Ausgetrocknete Teiche in Hinsdorf Ausgetrocknete Teiche in Hinsdorf: Ortsbürgermeister ärgert sich und warnt vor Unfällen

Hinsdorf - „Der Schilfgürtel“, sagt Hans-Rainer Homann und zeigt auf die Pflanzen, „der war mal ganz klein.“ Mittlerweile ist er auf eine stattliche Größe angewachsen und bedeckt einen guten Teil des Teiches an der Bauernreihe in Hinsdorf.
Von einem richtigen Teich mag man derweil eigentlich gar nicht mehr sprechen. Denn Wasser findet sich dort nur noch, wenn es gerade ordentlich geregnet hat. Ansonsten, so der Hinsdorfer Ortsbürgermeister Homann, sei der Teich ausgetrocknet. „Und das nicht erst seit dem Sommer 2018, als es so heiß war.“ Schon zu Beginn des vergangenen Jahres sei der Teich ausgetrocknet.
Homann vermutet, dass die Lehmsohle am Boden nicht mehr intakt ist, das Wasser nicht mehr im Teich gehalten wird. Das sei problematisch, weil der Teich zum Entwässerungssystem für die Bauernreihe gehöre. Er befürchte auch, dass sich das Schilf weiter ausbreite, so Homann.
„Ich gebe der Böschung noch fünf Jahre, dann ist sie komplett kaputt“
Außerdem verweist der Ortsbürgermeister auf die Unfallgefahr, wenn zum Beispiel Kinder an der Böschung spielen sollten. Sie sei in desolatem Zustand. „Ich gebe der Böschung noch fünf Jahre, dann ist sie komplett kaputt“, meint Homann. Er erinnert sich noch daran, als es ganz anders aussah an diesem Ort, als am Teich noch Feste stattfanden und zeigt ein entsprechendes Foto.
Den Teich auszubaggern, die Sohle zu erneuern und andere Arbeiten am Hinsdorfer Teich dürften mindestens 40.000 Euro kosten, schätzt er - eine Leistung, die er sich von der Stadtverwaltung Südliches Anhalt wünschen würde. Schon mehrere Jahre lang habe man in Hinsdorf immer wieder den Wunsch geäußert, der Teich möge bei den Haushaltsplanungen der Stadt eine größere Rolle spielen - vergeblich.
Zumal es in Hinsdorf noch einen zweiten gibt. „Die Schilf- und Brombeerwüste“ nennt Homann den kleinen Teich in der Neuen Reihe. Auch er ist ausgetrocknet und zugewachsen. Früher, so Homann, sei der Teich über eine Röhre mit dem anderen in der Bauernreihe verbunden gewesen zum Ausgleich der Wassermengen. Das funktioniere schon lange nicht mehr, die Röhre sei kaputt. Die Auswirkungen der Wasserproblematik lassen sich in Hinsdorf an einem Regentag gut besichtigen.
Geld ist knapp in der Stadt, dennoch müsse das Thema Teiche angepackt werden
Auf und an Wegen und Straßen finden sich viele große Pfützen - entstanden auch durch Löcher in den Wegen. Noch ein Aspekt, der mehr Pflege erfordere, meint Homann. In der Stadtratssitzung im Dezember regte er deshalb an, die Verwaltung möge bitte bis März eine Liste mit natürlichen Teichen im Stadtgebiet erstellen und vermerken, ob Sanierungsbedarf bestünde und welche Funktionen die Teiche hätten. Ob die als Löschteich, zum Angeln etc. genutzt werden.
Und dann? Geld ist knapp in der Stadt. Dennoch müsse das Thema Teiche angepackt werden, findet Homann. Vielleicht in einer Art eigener Prioritätenliste, die nach und nach abzuarbeiten wäre. An der Stelle schöner Teiche entstünden in Hinsdorf nämlich gerade „Dreckflecke vor dem Herrn“.
Er verweist auch darauf, dass das Südliche Anhalt insgesamt zwar mit 300 Euro pro Kopf eine vergleichsweise niedrige Verschuldung vorzuweisen habe, was sicher erfreulich sei. „Aber wir sind in diese Ehe mit 30 Euro Schulden pro Einwohner gegangen“, sagt der Hinsdorfer in Bezug auf die Stadtgründung. Den Reparaturstau in Hinsdorf beziffert er auf mehr als 100.000 Euro. Es müsse wieder mehr investiert werden.
Gemeindeverwaltung führt die Situation auf die Dürre 2018 zurück
„Wir wissen nichts davon, dass die Sohle kaputt sein soll“, sagt Thomas Schneider, Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt auf Nachfrage der MZ zum Teich in der Bauernreihe. Für die Verwaltung stelle sich die Sache so dar, dass der Teich wie viele andere auch während der Dürre im Sommer 2018 ausgetrocknet sei. „Wir führen das auf die Witterung zurück.“ Auch habe es in der Verwaltung keine Beschwerden von Hinsdorfern, etwa über nasse Keller, gegeben.
Den Vorschlag einer Teich-Liste findet Schneider indes gut. „So ein Konzept wäre sicher hilfreich.“ Im vergangenen Jahr habe man den Teich in Locherau entschlammen können und in Fernsdorf sowie Großbadegast das Schilf an den Teichen eingedämmt. Die Trockenheit habe dafür gute Bedingungen geschaffen, die man kurzfristig nutzen konnte.
In Hinsdorf sei in nächster Zeit tatsächlich aber nichts dergleichen geplant. Wenn der nächste Sommer wieder so heiß werde, könne die Stadt das gleichwohl nutzen für weitere Teich-Maßnahmen. (mz)


