Aus Tradition Aus Tradition: Druckhaus in Köthen ist für seine hochwertigen Bücher bekannt

Die Walzen der Druckmaschine rattern. Große Papierbögen durchlaufen die einzelnen Druckwerke. Cyan, magenta, gelb, schwarz. So lauten die Grundfarben des Vierfarbdrucks. Für den laufenden Auftrag wurden zwei Druckwerke der Offset-Druckmaschine mit Sonderfarben gefüllt. Grün anstelle von cyan, rot anstelle von magenta. In einem weiteren Druckwerk ist Lack zur Veredelung.
Die Druckmaschine steht im Drucksaal, dem Herzstück des Druckhauses in Köthen. „Wir sind eine reine Verlagsdruckerei“, erklärt André Schirmer, einer der Geschäftsführer des Unternehmens. Gedruckt werden ausschließlich Bücher und Zeitschriften. Und nicht etwa Werbematerialien wie Flyer und Visitenkarten. „Das Druckhaus“, das möchte André Schirmer an dieser Stelle noch betonen, „ist kein Kopierladen.“ Immer mal wieder würden Leute in genau diesem Glauben vorbeikommen.
Für derartige Druckaufträge sind die Anlagen des Druckhauses in der Friedrichstraße 11/12 nicht gemacht. Die tonnenschweren Druckmaschinen sind für Großaufträge da. Die größte kann Papier der Maße 72 mal 102 Zentimeter bedrucken.
Am 12. März 1869 wurde das Köthener Durckhaus gegründet
Die Geschichte des Unternehmens geht weit zurück. Am 12. März 1869 wurde es gegründet. Als Druckerei Albert Wulfert. 1882 kaufte der ehemalige Maschinenmeister der Schettler’schen Druckerei in Köthen das Grundstück Friedrichstraße 12. 1887 übernahm Paul Dünnhaupt die Druckerei, er kaufte 1889 die Friedrichstraße 11 dazu. Die spätere Firma Paul Dünnhaupt KG wurde 1972 zu VEB Druckhaus Köthen, 1990 wurde daraus die Druckhaus Köthen GmbH.
Mitte der 90er Jahre wäre die Geschichte des Traditionsunternehmens beinahe zu Ende gewesen. Das technisch veraltete Druckhaus sollte stillgelegt werden. Die Familie von Kerssenbrock übernahm es vom Insolvenzverwalter. Achatz und Rembert von Kerssenbrock haben daraus ein Unternehmen gemacht, das bei Verlagen in ganz Deutschland für seine hochwertigen Bücher und Zeitschriften bekannt ist. Noch heute.
Es sind keine Werke in millionenfacher Stückzahl, die das Druckhaus verlassen. Es sind kleine Mengen. Bis zu 5 000 Stück im Offset-Druck. „Die großen Auflagen werden nicht mehr in Europa gedruckt“, sagt André Schirmer. Viele Aufträge würden nach Asien gehen. Dort seien die Preise niedriger.
Das Unternehmen in Köthen druckt unter anderem für wissenschaftliche Verlage
Kleine Druckereien wie das Druckhaus in Köthen sind dennoch gefragt. Denn sie haben einen entscheidenden Vorteil: Sie können auf kurzfristige Anfragen reagieren und diese schnell, hochwertig und individuell abarbeiten. Ein weiterer Vorteil: Die Versandwege sind kurz.
Das Unternehmen in Köthen druckt unter anderem für wissenschaftliche Verlage. Darunter sind der Kohlhammer Verlag oder auch der Thieme Verlag. Bücher mit flexiblem Einband - Softcover genannt - können im Druckhaus auch gebunden werden. Bücher mit hartem Einband - Hardcover genannt - gibt das Unternehmen zum Binden weiter.
Im Druckhaus entstehen immer wieder auch regionale Bücher. Zum Beispiel die „Polizeigeschichten“ von Norbert Postler, außerdem „Köthens Kneipen“ von Bernd Westphal oder auch „900 Bilder für 900 Jahre Köthen“ von Monika Knof.
Insgesamt 55.000 Produkte - also Varianten - gibt es im Druckhaus Köthen
Größe, Stärke, Farbe, Struktur. Die Kunden des Druckhauses können beim Papier aus einer breiten Palette wählen. Insgesamt 55.000 Produkte - also Varianten - gibt es. Die Bandbreite der Druckfarben ist nahezu grenzenlos. Sogar Golddrucke sind möglich. Mehrere Verlage haben schon Preise im Wettbewerb „Die schönsten deutschen Bücher“ der Stiftung Buchkunst für Bücher bekommen, die in Köthen gedruckt worden sind.
Gedruckt und gebunden werden auch Fachzeitschriften. Bei ihnen übernimmt das Druckhaus auch den Einzelversand. Die Zeitschriften werden dazu in Folie eingetütet. Die wird schon bald biologisch abbaubar sein. Aus ökologischen Gründen. Das Druckhaus arbeitet dafür mit einem entsprechenden Unternehmen zusammen.
Das Rattern der Walzen wird umspielt von einem Zischen. An den Wänden des Drucksaals hängen Luftbefeuchter. Die sind wichtig, um eine konstante Luftfeuchtigkeit in der Halle mit den Druckmaschinen zu halten.
Jetzt, zum Ende des Jahres, laufen die Druckmaschinen in Köthen auf Hochtouren
Das Druckhaus in Köthen hat 46 Mitarbeiter. Es sind Kundenberater, Buchhalter und Mediengestalter. Und natürlich Drucker und Buchbinder. Wobei die heute einen anderen Namen haben. Medientechnologe Druck und Medientechnologe Druckweiterverarbeitung heißen die Berufsbilder inzwischen. Die Geschäftsführer sind Rembert von Kerssenbrock, Sebastian Koch und André Schirmer.
Jetzt, zum Ende des Jahres, laufen die Druckmaschinen in Köthen auf Hochtouren. Das liegt nicht an Weihnachten. André Schirmer spricht vielmehr vom Jahresendgeschäft. Viele Verlage geben jetzt überarbeitete Auflagen heraus. Bei medizinischen oder auch juristischen Werken zum Beispiel. Eine solche Auftragslage erlebt das Druckhaus auch vor Buchmessen. (mz)
