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Windpark Kreis Wittenberg Windpark Kreis Wittenberg: Flottes Tempo bei Gadegast

Von H.-Dieter Kunze 17.05.2016, 17:25
Lastwagen mit Mischtrommeln voller Fertigbeton rollen pausenlos an. Das Fundament muss in einem Stück gegossen werden.
Lastwagen mit Mischtrommeln voller Fertigbeton rollen pausenlos an. Das Fundament muss in einem Stück gegossen werden. Kunze

Gadegast - Die Bauarbeiten am Windpark Gadegast befinden sich exakt im Terminplan. „Unsere Monteure legen ein hohes Tempo vor, der Übergabetermin mit Netzanbindung am 30. September muss und wird eingehalten werden“, versichert Baustellenleiter Dirk Kleemann von der Zetcon Ingenieure GmbH Bochum.

Immer wieder ist er mit einem Quad von einer der acht Fundament- und Montagebaustellen zur nächsten unterwegs. Das Fahrzeug trägt zwar ein polnisches Kennzeichen, aber Gadegast ist schließlich eine internationale Baustelle und man versteht sich gut miteinander. Dazu gehören Bauleute der Szecziner Firma Global Energy. Sie hat den Zuschlag für die Transportarbeiten erhalten. Generalunternehmer für den Windpark ist die Vortex Energy GmbH Kassel.

Halbschalen aus Stahlbeton

Auf der Baustelle mit der Bezeichnung „WEA 5“: Das Betonfundament war nach 28 Tagen ausgehärtet, die Montage des unteren Teils vom Mast in so genannter Hybridbauweise konnte beginnen. Er wird aus zwei halbschalenförmigen Stahlbetonsegmenten errichtet, die nacheinander aufgesetzt und verbunden werden.

Die jeweils 34 Tonnen schweren Halbschalen werden zuvor mit einem Spezialbeton zu einem Ring vergossen und wachsen bis auf eine Höhe von 75 Metern, sich nach oben hin von acht auf viereinhalb Meter Durchmesser verjüngend. Sie rollen auf Schwerlasttransportern vom Herstellerwerk über die Autobahnabfahrt Coswig durch Wittenberg über Leetza zur Baustelle. Es wird im Konvoi gefahren, nachts und mit Polizeieskorte. Schwierigkeiten bei den Ortsdurchfahrten gibt es keine, lediglich in Leetza mussten einige Bäume wegen des Höhendurchfahrtsprofils etwas gestutzt werden.

Zur Montage wurde ein Mobil-drehkran der Firma BTB Logistik Berlin gechartert. Der Neunachser kann bis zu 750 Tonnen Last an den Haken nehmen und diese in bis zu 100 Meter Höhe hieven. Kranführer Philipp Müller erläutert Details. Der Kran stützt sich auf vier überdimensionale Platten, ein ebener Untergrund ist Basisvoraussetzung.

Als Ballast, also als Gegengewicht, werden 124 Tonnen angehängt. Der komplette Aufbau des schweren Gerätes dauert etwa drei Tage. Es wird von einem Fundament zum anderen umgesetzt. Auf die Betonsegmente werden dann Stahlsegmente bis zum Erreichen der Nabenhöhe von 139 Metern montiert. Das übernimmt ein Raupendrehkran, dessen Hakenhöhe noch größer ist.

Dirk Kleemann zeigt die nächste Baustelle. Hier wird das Fundament gegossen. Mischtransporter rollen nahezu pausenlos an. Alles muss wie am Schnürchen klappen, eine Unterbrechung ist unmöglich. Etwa 75 Trommelfahrzeuge mit Flüssigbeton müssen anfahren.

Sieben Stunden Dauerstress

Mit Pumpen wird er in das Stahlskelett befördert. Das bedeutet mindestens sieben Stunden Dauerstress für die Bauleute. Nach der Fertigstellung werden die kreisrunden Fundamente angeböscht. Dazu wird Erdaushub verwendet, der beim Ausbaggern an jeder Baustelle anfiel und baustellennah zwischengelagert wurde.

Die Fahrten über die angelegte Schotterpiste von der Straße zwischen Gadegast und Zallmsdorf zu den einzelnen Baustellen wirbeln bei trockener Witterung viel Staub auf. Kartoffelanbauer und –vermarkter Egon Clemens und sein Sohn Renard aus Gadegast, die zu den Verpächtern von Bauland gehören, haben deshalb ihre Hilfe angeboten. Aus einem Tankanhänger sprühen sie regelmäßig Wasser auf die Baustellenstraßen.

Die komplette Erdverkabelung zu den acht Windenergieanlagen ist selbstverständlich verlegt worden, jede Anlage verfügt über einen Transformator im Mastfuß. Der erzeugte Strom fließt über ein Hauptkabel zur Parkgrenze und von dort über eine Außentrasse ins Umspannwerk Zahna. Dafür muss auch die Eisenbahnlinie Wittenberg-Berlin durchörtert werden. Es ist noch ein gehöriges Arbeitspensum, das bis zum 30. September abgespult werden muss.

Dirk Kleemann fährt zu seinem Containerbüro zurück. Dort sind wie immer einige Telefonate zu erledigen. Allerdings, um eine Verbindung übers Mobilfunknetz zu bekommen, muss er wenigstens bis vor die Tür gehen. „Frische Luft tut immer gut“, meint er lachend. Bevor er sich den Bauablaufplan vornimmt und die Aufgaben für den nächsten Tag durchgeht. (mz)