Kirchenfenster werden restauriert Wettlauf gegen die Zeit in Gadegast
Fenster der Kirche Gadegast werden in Dresden restauriert. Wie alt diese sind, was unbedingt wieder aufgeklebt werden muss und Pfarrer Thomas Meinhof hofft.

Gadegast - Thomas Meinhof taucht beim Rundgang durch die Kirche gleich in die Geschichte des 800 Jahre alten Gotteshauses ein. Er erzählt von einem sicheren Zufluchtsort in Gadegast während der Zeit der Raubritter, dem romanischen Baustil mit dem Triumphbogen als schmückendes Element und von kleinen Fenstern, die während der Zeit der Reformation größeren gewichen sind. Bis zu diesem Zeitpunkt, erzählt er, haben Pfarrer und (wenn vorhanden) Chor im Halbdunkel gemeinsam die Kirchenlieder gesungen. „Die größeren Fenster haben im Zug der Reformation sozusagen das Licht in die Kirchen gebracht. Eine Neuerung war, dass die Gottesdienstbesucher mit eingestimmt haben“, blickt Meinhof auf bewegte Jahre zurück und erklärt noch einmal den Sinn der bis dahin kleineren Ausführungen. Wenn die Raubritter durch die Gegend gezogen sind, sollte ihnen der Blick in das Kircheninnere nach Möglichkeit verwehrt bleiben. In Mellnitz, sagt er, gibt es noch ein altes Exemplar.
Umfassende Sanierung
Derzeit pfeift der Wind durch das Gotteshaus. Die 1857 durch Tischlermeister Gottlob Große aus Seyda eingesetzten Fenster lagern bei Restaurator Markus Schulz in Dresden und sollen nach Fertigstellung vielleicht noch im September wieder eingebaut werden. Meinhof betont, dass 1857 eine umfassende Sanierung der evangelischen Kirche mit dem Bau des Turms in Gadegast auf dem Programm gestanden hat. Die ehemalige Gemeindepforte ist zugemauert und nur noch ansatzweise zu erkennen. Seit den 1990er Jahren, erklärt der Pfarrer, hat in Sachen Werterhaltung der Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Das Dach ist dicht, das Mauerwerk instand gesetzt. Der Verfall war aus seiner Sicht vorprogrammiert. Nach 1857 haben zwei Weltkriege getobt, Nazis und DDR-Regierung zeigten wenig Interesse am Erhalt der Kirchen.
Dass die Gadegaster sich bis heute rührend um das Gotteshaus im Ort kümmern, findet der Geistliche bemerkenswert - und erzählt folgende Geschichte. 1959 sind mehrere Einwohner mit Butter im Gepäck nach Berlin gefahren, um diese als Tauschware gegen Schiefernägel anzubieten. Denn: Am Dach gab es einige Schwachstellen zu beseitigen. Mit der Restaurierung der Fenster haben die Gadegaster den nächsten Schritt in Richtung schicke Dorfkirche gemacht. „Die Fenster haben bei Wind schon ordentlich geklappert“, bemerkt der Pfarrer, der nach den diesjährigen Konformationen den Startschuss zum Ausbau der zwölf Wackelkandidaten gegeben hat. Trotz des Jubels über die genehmigten 80 Prozent Fördermittel des Landes - die Gesamtsumme beträgt 52.288 Euro - hat Meinhof gegenüber der Gemeinde zumindest das Zugeständnis machen müssen, dass die bei einem Zeltlager entstandenen und von Kinderhand bemalten Folien wieder auf den neuen Fenstern angebracht werden. „Ein etwa 40-jähriger Mann hat mich nach einem Gottesdienst darauf angesprochen. Er gehörte damals im Zeltlager mit zum Kreis der kleinen Künstler.“
Entscheidung abgenommen
Vom weiteren Ablauf hat Meinhof klare Vorstellungen. Falls Restaurator Markus Schulz die Fenster im September nach Gadegast bringt, kann er die sanierungsbedürftigen aus der Kirche Gentha gleich auf dem Rückweg mitnehmen. Hier liegt seitens des Landes bereits eine Zusage für eine Förderung von 75 Prozent (Gesamtsumme 66.000 Euro) vor. In beiden Fällen muss die jeweilige Kirchengemeinde einen Eigenanteil von zehn Prozent aufbringen. Den noch offenen Betrag übernimmt der Kirchenkreis Wittenberg. Meinhof ist froh, dass ihm manche Entscheidung abgenommen wird. Das Landesamt für Denkmalpflege habe zum Beispiel festgelegt, welchen Farbanstrich die neuen Fenster erhalten.
Wenn der Pfarrer Lob verteilt, dann vor allem an die Gemeinde, die immer wieder Werbung für die Restaurierung der Fenster gemacht und fleißig Spendengelder gesammelt hat. In puncto Eigenanteil sei die Kasse gut gefüllt. Wenn wie erwähnt alles nach Plan läuft, wird am 26. September hier Erntedank-Gottesdienst gefeiert - unter den neuen Fenstern. „Beim Bau kann es immer zu Verzögerungen kommen“, weiß der Pfarrer aus Erfahrung. Andererseits: Über 150 Jahre hält heutzutage kein Fenster mehr. Da soll im Kreis erst mal einer mehr bieten. Wer Interesse hat, die Gadegaster
per Spende bei der Modernisierung ihrer Kirche zu unterstützen, hier die Kontoverbindung: Kreiskirchenamt, DE70 8055 0101 0000 0080 01, NOLADE21WBL; Verwendungszweck: Gadegast, Kirchenfenster



