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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: 2.507 tote Kiebitze

Von MATTHIAS BARTL 10.11.2011, 20:09

KÖTHEN/KÖNNERN/MZ. - Das Bild, das sich Andreas Rößler auf einem Acker in der Nähe von Könnern bot, hätte nicht nur einen Ornithologen ins Herz getroffen: Ein Schlachtfeld war die in doppelter Hinsicht richtige Bezeichnung. Der Hagel des 11. September hatte nicht nur Dächer, Fassaden, Autos und andere Dinge zerstört, er hatte auch zahlreiche tote Vögel hinterlassen. Ein Verlust an Natur, der bis dato in den Beiträgen zum Unwetter keine Rolle gespielt hatte, der aber durchaus dramatisch genannt werden kann. Vor allem, wenn man sich die Größenordnungen ansieht.

Der in Großpaschleben wohnhafte Rößler war - wie andere Vogelkundler auch - in den Morgenstunden des 12. September in das vom Hagelschlag betroffene Gebiet gefahren und hatte dort nach dem Rechten gesehen. Was er sah, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen noch. Andreas Rößler, Vorsitzender des Ornithologischen Vereins Cöthen (OVC), bemühte sich um eine möglichst genaue Erfassung der Schäden - und kam auf 2 296 tote und 159 noch lebende, aber zum Teil schwer verletzte Kiebitze. "Einigen", so Rößler, "waren durch das Eis die Augen ausgeschlagen worden, andere hatten Schnabel-, Flügel- oder Beinverletzungen, manche hatten alles zusammen." Rößler stellte später noch auf einem Feldschlag zwischen Pißdorf und Porst bei Köthen weitere 211 tote Kiebitze fest. Die Dunkelziffer dürfte im übrigen noch höher liegen: "Sicher hat es an anderen, mir nicht bekannten Stellen weitere Vogelverluste gegeben", so Rößler.

Nicht nur Kiebitze waren betroffen; als verletzt erfasst wurde auch einer der seltenen Bienenfresser, ein Mäusebussard und ein Turmfalke. Tot aufgefunden wurden ein Fasan, ein Mäusebussard und ein Roter Milan. Dass so viele Kiebitze zu Opfern des Hagels wurden und die meisten großen Vögel diesem Schicksal entgingen, ist leicht erklärlich: Der Kiebitz ist ein Vogel der Wiesen- und Weidenlandschaft - und dort hatte er keinerlei Deckung, als das Unheil über ihn hereinbrach. Dazu kommt, dass der Kiebitz meist in größeren Trupps vorkommt - und daher auch die Zahl der toten Tiere weit über vereinzelte Funde hinausgegangen ist.

Einige der verletzten Kiebitze wurden u. a. in den Bernburger Tiergarten gebracht bzw. von Mitarbeitern der Einrichtung, aber auch der Zoos Halle und Magdeburg eingefangen. In Bernburg, so Tiergartenchef Andreas Filz, sind noch heute einige der verletzten Tiere untergebracht. Bedauerlicherweise sind auch noch einige gestorben.