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Zirkus-Projekt in Prettin Zirkus-Projekt in Prettin: Schüler werden "Stars der Manege"

Von Gabi Zahn 17.03.2015, 18:52
90 Mädchen und Jungen aus der Prettiner Grundschule und aus der Kindertagesstätte des Ortes erlernen in dieser Woche das Zirkus-Abc.
90 Mädchen und Jungen aus der Prettiner Grundschule und aus der Kindertagesstätte des Ortes erlernen in dieser Woche das Zirkus-Abc. G. Zahn Lizenz

Prettin - Wetten, dass es 90 Kinder aus Prettin und Umgebung schaffen, sich binnen drei Ausbildungstagen als „Stars der Manege“ zu präsentieren? Zweifler mag es geben, doch das Projekt beweist, so es gelingt, nicht nur die Machbarkeit, sondern wird von Eltern und Lehrern sogar als „pädagogisch wertvoll“ eingestuft.

Zur Premiere am Freitag, 20. März, um 10 Uhr sind vor allem Ehrengäste, die umliegenden Schulen, Kindereinrichtungen und Seniorenheime ins Zirkuszelt eingeladen. Die erste öffentliche Aufführung findet am Freitag, 20. März, um 17 Uhr statt, eine weitere am Samstag, 21. März, um 10 Uhr. Die jungen Artisten, ihre Lehrer und das Zirkusteam hoffen, dass sich viele Eltern und Familienangehörige von „Laras Traum“ – so lautet das Programm – verzaubern lassen. Willkommen sind auch interessierte Zuschauer aus den Nachbarorten. Tickets gibt es an der Tageskasse.  (gzn)

„Es wird anstrengend, aber wir schaffen das, weil wir uns riesig darauf freuen“, preist Michel Krause aus der 4. Klasse der Prettiner Grundschule die Zusammenarbeit mit dem Projektzirkus „Dreamland“ an. Er und seine Freunde haben gemeinsam mit Zirkusdirektor Helmut Rosner zur Pressekonferenz geladen. Der Zehnjährige gibt sich versiert: „Wir lernen auch Dinge, die Schauspieler können müssen. Das Programm wird als Musical gestaltet.“ Er selbst, verrät Michel, ist in der Rolle eines Gangsters zu sehen. „Wir lernen, uns auf der Bühne geschickt zu bewegen und zu kämpfen – natürlich ohne jemandem weh zu tun.“

Seit Sonntagmittag steht das Chapiteau mit seinen 22 Metern Durchmesser auf dem Schulgelände. „Etwa 20 Vatis und die Prettiner Feuerwehr haben beim Aufbau geholfen“, lobt Daniela Höcke vom Schulförderverein. Er hat auch einen Großteil der Kosten übernommen. Somit konnte der Anteil der Eltern auf 13 Euro pro Kind begrenzt werden. Kindergärtnerin Steffi Kühne erinnert sich: „Vor zehn Jahren gab es in Prettin zum letzten Mal ein Zirkusprojekt. Ich weiß noch, dass wir kaum glauben wollten, dass die talentierten Artisten, Jongleure, Dresseure, Seiltänzer und Feuerschlucker unsere Kinder sind.“ Die älteste Gruppe aus dem „Haus der kleinen Knirpse“ stellt diesmal die jüngsten Artisten.

Harte Teamarbeit

Zirkusdirektor Helmut Rosner ist begeistert von der Motivation des Prettiner Nachwuchses: „Jeder Teilnehmer hat im Vorfeld einen Zettel mit Rollenwünschen ausgefüllt. Niemand muss etwas machen, was er gar nicht mag. Wer sich aber für etwas entschieden hat, will auch gut sein. Das bedeutet harte Teamarbeit. Dabei werden oft verborgene Fähigkeiten herausgekitzelt.“ Als Clowns, so erzählt Rosner, meldeten sich oft Kinder, die gern Faxen machen und zappelig sind. Beim Training merken sie jedoch, dass ein echter Clown andere Qualitäten braucht, vor allem Disziplin. In unserem Programm müssen Clowns zum Beispiel drei A-4-Seiten Text lernen, und das innerhalb von drei Tagen.“

Helmut Rosner und Geschäftspartner Jan Sperlich erinnern sich gern an die „Dreamland“-Premiere vor Jahresfrist in Annaburg. Seitdem hat das neugegründete Unternehmen an 24 Schulen Halt gemacht. „Auch dieses Jahr sind wir gut gebucht. Wir reisen bis Rügen, Schneeberg im Erzgebirge sowie nach Wiesbaden, Salzgitter und Nürnberg. Nur im Herbst gibt es noch wenige freie Termine“, erzählt Rosner.

Der 36-Jährige entstammt wie Jan Sperlich einer traditionsreichen Zirkusfamilie. „Dass es den großen Zirkus Probst in seiner bekannten Form nicht mehr gibt, macht uns traurig. Die Rolandos haben ihre Tournee für 2015 abgesagt und spezialisieren sich auf ihren Projektzirkus. Die politische Entscheidung zum Mindestlohn hat daran großen Anteil“, wertet Rosner. Sein Unternehmen sei davon nicht übermäßig betroffen: „Wir sind anders aufgestellt. Ein Großteil unseres Teams besteht aus professionellen Artisten, die als selbstständige Künstler auf Honorarbasis arbeiten.“

Dass die Profis „Feuer und Flamme“ sind für die Arbeit mit den Kindern, verspürt auch Tobias Schulze aus Prettin. Der Neunjährige hat sich wie Michel für eine Gangster-Rolle entschieden: „Vielleicht lerne ich dabei einige Kniffe zur Selbstverteidigung“, überlegt er. Klassenkameradin Nele Idelberger aus Hohndorf übt sich derzeit als Feuerschluckerin: „Mein Papa ist bei der Feuerwehr, da bin ich sehr gespannt, was er sagt.“

Die zehnjährige Laura Hache aus Axien stand als Einzige schon mal im Manegenlicht: „Im Urlaub an der Ostsee war ich Seiltänzerin im Zirkus. Diesmal habe ich mich für den Zigeunerzug gemeldet und will das Jonglieren lernen.“ (mz)

Die Pressesprecher der Projektwoche: Michel Krause, Tobias Schulze (l.), Laura Hache, Nele Idelberger (r.)
Die Pressesprecher der Projektwoche: Michel Krause, Tobias Schulze (l.), Laura Hache, Nele Idelberger (r.)
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