Bau-Stau lähmt die Bahn Bau-Stau in Köthen lähmt die Bahn: Direktverbindung zwischen Halle und Magdeburg bleibt dicht

Halle (Saale) - Sachsen-Anhalts wichtigste Zugpendlerstrecke von Halle nach Magdeburg bleibt wegen Bauarbeiten deutlich länger gesperrt als geplant. Auf der direkten Verbindung über Köthen (Anhalt-Bitterfeld) sollen erst vom 31. Mai kommenden Jahres an wieder Züge rollen. Das teilte die Bahn AG am Dienstag mit und bestätigte damit Informationen der MZ.
Ursprünglich war die Freigabe für den Fahrplanwechsel Mitte Dezember vorgesehen. Betroffen sind mehrere tausend Pendler, die täglich zwischen den beiden Großstädten unterwegs sind. Sie müssen nun ein halbes Jahr länger erhebliche Umwege in Kauf nehmen oder auf das Auto umsteigen.
Baustelle in Köthen: Bahn erneuert Gleise, Weichen, Brücken
Die Sperrzeit verdoppelt sich damit auf ein Jahr. Die Strecke war im Juni dicht gemacht worden, um den Bahnhof Köthen grundlegend zu erneuern. Die Anlagen dort sind mehr als 100 Jahre alt. Die Bahn will Gleise, Weichen und Brücken sanieren sowie elektronische Stellwerke bauen.
Das dauert nun deutlich länger als geplant. Als Grund für den Verzug nannte das Unternehmen zusätzliche Tiefbauarbeiten infolge von Baugrundproblemen. Da ein Teil der Arbeiten, so die Entwässerung oder das Verlegen von Kabeln, nicht in der Frostperiode erfolgen könne, verschiebe sich die Freigabe der Strecke auf Mai 2020.
Nach MZ-Informationen wird in Köthen auf mehreren Kilometern Länge in Etappen gebaut; auch die übliche Untersuchung des Baugrunds erfolgte demnach abschnittsweise. Ob es dabei Versäumnisse gab oder falsch geplant wurde, dazu wollte die Bahn sich am Dienstag nicht äußern. Auch die Frage, wann genau die Probleme bekannt geworden sind, blieb unbeantwortet.
Keine Freigabe im Dezember: Bauverzögerung kommt überraschend
Noch im September hatte das Land unter Berufung auf die Bahn auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion geantwortet, der Freigabetermin am 15. Dezember werde eingehalten. Am Donnerstag informierte der Konzern dann das Verkehrsministerium, die Nahverkehrsgesellschaft Nasa und die Stadt Köthen über die Bauverzögerung. „Wir können uns dafür bei allen Beteiligten nur in aller Form entschuldigen und alles daran setzen, dass sich so etwas nicht wiederholt“, sagte der oberste Bahn-Manager für Sachsen-Anhalt, Martin Walden, der MZ.
Bahnverkehr: Pendler zwischen Halle und Magdeburg brauchen Geduld
Was der Bauverzug für Pendler konkret bedeutet, ist noch offen - die Bahn, die Nasa und der Zugbetreiber Abellio tüfteln jetzt an neuen Fahrplänen. Ziel sei es, das bisherige Fahrplankonzept beizubehalten, sagte eine Sprecherin. Das würde bedeuten: IC- und Regionalzüge würden zwischen Halle und Magdeburg weiter über Dessau umgeleitet, mit längeren Fahrzeiten von mindestens einer halben Stunde mehr. Von Dessau aus würde Köthen per Zug aber erreichbar bleiben. „Das wäre das Mindeste“, sagte Nasa-Geschäftsführer Peter Panitz.
Stark betroffen von der Sperrung ist auch Köthen selbst. Die 26.000-Einwohner-Stadt ist Kreissitz und Standort der Hochschule Anhalt. 3.000 Studierende lernen und forschen in Köthen, viele von ihnen kommen regelmäßig mit dem Zug.
Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) zeigte sich verärgert: „Ich fühle mich, um es gelinde auszudrücken, veralbert“, sagte Hauschild. Man haben in intensiven Gesprächen mit der Bahn den Plan einer einjährigen Stilllegung vom Tisch bekommen. „Und nun kommt genau das durch die Hintertür.“ (mz)