1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Trotz Insolvenz optimistisch

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Trotz Insolvenz optimistisch

Von Ute hartling-Lieblang 02.09.2012, 15:07

Köthen/Obernkirchen/MZ. - "Schwere Stunden an der Rintelner Straße: Das renommierte 'Atelier für Architektur & Design' (AAD) ist im 25. Jahr seines Bestehens in akute Finanznot geraten - offenbar durch ein Zusammentreffen unglücklicher Umstände und unverschuldet", schreibt die Schaumburger Zeitung in Obernkirchen am 30. August. AAD ist neben Obernkirchen seit 1993 auch in Köthen ansässig, derzeit am Schlossplatz 4.

Die beiden Geschäftsführer Wolfgang Hein (Obernkirchen) und Heinfried Stuve (Köthen) haben Insolvenzantrag beim Amtsgericht Bückeburg gestellt, informiert die Zeitung. Betroffen sind 16 Mitarbeiter in den beiden Städten. Als Grund für die Insolvenz wird ein Forderungsausfall in Höhe von

100 000 Euro genannt, auf dem AAD sitzen geblieben sei. Die Haftpflichtversicherung habe nicht in voller Höhe gezahlt. Zusammengefallen sei dies mit einer größeren Investition in neue Bürotechnik, für die ein Bankkredit aufgenommen wurde.

Neugründung in Sicht

Die MZ konfrontierte den Köthener Geschäftsführer Heinfried Stuve mit dem Zeitungsbericht.

"Wir sind hier in Köthen ziemlich ruhig", spricht Stuve auch im Namen seiner sieben Mitarbeiter, von denen zwei freie Architekten sind. Nachdem die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) erloschen sei, sehe er einer Neugründung optimistisch entgegen. Dabei beruft sich der Köthener Geschäftsführer auch auf die Aussage der vorläufigen Insolvenzverwalterin Marianne Katharina Poeppel vom Kanzleiteam Handschuh + Lehmann (Bückeburg, Minden). Sie wird von der Schaumburger Zeitung mit den Worten zitiert, sie sehe "gute Chancen", dass AAD gerettet werden kann. Das Büro sei gut ausgelastet. Die aktuelle Situation sei nicht durch Missmanagement entstanden.

Dem kann Stuve für den Bereich Köthen nur beipflichten. "Wir arbeiten zwar relativ selbstständig, sind aber wirtschaftlich fünfzig zu fünfzig mit Obernkirchen verbunden", erläutert er. Forderungsausfälle gebe es immer mal wieder. Allerdings habe man in Köthen keine Gläubiger, weder unter den Banken noch unter den Lieferanten.

In welcher Rechtsträgerschaft AAD in Köthen nach dem 1. Oktober weitergeführt werden soll, darüber werde derzeit noch verhandelt, sagt Stuve, der davon überzeugt ist, dass die Bauherren, mit denen das Köthener Atelier zusammenarbeitet, trotz der momentanen Schwierigkeiten an einer Zusammenarbeit festhalten werden.

In Köthen ist AAD derzeit durch die Stiftung Dome und Schlösser mit der Sanierung des historischen Spiegelsaals betraut.

"Die Stiftung Dome und Schlösser beabsichtigt, auch weiterhin mit den Architekten zusammen zu arbeiten", bestätigt Katharina Gebhardt, Pressesprecherin der Stiftung auf MZ-Anfrage. Die Zusammenarbeit mit der Stiftung währt schon seit 1998. Zuletzt wurde der Köthener Marstall nach Plänen des Ateliers zur Musikschule umgebaut.

Dort konnten laut Stuve die Baukosten sogar unterschritten werden. Übrigens nicht zum ersten Mal, wie er sagt, beim Philanthropinum in Dessau, das zwischen 1995 und 2003 aufwendig saniert wurde, sei sogar eine Million Mark eingespart worden. Während AAD anfangs in Köthen nur Planungen aus Obernkirchen ausführte - dazu gehörte zum Beispiel der Umbau der Hahnemannschule in Köthen aus einer Investruine - änderte sich das Ende der 90er Jahre zusehends. "Wir haben uns mehr und mehr in die Baudenkmalpflege vertieft", sagt Stuve und nennt neben dem Schloss Köthen auch den Elbpavillon in Dessau und die Landesschule Pforta als Beispiele.

Sein Team habe im "hochkarätigen Denkmalschutz" bisher mit "qualitativ guten Ergebnissen" überzeugt und Vertrauen in der Region aufgebaut, sagt Stuve.

Für das erworbene Renommee spricht auch, dass AAD als einziges Büro aus Sachsen-Anhalt im EU weiten Wettbewerb zur Sanierung des Wittenberger Schlosses in der Endausscheidung war und gewonnen hat. "Ein Auftrag von rund 21 Millionen Euro nur im Altbaubereich", sagt Stuve. Bis 2015 habe man dort zu tun.

Die Kosten im Blick

Im Rahmen des Konjunkturpaketes II der Bundesregierung erhielt AAD unter anderem den Zuschlag für die Projektsteuerung bei der energetischen Sanierung am Bauhaus Dessau und des Georg-Friedrich-Händel-Konservatoriums in Halle. Dass dabei die prognostizierten Kosten wiederum eingehalten und im Falle des Konservatoriums sogar noch zusätzliche Leistungen vom Baugeld bezahlt werden konnten, zeugt von Kontinuität. Die Stadt Dessau setzt nicht zuletzt auch bei der städtebaulichen Sanierung der Meisterhäuser auf das Köthener Büro.

Das alles stimme ihn optimistisch, unterstreicht Stuve. "Es ist ja auch nicht so, dass keine Masse da ist. Wir werden den Betrieb in anderer Rechtsträgerschaft nahtlos weiterführen." Das gesamte Team zeige sich solidarisch. Auch über die Zahlungsmoral der öffentlichen Auftraggeber könne man sich "in keiner Weise beklagen".