Tiere Wolf streift durch Elster
Das Raubtier wird an der Elbe von einem Frachtschiff aufgeschreckt und rennt in Richtung Bootshaus. Bürgermeister Peter Müller erhält Anrufe von besorgten Einwohnern.
Elster - Das Video verbreitet sich in Elster wie ein Lauffeuer. Ein Einwohner beobachtet auf den Elbwiesen, Höhe Bootsanleger, einen Wolf, der in den Morgenstunden aus Richtung Iserbegka kommend auf Pirsch geht. Auf der Elbe nähert sich ein Frachtschiff. Das Raubtier erschreckt sich, rennt den Damm hoch, am Bootshaus entlang und verschwindet (wahrscheinlich) irgendwo im Ort.
Video macht die Runde
Bürgermeister Peter Müller (Freie Wähler) erzählt, dass er dieses Video „mindestens zehnmal“ aufs Handy bekommen hat. Da der Wolf auch schon am Rand von Zahna aufgetaucht ist, sei sein Erscheinen keine Sensation mehr. In den Morgenstunden ist immer ein Sprung Rehe in dem Bereich zwischen Iserbegka und Elster unterwegs. Deshalb kann sich Müller gut vorstellen, dass der Wolf deren Spur verfolgt hat und beim Blickkontakt mit dem Schiff in Panik geraten ist. Ob er später die Ortsmitte passiert oder zurück zum Elbufer rennt, bleibt reine Spekulation.
„Irgendwer“, so der Bürgermeister, „müsste ihn doch gesehen haben.“ Da der 42 Sekunden lange Film wie erwähnt in der Elbgemeinde sofort die Runde macht, bekommt Müller von mehreren besorgten Bürgern Anrufe, da sich die Sekundarschule in unmittelbarer Nähe des Videodrehs befindet. „Es sind geschützte Tiere, die nicht gejagt werden dürfen“, meint das Stadtoberhaupt, das prinzipiell zur Ruhe mahnt. Die Menschen wissen, dass sich Wölfe in der Region aufhalten. Es habe bisher keine Angriffe auf den Menschen gegeben. „Das sind scheue Tiere.“
Der einsame Wolf in Elster hat nach Ansicht von Andreas Berbig, Leiter des Wolfskompetenzzentrums Iden (bei Stendal), alles richtig gemacht. Er habe sich vom auf der Elbe fahrenden Frachtschiff stören lassen und daraufhin das Weite gesucht. Diese Reaktion zeigt, dass mit dem Tier alles in Ordnung ist. „Wir haben keine Kenntnis davon, dass ein freilaufender Wolf im Landkreis Wittenberg Probleme macht“, so Berbig.
Kein Einzelfall
Das Auftauchen in Elster sei kein Einzelfall. Solche Raubtiere sind schon in größeren Städten von Sachsen-Anhalt wie Magdeburg oder Wernigerode gesichtet worden. „Es war immer auf der Flucht“, meint er. Solche Zufallsbegegnungen passieren, wenn sich der Wolf auf seiner Wanderschaft, in diesem Fall am Elbufer entlang, verirrt hat. Der Kontakt zwischen Mensch und Tier gehört zum Alltag. Hasen tummeln sich in Vorgärten, Rehe oder Wildschweine in Parkanlagen. Wichtiger Hinweis vom Chef des Kompetenzzentrums: Wölfe dürfen nicht angefüttert oder mit Nahrungsresten versorgt werden. Sonst bleibt es nicht beim einmaligen Besuch. Laut einem Monitoring-Bericht (2019/20) leben im Bereich Wittenberg Nord fünf, bei Bad Schmiedeberg drei und in der Glücksburger Heide zwölf Wölfe.
Weitere Informationen sind im Internet unter www.lau.sachsen-anhalt.de/naturschutz/das-wolfskompetenzzentrum-wzi/ einsehbar. (mz/Thomas Tominski)