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Bäckermeister Jens Schneider in Köthen Bäckermeister Jens Schneider in Köthen: Geschichte aus Zuckerguss

Von Matthias Bartl 22.01.2016, 18:41
Bäckermeister Jens Schneider mit der Replik der Tortenmodel aus dem Köthener Fürstenhaus
Bäckermeister Jens Schneider mit der Replik der Tortenmodel aus dem Köthener Fürstenhaus Heiko Rebsch Lizenz

Köthen - Am Montag wurde Tamara Zieschang ein echtes Privileg zuteil. Ein leckeres noch dazu: Die Wirtschafts-Staatssekretärin erhielt die erste Torte, die in der KKM unter dem Arbeitstitel „Anhaltische Schlosstorte“ firmiert. Das Besondere an dem Backwerk waren nicht etwa spezielle hiesige Zutaten, sondern die Verzierung. Buchstäblich gekrönt wurde die Torte nämlich durch das anhaltischen Wappen. Und dieses Wappen geht auf eine aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts stammende Kuchenmodel zurück.

Modeln stammen aus der Hofhaltung

„Die originale Model befindet sich im Bestand des Historischen Museums, neben anderen Modeln auch“, erläutert Christian Ratzel von der KKM. Die Modeln stammen aus der Hofhaltung von August Ludwig von Anhalt-Köthen und fanden u.a. Verwendung, wenn in der Schlossbäckerei Naschwerk für die Fürstenkinder hergestellt wurde.

„Wir hatten schon lange den Plan, für eine dieser Modeln eine Replik anfertigen zu lassen“, sagt Ratzel, „und wenn, so war die Überlegung, dann nicht, um diese Replik irgendwo auszustellen, sondern um tatsächlich damit eine Torte zu machen“.

Mit Jens Schneider, Bäcker in Köthen, fand die KKM, nachdem die neue Model hergestellt worden war, den richtigen Partner, der zusammen mit seiner Konditorin Doris Liebefinke auch über den notwendigen Ehrgeiz verfügte, das Maximum aus der ungemein fein und detailliert gearbeiteten Holzmodel herauszuholen.

„Ich hatte so etwas auch noch nicht gesehen“, so Schneider, „und eigentlich sind wir immer noch in der Findungsphase, wie wir das Bild noch weiter verbessern können.“ Was auf den ersten Blick als gar nicht notwendig erscheint - das von zwei Bären gehaltene Wappen ist auf der Torte sehr gut erkennbar, so dass es fast schon schade ist, es zu zerschneiden, um an ein Stück Torte zu kommen.

Zunächst hatten Schneider und Liebefinke überlegt, Marzipan masse für die Model zu verwenden, sich dann aber doch für Fondant entschieden. Die Masse wurde mit dem Rollholz in die Form gepresst, die zuvor mit Weizenpuder (Einfetten erwies sich als nicht praktikabel) bestäubt worden war - aber gleich wieder herausgenommen, „weil die Masse sonst doch klebenbleibt und die Struktur des Bildes zerstört wird“, so der Bäckermeister.

Mehrmals probiert

Man habe schon ein paar Mal probieren müssen, ehe man den Bogen ’raus hatte, erinnert sich Jens Schneider. Auch habe man sich Gedanken gemacht um die Färbung des Bildes: „Weiß oder ein Gelbton“, seien in Frage gekommen. Am Ende obsiegte das Gelb („Das ist ganz normale Lebenmittelfarbe“), weil es die feinen Linien aus der Holzmodel deutlicher erscheinen ließ.

Die erste Schlosstorte, die ihren Weg auf die Kuchenteller fand, bestand aus Bisquit, Kakaobuttercreme und Sauerkirschen („Damit es nicht zu süß wird“). Es seien aber, so Bäcker Schneider, auch andere Varianten möglich: „Da kann man alles nehmen, was man will.“ (mz)

Wappen
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