Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Junge Elsnigkerin möchte Kindern in Südafrika helfen
ELSNIGK/MZ. - Die Geschichte ist nicht alltäglich: Julia Gorzitzke, eine Abiturientin aus Elsnigk, möchte ein Freiwilliges Soziales Jahr in Südafrika absolvieren. Dieses Land, das in letzter Zeit in aller Munde war, hat sie vor allem deshalb für ihren Einsatz gewählt, weil die junge Frau vor 18 Jahren in dessen Hauptstadt Pretoria geboren wurde.
Zuerst in die Praxis
Für Julia Gorzitzke stand schon lange fest: Nach ihrem Abitur am Köthener Ludwigsgymnasium würde sie sich nicht gleich um einen Studienplatz bewerben, sondern erst einmal Praxisluft in der großen weiten Welt schnuppern. "Ich möchte anderen Menschen helfen", sagte die junge Frau. Und Julia Gorzitzke hatte auch schon klare Vorstellungen: Etwas Soziales, Kulturelles und Kreatives sollte es sein, und der einjährige Einsatz sollte auch etwas mit Bildung und Pädagogik zu tun haben. Sie suchte im Internet und fand das Südafrikanisch-Deutsche Netzwerk von Freiwilligendiensten "Sage Net". Dort bewarb sich die Abiturientin um ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Sie möchte in dem Land arbeiten, das sie bisher nur von Urlaubsreisen zu ihren Verwandten kennt.
Julias Großvater hatte es kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges erst nach Namibia und dann nach Südafrika verschlagen. Er holte seine Frau aus Deutschland nach, und das Ehepaar baute sich eine Existenz auf. Eine ihrer Töchter verliebte sich während eines Auslands-Semesters in einen Deutschen. Das Paar lebte zuerst in der Bundesrepublik, wo Julias Brüder - Zwillinge - geboren wurden. In den 80er Jahren zog die Familie aus beruflichen Gründen nach Pretoria, und das dritte Kind - Julia - kam zur Welt. "Ich habe in Pretoria eine sehr glückliche Zeit verbracht", erinnert sie sich an ihre frühe Kindheit.
Vor 13 Jahren hat sich Julias Vater dann erfolgreich um eine Stelle an der Fachhochschule Anhalt in Köthen beworben, und die Familie wählte Elsnigk als Wohnort.
Bevor Julia Gorzitzke den Zuschlag für das Freiwillige Soziale Jahr bekam, musste sie einige Hürden nehmen. Das mehrseitige Bewerbungsschreiben muss zum Beispiel in Englisch abgefasst werden. Dann wurden 60 von insgesamt 170 Bewerbern zu eintägigen Einzel- und Gruppengesprächen eingeladen. Schließlich wurden 26 junge Leute für das FSJ ausgewählt. Julia Gorzitzke war dabei und hat sich inzwischen auf einem zehntägigen Seminar sowie bei einem Praktikum auf ihren Einsatz vorbereitet.
Sie wird an der Makgatho Primary School im zehn Kilometer von Pretoria entfernten Township Atteridgeville eingesetzt. Townships sind die Wohnorte der Ärmsten, die oft nur in Buden aus Wellblech oder Kartons hausen. "In Atteridgeville hat die deutsche Nationalmannschaft trainiert", erinnert Julia an das nahegelegene für die Fußball-Weltmeisterschaft neu gebaute Stadion.
Es sei immer gut, auf Verhaltens-Ratschläge zu hören, meint die Abiturientin angesichts einer gerade in solchen Wohnvierteln hohen Kriminalitätsrate. "Aber man darf dort auch nicht verängstigt herumlaufen. Ich möchte mich auf die Kultur einlassen und den Alltag der Menschen kennen lernen", nimmt sie sich vor. Die junge Frau freut sich schon riesig auf das Freiwillige Soziale Jahr in Südafrika. "Ich bin von diesem Land begeistert, es hat so viel Potential", fasst sie ihre Eindrücke aus vergangenen Besuchen zusammen.
Schon viele Ideen
Julia Gorzitzke fährt im September mit vielen Ideen zu ihrem Einsatz nach Südafrika. "Ich möchte mit den Kindern im Township eine Müllsammel-Aktion machen und aus den Funden nützliche Dinge basteln", verrät sie. Eine Theatergruppe möchte sie ins Leben rufen und die Tanzgruppe der Makgatho-Schule unterstützen.
Selbstverständlich wird sie ihre Tanten und Onkeln, Cousinen und Cousins und natürlich ihren 97-jährigen Großvater in Pretoria besuchen. Wohnen aber wird sie in einer Wohngemeinschaft. Ihre Selbstständigkeit sei ihr wichtig, begründet sie diese überraschende Entscheidung und fügt hinzu: "Ich denke, dass dieser Einsatz in Südafrika für mich ein guter Wegweiser für mein weiteres Leben sein wird".
Spenden sind nötig
Bis zu ihrem Abflug im September muss Julia Gorzitzke aber noch eine schwierige Aufgabe lösen. Drei Viertel der Kosten ihres Einsatzes im Township übernimmt "Weltwärts", der Freiwilligendienst des Bundes-Entwicklungshilfeministeriums. Um die restlichen 1 800 Euro aufzubringen, muss die Abiturientin einen Unterstützerkreis aufbauen und mit dessen Hilfe monatlich Spenden von 150 Euro sammeln. "Dieses Geld wird für Hilfsprojekte in Südafrika und für den Jugendaustausch verwendet", informiert sie.
Wer das Freiwillige Soziale Jahr von Julia Gorzitzke unterstützen möchte, kann eine Spende überweisen: SAGE Net e.V., Konto-Nr. 7525413 BLZ 37050198, Sparkasse KölnBonn, Verwendungszweck: Julia Gorzitzke.