Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Auf «Urwald-Expedition» in Wehlau
WEHLAU/MZ. - Am Sonntagvormittag kämpften sich zehn Erwachsene und zwei Kinder durch die dichte Vegetation. Ihre Mission war die Biotoptypenkartierung des Gebietes. Jennifer Drestler leitete die abenteuerliche Expedition. Die 23-jährige Quellendorferin studiert Naturschutz und Landschaftsplanung am Bernburger Standort der Hochschule Anhalt. Engagiert kümmert sie sich um den Botanischen Arbeitskreis des Naturschutzbundes (Nabu).
Nach Rundgängen in Klietzen und Köthen widmeten sich die Nabu-Mitglieder nun dem südöstlichen Teil des Altkreises. "Ich war selbst noch nicht hier", erzählte Jennifer Drestler. Als Ortskundiger stand ihr Matthias Wimmer zur Seite. "Einzigartig ist die Insellage des Gebietes", machte der Wehlauer deutlich. Agarflächen umschließen die Fuhnevogtei.
Grundlage der Biotopkartierung waren so genannte CIR-Luftaufnahmen. "Alles, was Photosynthese betreibt, wird rot dargestellt", erklärte Jennifer Drestler. Und genau diese Gebiete waren für die Bestimmung interessant. Los ging es mit einer Wiese. Roger Rohlfing aus Wehlau markierte die Fläche auf einer Karte. Aus einem Katalog des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt suchte der Fraßdorfer Steffen Both den passenden Biotoptyp heraus.
"Krautige Vegetation" kam für die Wiese in Frage. Aber ist es nun Grünland, Staudenflur, Magerrasen, Wildgrasflur oder Heide? Die Teilnehmer der Führung entschieden sich für Grünland. Das entsprechende Symbol "KG" wurde um ein "i" ergänzt. Dieser Zusatz verrät, dass es sich um artenarmes Intensivgrünland handelt.
Die erste Biotopbestimmung war relativ einfach. Schwieriger wurde es bei der Einordnung des nahe gelegenen Baches. "Das hier ist die Fuhne?", wunderte sich Steffen Both. Denn irgendwie hatte das verlandete und flache Rinnsal keinerlei Ähnlichkeit mit der Fuhne, die er kennt. Kein Wunder - immerhin handelt es sich um den Quellbereich des Baches.
Dass die Fuhne ein kleines Fließgewässer ist, davon war die Gruppe überzeugt. Die Benennung "GB" stand also schon einmal fest. Aber ist der Fuhnequell nun mäandrierend, natürlich gestreckt oder gewunden? Nach einigem Hin und Her entschieden sich die Teilnehmer für "stark begradigt" und "bedingt naturnah". Die Fuhne wurde mit "GBbb" markiert.
Eine Röhrichtfläche im Herzen der Fuhnevogtei verlangte vollen Körpereinsatz. Wurzeln wurden zur Stolperfalle, meterhohe Pflanzen erschwerten den Weg. "Rehe springen hier wie Heupferdchen", erzählte Matthias Wimmer. Anstelle der grazilen Waldbewohner fand die Gruppe Spuren von Wildschweinen.
Eine Biberburg hatte Matthias Wimmer als Höhepunkt der dreistündigen Expedition für das Ende aufgehoben. Zwei Meter hohes Schilf machte ein Durchkommen fast unmöglich. Angeknabbertes Gehölz war ein Indiz für den heimischen Nager. Die Biberburg schien jedoch verlassen. Frische Zweige waren nicht zu sehen. Neun Biotoptypen wurden bestimmt. Jennifer Drestler will die Ergebnisse auswerten. Am 8. August lädt der Botanische Arbeitskreis zum nächsten Rundgang ein. Das Gebiet steht noch nicht fest.