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Deutschland Deutschland: Mit dem Rad immer dem Wasser nach

Von SUSANNE WEIHMANN 04.08.2009, 15:18

AKEN/MZ. - Auf dem Elberadweg sind täglich zahlreiche Radfahrer unterwegs. Zu ihnen gehören Christine und Annette Friedrich. Die beiden Schwestern hatten ihre Tagestour an jenem Montagmorgen in Wörlitz begonnen. "Wir wollen heute bis irgendwo zwischen Bernburg und Naumburg fahren", sagen sie. Gestartet waren sie zwei Tage zuvor in Berlin.

Gemeinsam auf Radtour

Auf die Frage, warum sie sich lieber auf den Sattel als an das Lenkrad setzen, antwortet Christine Friedrich schlicht: "Das ist Urlaub." Die 45-Jährige und ihre zwei Jahre ältere Schwester waren bereits mehrmals gemeinsam auf Radtour. Sie haben schon einen Teil des Elberadwegs erkundet und sind auch schon auf dem Spree- sowie Havelradweg unterwegs gewesen. Meistens führen ihre Touren durch Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Mit dem Rad könne man

die Region auch ganz anders erschließen. Daher halten sie immer wieder spontan an, um sich Schlösser, Parks und andere Sehenswürdigkeiten anzusehen. Beispielsweise das Schloss Dornburg haben sie auf diese Weise entdeckt. Auch die Landschaft, die man ununterbrochen sehe, mache den Reiz des Fahrradurlaubs aus. "Und zwischendurch können wir immer wieder essen", lacht Christine Friedrich.

Zwei so erfahrene Radwanderer lassen sich natürlich auch nicht vom Regen abschrecken. "Wenn es regnet, ziehen wir unsere Regensachen an", erklärt die Jüngere. Nur einmal waren sie nicht auf das Wetter vorbereitet. "Da sind wir pitsche-patsche-nass geworden", erinnert sich ihre Schwester Annette mit einem Schmunzeln. Das Ziel ihrer diesjährigen Reise ist Trier. Sie schätzen, dass es bis dahin 800 bis 1 000 Kilometer sind. "So genau wissen wir das gar nicht."

In Magdeburg haben Susanne und Winfried Wiese aus Osnabrück ihre Fahrradtour begonnen, die sie bis nach Schmilka an der tschechischen Grenze führen soll. Schon im vergangenen Jahr sind sie auf dem Elberadweg von Cuxhaven bis nach Magdeburg geradelt. "Das ist also der zweite Teil", erzählt Susanne Wiese.

Sie schätzt am Fahrradurlaub, dass er sich individuell gestalten lässt. "Man kann Pause machen, wo man möchte", meinte die Niedersächsin. Außerdem komme man leicht mit Leuten in Kontakt, und man sehe viel an der Strecke. "Wir haben uns schon einige Kirchen angeschaut", erzählte ihr Mann. In Dessau war an diesem Tag noch der Besuch des Bauhauses und des Technikmuseums geplant.

Zwischen 60 und 90 Kilometer

Zwischen 60 und 90 Kilometer legen die Wieses täglich auf ihrer Tour zurück. "Die Strecke ist ja auch gut ausgebaut", bemerkte Winfried Wiese. Meist übernachten sie dann in Pensionen, Jugendherbergen oder in Privatzimmern. Da finde sich entlang der Strecke immer eine Möglichkeit, meinten die beiden, die noch einen Großteil der 420 Kilometer vor sich hatten.

Eine ähnliche Route hatte sich auch ein Ehepaar aus Stade ausgesucht, das an jenem Tag durch Aken fuhr. "Wir wollen bis nach Dresden", erzählten die beiden, die am Morgen in Barby gestartet waren und bis nach Wörlitz wollten. Schon seit Jahren machen sie längere Touren mit dem Rad. "Wir waren in den Alpen, in Tirol und ganz Bayern", zählte der grauhaarige Mann mit Oberlippenbart aus Norddeutschland auf. Aber auch die ganze Ostsee haben sie schon "abgefahren", bis nach Swinemünde. "Das ist Sport, Erholung und Natur pur", fasste seine Frau die Vorzüge als Radwanderer zusammen. Nach so einer Tagestour suchen sie sich meist Pensionen zum Schlafen. Da werde aber nie vorher

gebucht, sondern immer kurzfristig vor Ort entschieden. "Heute wissen wir auch noch nicht, wo wir schlafen", erzählten sie. Nach sechs Tagen wollten sie ihr Ziel in Dresden erreicht haben. Sogar bis nach Amsterdam wollten Simone Randt und Ivo Brückner. Sie befanden sich bei ihrer Fahrt durch Aken noch am Anfang ihrer Reise. Gerade einmal rund 15 Kilometer hatten sie bis dahin zurückgelegt, denn sie waren am Dessauer Bahnhof gestartet. "Wir sind zuerst mit dem Zug von Berlin gekommen", erzählten sie. Sicher könne man auch mit dem Auto in den Urlaub fahren, aber sie möchten nicht auf die Bewegung an der frischen Luft verzichten.

Zwischen 100 und 120 Kilometer haben sie sich täglich vorgenommen, um die etwa 1 000 Kilometer in die niederländische Hauptstadt zu schaffen. Zehn Tage sind dafür eingeplant. Als Proviant haben Simone Randt und Ivo Brückner viel Wasser und Trockenfrüchte dabei. "Ansonsten wird morgens und abends gegessen. Das reicht", meinte Simone Randt.

Für jene Radwanderer, die die Nacht in Aken verbringen wollen, bieten sich einige Möglichkeiten. So in der Pension "An der Nicolaikirche". Sieben Betten stehen den Radlern hier zwischen Mai und August zur Verfügung. "Die sind mal mehr, mal weniger belegt", sagt Gabriele Mender. In der Woche aber schätzt sie, sind es durchschnittlich 20 Übernachtungsgäste. Seit zehn Jahren kehren diese in ihrer Pension in der Meisterstraße ein, und in all den Jahren hat Frau Mender die Beobachtung gemacht, dass "der Radtourismus enorm zugenommen hat." Die Leute seien meist nett und freundlich, und man komme mit ihnen gut ins Gespräch.

Ähnliche Erfahrungen hat Elisabeth Spahr von der Pension "An der alten Post", die Mitglied im Übernachtungsverzeichnis "Bed & Bike" des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ist, gemacht. Die Betten seien "immer gut belegt", berichtet Frau Spahr. Seit März letzten Jahres betreibt sie die Pension. Neben einem Frühstück gibt es hier für die Gäste auf Wunsch im Familienrestaurant auch ein Abendessen. Die meisten Radler kommen spontan, manche buchen aber auch vorher per Internet oder Telefon.