Windpark Gadegast Windpark Gadegast: Hauch von Pioniergeist

Gadegast - Über eine geschotterte Piste brettern Kippfahrzeuge von der Landesstraße 123 zwischen Gadegast und Zallmsdorf in Richtung Norden, Gemarkung Naundorf. Sie tragen polnische Kennzeichen. Ihnen entgegen kommt ein Pritschen-Lkw, zugelassen in Bayern. Eine Ausweichbucht wird genutzt, die Männer grüßen sich. Die Bayern fahren zum Mittag, die Polen zurück zur Baustelle.
Kurze Lagebesprechung im Camp mit der Baustellenleitung, dann geht es wieder an die Arbeit. Die Zentrale, zwei Container und Residenz von Arkadiusz Lalik, Direktor der Firma Global Energy mit Sitz in Szczecin (Stettin). Sie ist Auftragnehmer für den Wegebau und der Stellflächen für die Montagekräne. Sein Nachbar und Rangkollege, Dirk Kleemann von der Zetcon Ingenieure GmbH Bochum.
Alles zweisprachig
Alle Schilder in den Unterkünften sind zweisprachig, die Piktogramme mit Sicherheitshinweisen sind international verständlich: Helme, Warnwesten und Stahlkappenschuhe in den Baustellenbereichen sind Pflicht!
Im Container ist es angenehm warm, obwohl Kleemann das Aggregat abgestellt hat. „Wir machen unseren Strom selber“, sagt er schmunzelnd. Die Einrichtung der Unterkünfte ist eher spartanisch, von Computertechnik abgesehen, ohne die nichts mehr läuft. Spinde mit der Bekleidung für die Bauleute gehören zum Inventar. An der Wand prangen große Lage- und Terminpläne der insgesamt acht Windrad-Baustellen. Die Umrisse von fünf an der Grenze der Gadegaster zur Leetzaer Flur sind bereits zu erkennen. Die restlichen drei nahe Naundorf werden zeitversetzt in Angriff genommen. Gewaltige, kreisrunde Betonfundamente sind Anker und Rückgrat für die gewaltigen „Spargel“. Rund 500 Kubikmeter Beton müssen für jedes stahlbewehrte Fundament von der Mischstation angefahren werden, das sind über 70 Lkw-Ladungen.
Die Fundamente werden etwa anderthalb Meter tief ins Erdreich eingelassen. Der Aushub wird zwischengelagert, damit erfolgt eine Anböschung der Fundamente. Der Mast wird in so genannter Hybridbauweise durch das Spezialunternehmen Max Bögl aus Bayern errichtet. Das bedeutet, dass der untere Teil aus vorgefertigten Stahlbetonteilen besteht, darauf geht es mit einer gewaltigen Stahlröhre bis zur projektierten Nabenhöhe von 139 Metern weiter. Nach der Montage des Rotors, Durchmesser rund 130 Meter, beträgt die Gesamthöhe imposante 199 Meter. Jeweils 2,75 Megawatt werden über das Umspannwerk Zahna ins Versorgungsverbundnetz eingespeist. Dazu wird auf dem Windparkgelände eine Kopfstation errichtet und von dort aus über eine Kabeltrasse weitergeleitet. Die Gesamtbauzeit, die im März begann, ist mit neun Monaten veranschlagt.
In der Planungsphase mussten zahlreiche Auflagen beachtet und erfüllt werden. Das ging bis zur archäologischen Erkundung. Bis auf einige Scherben aus prähistorischen Zeiten gab es jedoch keine Funde. Auch ein Schattenwurf- sowie ein Schallgutachten wurden erstellt, die zulässigen Werte unterschritten, wie es heißt.
Auch die Umwelt- und Naturschützer hatten ein gewichtiges Wort mitzureden. Dabei gab es (sehr viele) Steine des Anstoßes. Jahrelang schlummerte ein großer Haufen Feldsteine am Waldesrand vor sich hin. Sie stammen von einer Fläche von Egon Clemens aus Gadegast. Er baut hier unter anderem Kartoffeln für die Vermarktung über das Familienunternehmen „Geka“ mit Sitz in Naundorf an. Ausgerechnet diese Halde wurde jetzt in den Status eines Biotops erhoben und musste eingezäunt und mit einem Tor zugänglich gemacht werden. Der Grund, Eidechsen und andere Lurche tummeln und sonnen sich hier.
Feldsteine gibt es viele
In der öffentlichen Ortschaftsratssitzung in Gadegast sorgte das für Kopfschütteln. „Man kann es auch übertreiben“, lautete der einhellige Tenor. Auch der Landbesitzer Egon Clemens sah das so: „Ich habe nichts gegen den Artenschutz. Aber Feldsteine gibt es hier wohl reichlich. Schließlich leben wir in einer eiszeitlichen Endmoränen-Landschaft.“
Auch auf einem Feld, das er gegenwärtig fürs Kartoffellegen vorbereitet, präsentierte er zahlreiche Steinhaufen. Die werden allerdings kaum so lange liegen bleiben, bis sie zu Biotopen erklärt werden. Noch ein Problem nannte Clemens. „Warum hat man im Vorfeld nicht mit mir geredet? Ich wurde einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Von so einer Vorgehensweise distanzierte sich Florian Leuthold, Vorstand der Vortex Energy Holding AG aus Kassel. „Wenn es Fragen, egal welcher Natur auch immer, bezüglich des Windparks Gadegast geben sollte, stellen sie diese“, forderte er in der Ortschaftsratssitzung auf. Er nutzte die Gelegenheit, das Projekt ausführlich vorzustellen. Dazu hatte er an die Besucher übersichtliche Projektunterlagen ausgereicht. (mz)