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Tierpark Wildes Treiben in Klossa

Elke und Wilfried Globig wollten vor gut 15 Jahren einen lebendigen Rasenmäher. Wie sich ein Gehege zu einem kleinen Zoo entwickelt hat.

Von Annette Schmidt 19.07.2021, 08:37
Fütterungszeit im Tierpark von Klossa. Wenn Wilfried Globig mit frischen Möhren zum Gehege kommt, gibt es kein Halten mehr.
Fütterungszeit im Tierpark von Klossa. Wenn Wilfried Globig mit frischen Möhren zum Gehege kommt, gibt es kein Halten mehr. (Fotos: Annette Schmidt)

Klossa/MZ - Es ist ein schmuckes Einfamilienhaus in Klossa in dem Elke und Wilfried Globig leben. Die Auffahrt und die umliegenden Bete sind gepflegt. Auf der großen überdachten Terrasse können die Eheleute wunderbar ihren Feierabend genießen.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich ihr zu Hause überhaupt nicht von den anderen im Ort. Bis plötzlich aus dem Pool im Garten drei ungeduldige schwarzumrandete Augenpaare starren. „Als unsere Kinder nicht mehr baden wollten, haben wir ein Gehege für Erdmännchen daraus gemacht“, erklärt Elke Globig. Noch während sie von dem Peterle- Trio erzählt - einfachheitshalber haben die Erdmännchen alle den gleichen Namen - laufen hinter ihrem Rücken zwei Emus über die angrenzende Wiese.

Die Nachfahren der Dinosaurier flanieren neben Damwild in Klossa.
Die Nachfahren der Dinosaurier flanieren neben Damwild in Klossa.
(Fotos: Schmidt)

Wilfried Globig erzählt, dass die grau gefiederten Vögel mit den bernsteinfarbenen Augen Nachfahren der Dinosaurier sind. Die australischen Laufvögel sind die kleineren Verwandten der afrikanischen Straußenvögel. Die Einwohner Klossas schenkten Wilfried Globig ein Paar des zweitgrößten Vogels der Welt vor elf Jahren zu seinem 50. Geburtstag und damit dem Tierpark eine weitere Attraktion. „Die Familie hat ihm zum gleichen Geburtstag zusätzlich ein Büschelaffenpärchen geschenkt“, erzählt seine Frau.

Am Anfang steht eine Frage

Die Anfänge des privaten Tierparks liegen im Jahr 2005. Wichtige Frage: Was soll aus dem ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Grundstück der Eltern werden? Eine Lösung musste für den unaufhörlich wachsenden Rasen her. Den Eheleuten schwebte ein lebendiger Rasenmäher vor. Nur zwei Bedingung sollte dieser erfüllen: Lärmarm und nicht alltägliche sollte das Tier sein.

Nach langer Recherche und zwei Jahren Genehmigungszeit zog das erste Damwildpaar ein, das sich prächtig vermehrte. Jedes Jahr kommt ein Jäger, damit der Bestand der Herde zwischen zehn bis 15 Tieren liegt. Die Tiere wurden schnell zum Ausflugsmagneten für Groß und Klein. „Wir tauschen auch immer mal Tiere aus, damit neues Blut reinkommt“, sagt Elke Globig. Der neuste Zuwachs beim Damwild ist Hirsch Erik, der mit seinem dunklen Fell neue Farbe in die Herde bringt.

Nach dem Damwild wurde dem Paar eines Abends Kängurus angeboten. Und obwohl sie die Haltung der großen australischen Beuteltiere ablehnten, verliebten sie sich in die kleineren Bennett-Kängurus aus Tasmanien, die die kühlen deutschen Winter sogar lieben. „Wir haben uns über ihre Haltung und Nahrung informiert, denn uns ist es wichtig, dass die Tiere ihrer Natur entsprechend leben und sich untereinander vertragen.“ Der Natur der Tiere entspricht auch, wie die Eheleute betonen, dass es alles Wildtiere sind. „Wir haben keinen Streichelzoo“, bekräftigt das Paar.

Das Alpaka-Trio  futtert  Leckerlis.
Das Alpaka-Trio futtert Leckerlis.
(Foto: Schmidt)

Bevor sie weiter erzählen können, wird das Gedränge am Zaun größer und die Blicke aus dem Pool immer fordernder. Also starten sie die große Raubtierfütterung bei den drei Erdmännchen, die ganz flink durch das Gehege flitzen. „Morgens bekommen sie Gemüse und abends gibt es Fleisch“, erläutert Elke Globig und wirft schwungvoll die sehnlichst erwarteten, aufgetauten Küken ins Gehege.

Kein Streichelzoo

Die kurzsichtigen Kängurus zeigen anfangs wenig Interesse für den knackigen Salat und genießen lieber den lauen Abend. Ganz anders die Ziegen. Kaum hören die die Möhren im Eimer klappern, kommen sie über die Wiese gestürmt. „Typisch, die drei sind so verfressen“, lautet Elke Globigs trockener Kommentar. Doch lange bleiben Paul, Paula und Pauline nicht alleine, denn auch die Emus und die Damwildherde mag das leckere Gemüse.

Die tasmaischen Beuteltiere hören besser als sie sehen.
Die tasmaischen Beuteltiere hören besser als sie sehen.
(Foto: Annette Schmidt)

Zu guter Letzt geht es einmal quer über die Wiese zu den Alpakas. Spätestens auf diesem Weg wird deutlich, warum das Paar auf ihre Nicht-Streichelzoo-Regel besteht. Die Emus und Ziegen folgen den Leckereien in der Hoffnung noch etwas abzubekommen. Auch wenn die Emus nur knapp mannshoch sind, sind sie respekteinflößend und die Hörner der Ziegen aus nächster Nähe doch recht spitz. „Es sind Tiere. Sie könnten ein Kind, wenn auch unbewusst, leicht umwerfen“, so Wilfried Globig.

Da nähert sich einer der Emus seiner Frau, die das Tier resolut verscheucht und erklärt, dass Emus buntes und glitzerndes unglaublich mögen, warum sie darauf achtet keinen Schmuck in ihrer Nähe zu tragen. Die frisch geschorenen Alpakas lassen sich ihre Möhrenration schmecken. Der Hengst Joey schnurpelt gleich drei auf einmal weg.

Peterle nimmt Sonnenbad im Pool.
Peterle nimmt Sonnenbad im Pool.
(Foto: Schmidt)

Die Eheleute denken bereits heute an die Zukunft. Ihre Tiere haben eine Lebenserwartung zwischen zehn und 15 Jahren und sie selbst werden nicht jünger, sagen sie. Deswegen haben sie vor Kurzem ihr Affenweibchen an den Köthener Zoo abgegeben. „Sie hat in einem Jahr immer zweimal Zwillinge bekommen. Alle, die jetzt hier sind, bekommen ihr Gnadenbrot“, sagt das Paar, dem Besucher willkommen sind und ihren tierischen Mitbewohnern noch mehr, wenn sie Leckerlis mitbringen. (mz)