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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Radegaster Rettungsversuche

Von SYLKE HERMANN 24.08.2010, 17:36

RADEGAST/MZ. - Radegast will einen Verein gründen, um die Zukunft des historischen Gasthofes "Prinz von Anhalt" zu sichern. Darauf verständigten sich die Ortschaftsräte am Montagabend. "Es war ein einhelliges Votum. Der Ortschaftsrat steht sehr geschlossen hinter dem Vorhaben und hält die Idee für gut, etwas zu unternehmen, damit dieses für den Ort prägende Gebäude nicht weiter verfällt", erläutert Ortsbürgermeister Michael Graf am Dienstag auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung.

Der historische Gasthof in der Walther-Rathenau-Straße 44 steht seit geraumer Zeit leer. Zuletzt wurde das Objekt von zwei jungen Männern als Clubgaststätte mit mehr oder weniger geregelten Öffnungszeiten betrieben. Es bestand ein Pachtverhältnis. Bis zu welchem Zeitpunkt, vermag in Radegast niemand im Detail nachzuvollziehen. Sicher ist nur, dass die letzte Besitzerin die Immobilie aufgegeben und damit auf ihr Eigentum verzichtet hat. "Aber wir sind nicht Besitzer des historischen Gasthofes", betont der Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt, Burkhard Bresch. Er habe dies gleich am Montagmorgen in der Verwaltung prüfen lassen, nachdem er am Samstag in der MZ gelesen hatte, die Stadt sei aktuell im Besitz der Immobilie, "was mir gleich spanisch vorkam", schmunzelt er.

Wie sich nun herausstellt, werden Gebäude samt Grundstück weiter als herrenlos geführt. Nach Breschs Informationen könne demnach jeder beim Land Sachsen-Anhalt Interesse an dem Objekt bekunden und es übernehmen. Zu welchen Konditionen wisse er allerdings nicht.

Ob die Stadt Südliches Anhalt zu einem möglichen Interessentenkreis zählen könnte, weiß er nicht, "damit haben wir uns noch gar nicht beschäftigt und auseinander gesetzt", erwidert Bresch. Er will jedoch nicht ausschließen, dass die Stadt Südliches Anhalt den historischen Gasthof erwirbt, um ihn als historisches Zeugnis zu erhalten. "Falls wir das in Erwägung ziehen sollten, entscheiden das letztlich die zuständigen Ausschüsse und der Stadtrat", verweist der Bürgermeister auf diese Gremien.

Aus seiner Sicht müsste Radegast das Thema, sofern dort ein Interesse am Erhalt des Objektes bestünde, offensiv angehen und der Stadt Südliches Anhalt die damit verbunden Vorstellungen und Ideen präsentieren. Nach MZ-Informationen könnte das schon auf der Sitzung des Stadtrates am Mittwoch geschehen. "Dann müssten zunächst alle Fakten auf den Tisch." Bresch denkt hier vor allem an die Kosten im Zusammenhang mit der Sanierung des denkmalgeschützten Hauses.

Daran wäre Radegast, wie vom Ortsbürgermeister zu erfahren ist, durchaus gelegen. "Der Abriss", informiert er weiter, "ist kein Thema." Im Übrigen gebe es, anders als in der MZ zu lesen war, keine Abrissgenehmigung für das Gebäude. Diese bezieht sich vielmehr auf das alte und dem Verfall preisgegebene Zollhaus am Ortsausgang.

Graf ist der Überzeugung, dass der Stadt Südliches Anhalt daran gelegen sein müsste, dass mit dem im Jahr 1717 gebauten Gasthof "etwas Vernünftiges passiert". Der Köthener Architekt Dietmar Sauer habe seine Bereitschaft erklärt, Radegast hier fachlich zu beraten und zu unterstützen. Mit einem Verein, der noch im Laufe dieses Jahres gegründet werden soll, könnte man Fördertöpfe anzapfen, Sponsoren für den Erhalt gewinnen, hofft Graf. In einem späteren Schritt würde der Verein schließlich als Eigentümer des "Prinz von Anhalt" fungieren, "natürlich mit allen Rechten und Pflichten", weiß Graf und fügt hinzu, dass er in Sachen Vereinsgründung "gern bereit ist, sich vor den Karren spannen zu lassen".