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Deich mit Radweg Deich mit Radweg: Warum Aken ein geschenktes Stück Land trotzdem ablehnen könnte

Von Sylke Hermann 30.07.2020, 08:28
Sachsen-Anhalt will das Stück Land samt Deich am „Lorf“ loswerden, Aken könnte es haben - aber zu welchem Preis?
Sachsen-Anhalt will das Stück Land samt Deich am „Lorf“ loswerden, Aken könnte es haben - aber zu welchem Preis? Sylke Hermann

Aken - Ein Stück Land, das nichts kostet. Trotzdem: Siegfried Mehl wehrt sich mit Händen und Füßen. Er will das „Geschenk“ nicht. Auf gar keinen Fall. Und er spricht hier vor allem als ehrenamtlicher Wasserwehrwart der Stadt Aken. Denn auf dem Stück Land, das die Stadt haben könnte, steht ein Deich. Einer, der längst nicht mehr heutigen Anforderungen einer DIN entspreche.

Für Siegfried Mehl, der seit dieser Legislaturperiode für die Fraktion Frei & Fair für Aken (FFA) im Stadtrat sitzt, ist das Thema hochsensibel. Weil es um den Schutz der Stadt im Hochwasserfall geht.

Laut Beschlussvorlage handelt es sich um eine Grundstücksübertragung auf die Stadt. Ein Flurstück, knapp 13.000 Quadratmeter groß. Wert: circa 14.300 Euro. Es wird keine Kaufpreiszahlung notwendig, der Stadt entstünde ein geldwerter Vorteil durch eine Vermögenszuordnung.

Für Fördermittel zur Ertüchtigung des Radweges müsste Stadt Eigentümer des Deichs sein

Die Stadt Aken kann nur dann die Fördermittel zur Ertüchtigung des Radweges, der auf dem Deich verläuft, in Anspruch nehmen, wenn sie Eigentümerin des Grundstücks wäre. Seit dem Jahr 2002, erklärt Siegfried Mehl im jüngsten Bauausschuss, nimmt er an sämtlichen Deichschauen teil. Und jedes Mal gebe es Zank und Streit, wenn man sich hier entlang der Deichlinie nahe des Gutshofes „Lorf“ bewegt. Immer wieder seien die Flächen überschwemmt, wenn die Elbe Hochwasser führt. Nicht nur 2013 als es Aken besonders schlimm erwischt hatte.

Siegfried Mehl moniert, dass der Deich verlottert sei, sich das Land seit Jahren nicht darum kümmert und die Fläche nun loswerden will. Doch dabei geht es aus seiner Sicht nicht nur um eine simple Grundstücksübertragung. Hier geht es um Verantwortung für den Hochwasserschutz, wie er deutlich macht.

„Wenn wir diesen Deich kaufen, dann werde ich die Stadt verklagen“, droht er an und schickt in der Diskussion hinterher: „Eigentum verpflichtet.“ Demnach müsste Aken diesen Deichabschnitt ertüchtigen.

Dem Deich fehlt unter anderem eine vernünftige Innendichtung

„Wenn das der Fall ist, kann es nur heißen: Finger weg“, erklärt die FFA-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Zake. Katja Meyer (FFA) erinnert an die Gefahrensituation, weil der neue Deich entlang des Hafens noch nicht da ist. Für sie stellt sich die Frage, ob man eher einen neuen Radweg will oder auf Sicherheit beim Hochwasserschutz setzt.

Außerdem passt aus ihrer Sicht nicht zusammen, eine neue Schwarzdecke zu ziehen, wenn „darunter alles Pudding“ ist. Dem Deich, der in den Karten des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) nicht geführt wird, wie Ronald Doege von der Stadtverwaltung erklärt, fehlt unter anderem eine vernünftige Innendichtung, bemerkt Siegfried Mehl und beschreibt: Sobald hier das Wasser stehe, sickere es durch und sei nach einer Woche auf der anderen Seite. Er appelliert noch einmal ausdrücklich: „Hände weg davon.“

Man will sich Zeit nehmen, weil das Thema sensibel sei

Schließlich zieht Bürgermeister Bahn die Beschlussvorlage zurück, nachdem Elisabeth Zake die Idee hatte, sich in einem Fachgespräch detailliert zum Hochwasserschutz in dem Bereich auszutauschen. Im Idealfall gemeinsam mit dem LHW. „Ein guter Vorschlag“, findet Jan-Hendrik Bahn.

Man sollte sich Zeit nehmen, weil das Thema sensibel sei. Obwohl für den Radweg auf dem „geschenkten“ Stück Deich zwischen „Lorf“ und Bismarckplatz bereits Fördermittel in Höhe von 65.000 Euro bewilligt sind. (mz)