1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Aufregung um Stadtratsbeschluss

EIL

Aufregung um Stadtratsbeschluss

Von HELMUT DAWAL 10.09.2009, 17:47

KÖTHEN/MZ. - Konkret geht es um den Aufstellungsbeschluss zur 25. Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt

Köthen. Er beschäftigt sich mit der weiteren Entwicklung des Wohngebietes Rüsternbreite. Und danach soll ein Teilbereich - eingegrenzt im Norden durch die Straße An der Rüsternbreite, im Westen durch die Lelitzer Straße, Im Süden durch die Gartensparte "Roseneck" und im Osten durch die Krähenbergstraße und die Schule - zukünftig zu einer Grünfläche entwickelt werden. Genau in diesem Bereich befinden sich aber mehrere Wohnhäuser der Köthener Genossenschaft mit insgesamt 740 Wohnungen.

Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwochabend in der Aula der Hahnemann-Schule informierte Vorstandsvorsitzender Helmut Blachowiak über diesen Sachverhalt und mögliche Konsequenzen, die aus seiner Sicht negativ ausfallen, sollte alles so kommen, wie es in dem Plan beschrieben ist. "Die Treuesten treffen sich immer in schwierigen Situationen, eine solche haben wir heute", schickte Blachowiak voraus. Die Gebäude, die sich in dem Planungsgebiet befinden, seien für den Abriss in den nächsten 20 Jahren nie vorgesehen gewesen. Deshalb habe die Genossenschaft viel Geld in die Sanierung dieser Wohnungen gesteckt. Doch nun soll das Gebiet zu einer Grünfläche entwickelt werden.

Konsequenzen deuten sich bereits an, und zwar in Gestalt von Buchwertkorrekturen, die die Deklaration des Wohngebietes zur grünen Wiese nach sich ziehen würde. Die Wohnstätten e.G. hat ihre Hausbank über das Problem informiert. Und die Bank hat in einem Schreiben deutlich gemacht, dass Buchwertkorrekturen sich auf das Rating und die Bonität nachteilig auswirken werden. Zwei Zahlen wurden während der Versammlung genannt. Der Buchwert würde von derzeit etwa 30 Euro pro Quadratmeter auf zwei Euro pro Quadratmeter sinken. Unter dem Strich droht der Genossenschaft damit ein Eigenkapitalverlust von etwa 1,3 Millionen Euro. "Man könnte also auch von einem enteignungsgleichen Akt sprechen", bemerkte Blachowiak.

Die eingetretene Situation erschwere den Wohnstätten auch künftige Kreditaufnahmen, beispielsweise für die geplante Seniorenwohnanlage. "All das ist ein Eingriff in ein gesundes Unternehmen und hat nichts mehr mit der

Stadtentwicklung zu tun", sagte der Vorstandsvorsitzende. Er wurde während der Beratung legitimiert, sich in dieser Angelegenheit mit der Stadtverwaltung auseinanderzusetzen. Einen Schritt hat Blachowiak bereits getan: Er legte

gegen den Aufstellungsbeschluss Widerspruch ein. Die Wohnstätten e.G. will sich auch an die Fraktionen des neuen Stadtrates wenden, um eine Korrektur des Flächennutzungsplanes zu erreichen. Ronald Meißner, Direktor des Verbandes der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt, unterstützte die Vorgehensweise. Für ihn ist diese Situation ein "Novum", jetzt bestehe aber noch die Chance, etwas zu verändern. Das Gebiet, um das es gehe, sei ein Teil der Wohnungsgenossenschaft, der Bestandsschutz habe.

"Die Ängste, die seitens der Wohnungsgenossenschaft geäußert werden, sind unbegründet", teilte Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander am Donnerstag auf MZ-Anfrage mit. Er habe an der Versammlung, zu der er eingeladen war, wegen des Besuches des Bundesarbeitsministers in Köthen nicht teilnehmen können. Der Aufstellungsbeschluss, so Zander, beeinträchtige in keiner Weise die Wohnstätten.

"Die Blöcke in diesem Gebiet haben Bestandsschutz. Und die Genossenschaft kann dort auch jederzeit bauen", versicherte der OB. Der Aufstellungsbeschluss zum Flächennutzungsplan sei eine "Planungsabsicht der Stadt", die nicht automatisch bedeute, dass Wohnblöcke abgerissen werden müssen. Zander ist gern bereit, sowohl mit dem Vorstand als auch dem Aufsichtsrat der Wohnstätten e.G. das Gespräch zu diesem Thema zu führen.