Graffiti-Projekt Zahna-Elster aus der Vogelperspektive
Kinder des Jugendclubs Elster gestalten mit zwei Graffiti-Künstlern ein Trafohaus in Mühlanger. Wer sie dabei unterstützt hat und was nicht fehlen darf.

Mühlanger/MZ - Die Vorschläge für das Graffiti-Projekt „Vogelperspektive“ kommen wie aus der Pistole geschossen. „Pilze, Wald, See, Vögel, Postsäule, Elberadweg“, rufen die Kinder des Jugendclubs Elster durcheinander und holen sich von Künstler Marvin Bieß aus Potsdam die noch leeren Zeichenblätter ab. Martina Flade und Elisa Stephan vom Projektsponsor enviaM sitzen im Schatten neben dem Trafohaus in Mühlanger und schauen den Kindern bei der Arbeit zu. „Wir haben“, erklärt Martina Flade, die beim Energieversorger für Unternehmenskommunikation, Sponsoring und Veranstaltungen zuständig ist, „in den vergangenen Jahren 300 solcher Projekte unterstützt. Trafostationen und Stromkästen verwandeln sich durch die professionelle Unterstützung in kleine Kunstwerke. Wir arbeiten mit vier Künstlern zusammen.“ Marvin Bieß von „Fokuz Design“ ist einer davon. Zusammen mit Mitarbeiter Oliver Johannsen hat er schon sichtbare Spuren in der Region hinterlassen. Das Sponsoring der enviaM pro Aktion beläuft sich laut Flade im vierstelligen Bereich.

Geschwindigkeit ist Trumpf
Der Graffiti-Künstler aus der Landeshauptstadt Brandenburgs öffnet die Heckklappe des Transporters und legt alle Untensilien auf die Wiese. Die Sprayflaschen sind längst FCKW-frei, sagt er, die früheren weißen Einwegoveralls werden durch Baumwollkittel ersetzt, Gartenhandschuhe eignen sich besser zum langfristigen Einsatz. Werden die Kittel in der Waschmaschine wieder sauber? „Blut, Schweiß und Tränen gehen ganz gut raus“, sagt Bieß und kann sich im Nachgang ein Lachen nicht verkneifen.

Die ersten Skizzen der 15 Kinder sind fertig. Die beiden Künstler sortieren sie, besprechen einige Details - damit die geografische Zuordnung stimmt - und geben weitere Denkanstöße. Der Chef von „Fokuz Design“ schnappt sich vier Jungs und beginnt auf einer zuvor am Trafohaus angebrachten Pappe mit den praktischen Übungen. Dünner Strich heißt, mit hoher Geschwindigkeit die Farbe auftragen. Wer bummelt, kassiert „Rotznasen“. Da auch zwei Teilnehmer unter den Sprayern aus der Ukraine sind, setzt Bieß Nicolai und Danu Melnic, die Geschwister stammen aus Moldawien, als Dolmetscher ein. Nicht die Farbe in die Augen sprühen oder vollständige Schutzkleidung tragen lauten die wichtigsten Anweisungen, die übersetzt werden müssen. „Nur auf die Pappe sprühen“, sagt der Künstler wiederholt, der die Vogelperspektive bereits farblich vorskizziert hat. Die Zeichnungen der Kinder mit den Gestaltungswünschen sind fertig. Jugendclub-Chefin Sabine Hoffmann betont zwar, dass ihre Schützlinge bereits seit einem Monat Ideen sammeln, doch vor Ort „sprudelt“ es so richtig aus allen heraus. Das Eiscafé in Elster soll nicht vergessen werden, des Weiteren die Zahnaer Brause oder eine Bibel, da Wittenberg eine Reformationsstadt ist.
Begeisterte Teilnehmer
Sara Henze hat sich für Blumen entschieden, die sie aus Omas Garten kennt. Da die Region sehr ländlich geprägt ist, dürfen sie auf dem Trafohaus nicht fehlen. Für das 14-jährige Mädchen aus Elster ist es nicht das erste Graffiti-Projekt. „Ich bin schon in Gadegast und an der Feuerwehr Mühlanger dabei gewesen“, sagt sie und ergänzt, dass die künstlerische Gestaltung etwas ganz Besonderes sei. „Diese Projekte sind einfach klasse und machen riesig Spaß“, lautet ihre Einschätzung.

Tom Griegat favorisiert als passionierter Angler Fische. Er erzählt, dass er wie sein Vater einem Angelverein angehört und vor allem gern am Bergwitzsee sitzt. „Da haben wir schon große Fische rausgeholt“, berichtet er ganz stolz. In den kommenden Sommerferien wird er den See auch zur Erfrischung nutzen. „Dort befindet sich eine richtig coole Insel. Da schwimmen wir manchmal hin“, so Griegat, für den das Trafohaus an der Hohndorfer Straße ebenfalls das dritte Projekt ist. „Es ist immer super“, sagt er, selbst bei diesen hochsommerlichen Temperaturen.

Bieß und Johannsen genießen das Bad in der kleinen Menge. „Das sind schon unsere Herzensprojekte“, meint der Chef von „Fokuz Design“, der die wegweisende Zusammenarbeit mit dem Energieversorger lobt. Viele Trafohäuser oder Stromkästen in Mitteldeutschland stehen beschmiert in der Landschaft. Mit den Projekten soll der Unterschied aufgezeigt werden, dass Graffiti unter professioneller Anleitung Kunst ist und in den Orten echte Hingucker entstehen. Die Jugendclub-Chefin bringt es etwas einfacher auf den Punkt. „Mega. Wir sind super stolz.“