche Art an ihm gemocht.

Mit dem Kanevalsumzug in Gröbzig fing alles an

Beim Karnevalsumzug in Gröbzig fing alles an. Er - hochoben auf dem Kutschbock eines Festwagens - erblickte beim schweifenden Augengleiten durch die Menge Gertrud und ihre Freundin aus Köthen. Zwei hübsche Mädels, erinnert er sich.

Aus seinem danach geäußerten markigen Spruch wurde eine Prophezeihung: „Eine davon wird meine Frau!“ Die beiden bekommen heute noch Gänsehautgefühl, wenn sie daran zurückdenken. Doch erst, als die gebürtige Köthenerin im Konsum von Gröbzig arbeitete, fanden beide zusammen.

Entscheidung zur Hochzeit fiel nach Genesung

Als die heute 81-Jährige 1957 erkrankte, war es der Gemahl, der sie gesund pflegte. Beide lernten sich besser kennen. Und in dieser Zeit wurde auch die Entscheidung zur Hochzeit getroffen. Gemeinsam.

Einen Heiratsantrag habe es nicht gegeben, erinnert sich die katholische Gertrud Schneider. Selbst Schneiders Eltern, die sich anfangs für ihren Sohn eine Frau aus der kleinen Heimatstadt wünschten, sahen die große Liebe in den jungen Herzen.

Gemeinsames Interesse an Reisen durch Südtirol oder Baden verbindet das Paar

Zur Hochzeit wurde das Glück ausgiebig auf der Tanzfläche gefeiert, so dass „ich mit Strümpfen nach Hause ging, weil ich in meinen Schnabelschuhen nicht mehr laufen konnte“, sagt Karl-Heinz.

Gemeinsame Interessen wie Reisen nach Südtirol oder Baden gehen verbinden das Paar. Fragt man sie nach dem Geheimnis ihrer Ehe, so verweisen sie auf stets gemeinsam getroffene Entscheidungen und einen immerwährenden Zusammenhalt.

„Ich musste durchsetzungsfähig sein - schon wegen meiner Arbeit als Filialbereichsleiterin“, sagt sie. Mit Blick auf die Vergangenheit würden sie nichts anders machen.

Gesundheitliche Schäden nach Sturz vom Dach der Scheune

Nur auf „Karlis“ - das ist Gertruds Kosename für ihn - Unfall am 10. Juni 1959 hätte das Paar gut verzichten können. Dachdecker Karl-Heinz stürzte vom Dach einer Scheune. Die Konsequenz: Dreifacher Beckenbruch, 14 Monate Krankenhaus, Ehefrau Gertrud allein mit der wenige Monate alten Tochter Veronika.

Der Sturz führt zu vielen Nacherkrankungen. 1975 zum Beispiel durch eine Versuchsoperation am rechten Oberschenkelhals zu einer Lungenembolie. Zwanzig Jahre später wird er mit einer Beckenvereiterung ins Magdeburger Klinikum gebracht.

„Dort dachte ich, mein Mann muss sterben, auch wegen mangelnder Hygiene“, sagt Gertrud Schneider. Statt aufzugeben, ließ sie ihn nach Hamburg verlegen.

Im altersgerechten Wohnen herrscht eine funktionierende Arbeitsteilung

Heute lebt Karl-Heinz Schneider ohne Hüftgelenk; sein rechter Fuß ist sieben Zentimeter kürzer - und trotzdem, wirft die Gattin ein, mache er heutzutage viel mehr im Haushalt. Schob er bis zum Vorruhestand die Arbeit vor, um Haushaltsangelegenheiten zu vermeiden, betreiben sie nun in ihrer kleinen Wohnung im altersgerechten Wohnen eine funktionierende Arbeitsteilung: Er wäscht, sie trocknet ab.

Jeden Morgen bereitet er ihr das Frühstück zu

Sie kocht ausschließlich Suppen. Er ist fürs Braten zuständig. Nur eines macht er allein für sie: Frühstück und Kaffee. Jeden Morgen bereite er ihr das Frühstück. Mit hartgekochten Eiern, so wie sie es liebt. Dazu ein herzliches „Frühstück ist fertig“, garniert mit den zwei Kosenamen für sie: „meine Kleine, meine Schöne“. (mz)