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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Andreas Kitzing bangt um sein Haus

Von UTE Hartling-Lieblang 23.01.2012, 18:33

Gahrendorf/MZ. - Wie die MZ vor einem Jahr berichtete, drohte das Haus einzustürzen, obwohl es auf einem starken Fundament ruht.

Kitzing erwarb das Einfamilienhaus, das einen sehr gepflegten Eindruck macht, vor rund 30 Jahren und hat es mühevoll instand gesetzt. Doch eindringendes Wasser, das von den umliegenden Flächen auf das etwas tiefer liegende Grundstück vordringt, hat den lösshaltigen Untergrund immer mehr weggeschwemmt, so dass es zu einer gefährlichen Senkung der tragenden Wände kam. Große Risse in den Kellerwänden, aber auch verzogene Türen und Schäden an den Fliesen im Wohnbereich sind die Folge.

Selbst starke Metallstützen konnten nicht verhindern, dass die tragenden Wände immer mehr nachgaben. Das Grundwasserproblem der letzten Jahre hat die Situation laut Kitzing noch verschärft, Wie auch andere Hauseigentümer in der Region bekam der Gahrendorfer die Folgen der jahrzehntelangen Vernachlässigung des Grabenentwässerungssystems im Land zu spüren. Die intensive Bewässerung der umliegenden Gemüsefelder bereitete Kitzing zusätzliche Sorgen. Doch hier konnte durch Flächentausch inzwischen Abhilfe geschaffen werden, freut sich der Gahrendorfer.

In einen zeitweiligen Ausschuss des Landtages von Sachsen-Anhalt, der die Ursachen und Folgen der Vernässung untersucht, setzt Andreas Kitzing und mit ihm unzählige Grundstückseigentümer große Hoffnungen. Im Ergebnis der Untersuchungen hoffen die Betroffenen auf eine angemessene Entschädigung.

"Ich weiß, dass ich ein Sonderfall bin", zieht Andreas Kitzing ein Resümee aus zahlreichen Gesprächen, die er im Köthener Ordnungsamt, bei der zuständigen Behörde des Landkreises Anhalt-Bitterfeld und beim Amt für Landwirtschaft, Flurordnung und Forsten inzwischen geführt hat. "Alle haben sich mein Problem geduldig angehört, doch helfen konnte mir bisher niemand", sagt der Gahrendorfer resigniert. Dabei wurde das Leben in den eigenen vier Wänden für ihn und seine Frau immer mehr zum Risiko. "Wir haben ständig in der Angst gelebt, dass wir hier ausziehen müssen", schildert er.

In seiner Not hat sich der 53-Jährige auf die Suche nach einer Spezialfirma gemacht, die ihm hilft. Doch die Hoffnung, dass Fachleute die tragende Innenwand, auf der Decken und Schornstein lasten, mittels Spezialwinden wieder ins Lot bringen könnten, zerschlug sich. Dennoch fanden die Fachleute eine Möglichkeit, das weitere Absacken der Wand mittells Stahlbetonhülsen zunächst aufzuhalten. Gutachter rieten dem Gahrendorfer zu diesem unvermeidlichen Schritt.

"Wir mussten handeln, obwohl wir uns das eigentlich gar nicht leisten konnten", sagt Andreas Kitzing, der infolge erheblicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen schon seit Jahren um eine Invalidenrente kämpft. Allein mit dem Gehalt seiner Ehefrau seien die Kosten nicht zu stemmen. Wie die Familie die hohe Summe zurückzahlen soll, die sie sich bei Freunden für die Stabilisierungsmaßnahmen leihen musste, weiß der 53-Jährige noch nicht.

Er hofft auf das Einlenken seines Arbeitgebers im Betonwerk Löbnitz, mit dem der Schwerbehinderte schon länger um Lohnersatz für nicht in Anspruch genommenen Urlaub wegen Krankheit streitet. Das alles zehrt zusätzlich an seiner Gesundheit.

Doch Andreas Kitzing gibt die Hoffnung nicht auf, dass doch noch finanzielle Hilfe vom Land kommt. Deshalb will er am Mittwoch vor Ort sein, wenn sich der zeitweilige Ausschuss "Vernässung" in der Region mit Bürgern trifft. "Ich weiß, dass die Vorsitzende Brigitte Take in dieser Sache sehr engagiert ist", sagt Kitzing. Sie sei auch schon bei ihm gewesen und habe sich vom bedrohlichen Zustand seines Hauses überzeugt.

"Blinder Aktionismus hilft uns nicht weiter," zeigt der Gahrendorfer Verständnis für die langwierige Untersuchung des Vernässungsproblems. Doch wie viele andere Betroffene fühlt er sich auch ein Stück weit im Stich gelassen mit seinem Problem: "Weil uns niemand sagt, wie es weiter geht." Auch auf eine Anfrage beim Petitionsausschuss habe er noch keine Antwort erhalten, bedauert Kitzing.

Also bleibt er im Moment weiter auf die Hilfe von Familienangehörigen und Freunden angewiesen. Sobald es die Witterung zulässt, sollen auch die Außenwände des Einfamilienhauses stabilisiert werden. Besonders dankbar ist der Gahrendorfer dem Betonwerk Abel in Köthen, das ihm dafür kostenlos Material zur Verfügung gestellt hat.