Sozialer Dienst ist umgezogen „Wir“-Verein hat neues Domizil in Annaburg
Warum die sozial engagierte Gemeinschaft ihren Gründungsstandort in Holzdorf aufgeben muss.

Annaburg/MZ - Es war nicht eben der eigene Wunsch des „Wir“-Vereins, ausgerechnet in seinem 25. Jahr das angestammte Domizil in Holzdorf zu verlassen. Jenes, in dem damals alles begann. Doch der Vermieter, das Nachfolgeunternehmen der früheren BHG, hatte vor etwa Vierteljahresfrist dem Verein die Kündigung geschickt. Grund: Das Objekt ist verkauft worden.
Am gestrigen Mittwoch nun gratulierten Annaburgs Bürgermeister Stefan Schmidt (FWG) und seine Stellvertreterin Anja Liebig, die auch für Soziales zuständig ist, der Vereinschefin Margit Mehr zum Einzug der sozialen Dienste mit Möbelhof in sein neues Domizil. Es ist das frühere Autohaus Otto gegenüber dem Bahnhof in Annaburg.
Suche nach alternativem Standort für soziale Dienste war nötig
Lange Zeit zum Suchen eines Alternativstandortes blieb der Vereinsvorsitzenden und ihren Mitstreitern nicht. Und so bekundete Stefan Schmidt, „ich bin begeistert, wie schnell das alles umgesetzt wurde. Ich spreche für Annaburg, wenn ich sage, wir sind nicht traurig, dass ihr hier seid“. „Wir hatten angefragt und die Stadt Annaburg hat gesagt, sie will uns“, hatte Margit Mehr zuvor erklärt.
Verbunden mit dem Dank an die Stadt, aber vor allem an die zahlreichen Helfer im eigenen Verein, die den Umzug von Holzdorf nach Annaburg binnen 14 Tagen vollbracht haben. Soll heißen: Der Umzug ist im Wesentlichen gelaufen. Einige Dinge sind freilich noch herüber zu bringen.

In mehreren Orten rund um den bisherigen Standort Holzdorf hatte die Vereinschefin nach einer Alternative gesucht. Einige Offerten waren nicht annehmbar, weil die Räumlichkeiten zu klein erschienen, etwa in Prettin. Zwei freie Objekte in Annaburg waren für den sozial engagierten Verein finanziell nicht tragbar. Jessen fiel aus dem Raster, da es ja hier in der Robert-Koch-Straße den zweiten Hauptsitz gibt. Und auch das Areal am Schwanenteich wird bekanntlich durch den Verein betreut.
Wie ein gemütliches Zimmer
„Irgendwann nachts fiel mir in dieser Zeit ein, es gibt ja noch das frühere Autohaus am Bahnhof in Annaburg“, schildert Margit Mehr den Werdegang. Der Besitzer war schnell ausgemacht. Und tatsächlich wurden sich beide Seiten einig.
Innerhalb von rund zwei Wochen griffen die Vereinsmitglieder und -mitarbeiter zu Farbe und Pinsel. Es wurde frisch gemalert und auch einige Elektroleitungen waren neu zu verlegen. Und schon konnten die Akteure mit dem Umräumen der Möbel und anderen Haushaltsgegenstände des sozialen Dienstes beginnen. Dort, wo bislang Pkw einer französischen Marke glänzten, sieht es nun aus wie in einem gemütlichen Wohnzimmer. Eine Tafel ist festlich gedeckt, Sitzgruppen laden zum Verweilen ein.

In einem Nachbarraum gibt es Betten und Schränke fürs Schlafzimmer. Doch all diese Einrichtungsgegenstände sollen nicht lange dort bleiben. Denn sie sind - für kleines Geld - für sozial Schwächere gedacht, die sich nagelneue Möbel und Ausstattungen nicht so einfach kaufen können.
Nicht nur Möbelhof
Das neue Objekt des „Wir“-Vereins bietet freilich auch weitere Vorteile. Hier können nun mehrere Angebote zusammengefasst werden. Neben dem Möbelhof kommt hier nun auch die Lebensmittelausgabe der „Tafel“ - jeden Mittwoch von 13 bis 14 Uhr - unter. Und die Begegnungsstätte, die bislang in einem anderen Gebäude in der Torgauer Straße residierte, hat im Ex-Autohaus einen großen Raum gefunden.
Eine Besucherin des Frauentreffs meinte während der kleinen Eröffnungszeremonie mit Rundgang durch die Räume: „Die meisten Besucher des Treffs kommen eh mit dem Fahrrad. Und ob sie nun da vorn haltmachen oder hierher kommen, ist doch egal.“ Das war ein Stichwort für Vereinschefin Margit Mehr, die ihre Hoffnung ausdrückte, dass die Kunden und Besucher den neuen Standort annehmen mögen. Ideen für einige neue Angebote im Haus schweben ihr schon im Kopf herum.