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Antrag zum Abriss ist in Vorbereitung

Von MATTHIAS BARTL 13.04.2009, 17:53

KÖTHEN/MZ. - Die Wohnungsgesellschaft Köthen (WGK) ist seit der zurückliegenden Woche Krankenhausbesitzerin. Allerdings zählt nunmehr eine Klinik zum Eigentum der kommunalen Gesellschaft, die schon seit vielen Jahren nicht mehr medizinisch genutzt wird: Die WGK hat das Krankenhaus Süd erworben. Die notarielle Beglaubigung des Erwerbs ist abgeschlossen, damit ist der Kauf in trockenen Tüchern.

Allerdings liegt dem Unternehmen nichts ferner, als das Krankenhaus, dessen letzte Patienten im Oktober 2000 ins Kreiskrankenhaus umzogen, wieder zu reaktivieren. Vielmehr soll auf der Fläche Tabula rasa gemacht werden, wie Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander bekräftigt. "Wir wollen die vorhandenen Gebäude abreißen, der Abbruchantrag befindet sich in

Vorbereitung." Gleichzeitig will man das so gewonnene Terrain mit einem Bebauungsplan belegen und so für die bauliche Wiedernutzung vorbereiten. "Wir wollen dort Flächen für den Wohnungsbau schaffen", unterstreicht Zander.

Das Krankenhaus-Terrain schließt passend an das Gelände um die Wilhelm-Külz-Straße an. Dort sind sanierungsunwürdige Bauten bereits vor einiger Zeit abgerissen worden und genauso lange arbeitet die Stadt an der Wiederbesiedlung. Diesem Vorhaben hat das alte Krankenhaus Süd bislang entgegengestanden. Zum einen aus ganz praktischen Gründen der Arbeitsorganisation und der Effektivität: Wenn man in dem Gebiet einmal mit Erschließungsarbeiten beginnt, macht es Sinn, sie von Anfang an auf die komplette mögliche Fläche auszulegen. Und das Krankenhaus-Gebiet bot immer ein strategisches Potential für die Wiederbebauung. Zum anderen spielte bei den Kaufbegehrlichkeiten der Stadt und der WGK auch die Psychologie ein Rolle: Immer mit der Überlegung im Hinterkopf, dass ein Baugebiet schlecht zu vermarkten ist, wenn sich in unmittelbarer Nähe eine Ruine befindet, die Vandalen ebenso anzieht wie illegale Müllentsorger und im Gefolge Ungeziefer.

Daraus erklärt sich, dass die WGK sich intensiv um das Grundstück bemüht hat - von dem Moment an jedenfalls, als der Eigentümer erkennen ließ, dass er es loswerden möchte. Eigentümer war der Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der das Krankenhaus vom Landkreis Köthen geerbt hatte. Allerdings war das Bauwerk eher ein Erbe, auf das man gern verzichtet hätte. Vor allem im vorigen Jahr wurde dies deutlich, als die Bundesrepublik Deutschland vom Landkreis für das Krankenhaus satte 2,2 Millionen Euro einforderte. Eine Forderung, die auf das Jahr 1994 zurückging. Damals hatte der Kreis Köthen das Haus faktisch zum Nulltarif vom Bund erhalten, sich aber verpflichtet, es 20 Jahre als Krankenhaus zu nutzen. Eine Zweckbindung, die aber nur acht Jahre aufrechterhalten wurde. Der neue Landkreis kämpfte zwar noch eine Weile um einen Vergleich, wurde aber am Ende in voller Höhe zur Kasse gebeten.

Ein Umstand, der den Verkauf des Hauses schnell auf die Tagesordnung brachte. Wer wollte, konnte das Angebot im Internet verfolgen. Allerdings war die finanzielle Forderung des Landkreises, auch wenn man sich am Bodenrichtwert orientiert hatte, jenseits der Realität.

Mehr als 240 000 Euro sollte der Verkauf bringen - wie viel die WGK letzten Endes für Immobilie und Grundstück aufwenden musste, blieb auch auf MZ-Nachfrage ungesagt. Seriöse Quellen gehen allerdings davon aus, dass maximal eine mittlere vierstellige Summe geflossen sein dürfte. Dies wollte OB Zander, gleichzeitig Aufsichtsratschef der WGK, aber weder bestätigen noch dementieren. Nur so viel: "Wir waren der einzige Bewerber."

Zander blickt derzeit auf eine ganz andere Baustelle. Nach Lage der Dinge steht das Krankenhaus Süd, das 1937 als Fliegerschule des Köthener Fliegerhorstes nach einem Entwurf der Bauverwaltung der deutschen Luftwaffe erbaut wurde, unter Denkmalschutz. "Das kann schwierig werden", sagt das Stadtoberhaupt, ist jedoch nicht ohne Hoffnung, das Problem lösen zu können. Der Fahrplan für den Bereich um Külz-, Koch- und Zetkin-Straße steht zumindest in groben Zügen fest. "Wir wollen noch in diesem Jahr mit der Erschließung des ersten Bauabschnitts beginnen", sagt OB Zander, "und auch in die Vermarktung der ersten Grundstücke gehen." Das Krankenhaus Süd soll dann der letzte Bauabschnitt in diesem Gebiet werden.