Schule ohne Rassismus in Annaburg Was die olympische Idee an der Grundschule Annaburg mit einer Schule ohne Rassismus gemeinsam hat
Seit zehn Jahren ist die Michael-Stifel-Grundschule Annaburg Teil des Netzwerkes Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Mit welchem Projekttag dies gefeiert wird.
Annaburg/MZ. - Die ersten der neun Kinder stehen hintereinander auf etwa Din-A2-großen Teppichmatten. Ihren Rhythmus haben die Schüler der Grundschule Annaburg mittlerweile gefunden, um von hinten weitere Stücke nach vorn zu reichen und quasi in einer Art Vorbauverfahren eine Brücke aus Teppichfliesen zu errichten. Es dürfte eine der schwierigeren Übungen an diesem Tag sein.
Ohne Rassismus, mit Courage
Unter anderem mit einer derartigen Moorüberquerung hat die Grundschule „Michael Stifel“ in Annaburg ihr zehnjähriges Jubiläum „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gefeiert. Als Aufhänger dient der olympische Gedanke und damit auch die erst kürzlich beendeten Spiele in Paris. „Es geht heute um Fairplay, die olympischen Werte und ein Miteinander statt Gegeneinander“, macht Anna Knobloch klar. Die Lehrerin der vierten Klasse weist außerdem darauf hin, dass auch unterschiedliche Kulturen bei derartigen internationalen Wettkämpfen zusammenkommen. „Das olympische Dorf ist dann bei uns das gemeinsame Pizzaessen zu Mittag.“
Respekt, Toleranz und Teamfähigkeit lauten also die Schlagworte für den Tag. „Ich finde es toll, wie das Thema hier kindgerecht aufbereitet wird“, lobt Thomas Suchan. Der Regionalkoordinator des Netzwerks Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage hat sich selbst ein Bild davon gemacht, wie das Kollegium um Schulleiterin Antje Berger den Kindern anhand der olympischen Idee Respekt, Toleranz und Teamfähigkeit beibringt. Im Landkreis Wittenberg beteiligten sich insgesamt 13 Schulen an diesem Projekt. Die zündende Idee für Olympia stammt von Cornelia Kurz. „Sie ist die Koordinatorin des Festes. Allerdings ging die Ausgestaltung nur gemeinsam mit allen pädagogischen Mitarbeitern und unserer Sekretärin Margit Greb“, ordnet die Schulleiterin ein.
Schon vor 2014 habe die Schule die heutigen Werte gelebt. „Wir wollten dann aber nach außen zeigen, dass wir ein friedliches Lernumfeld bieten und respektvoll miteinander umgehen“, blickt Antje Berger zurück. Um die Schule damit auch weiter zu stärken, sei man vor zehn Jahren dem Netzwerk beigetreten. Gelebt wird das Ganze unter anderem mit Streitschlichtern und der Schüleraufsicht. Dabei beaufsichtigen sich die Schüler in Pausen gegenseitig. „Das funktioniert ähnlich wie bei anderen Diensten.“
Die Inhalte für die Streitschlichter und die Schüleraufsicht werden vornehmlich im Fach Ethik behandelt. Außerdem übernimmt die Schulsozialarbeit einen Teil der Ausbildung. „Doch leider ist hier seit Kurzem eine Vakanz entstanden.“ Die bisherige Schulsozialarbeiterin Laura Worzfeld sei ans Gymnasium Jessen gewechselt. „Doch heute ist sie nochmals mit dabei und betreut eine Spielstation im Hof.“
Feuer, Eid und Anwendung
Ihre Olympiade hat die Schulfamilie mit dem Entzünden des olympischen Feuers begonnen. „Die Fackel wurde von Klasse zu Klasse gereicht und anschließend das Holzfeuer im Hof entflammt“, berichtet Cornelia Kurz. Danach werden zunächst in gemischten Gruppen Theorieinhalte rund um die Olympischen Spiele erarbeitet. Im Erdgeschoss und ersten Stock sind je zwei Klassenräume entsprechend belegt – dritte und vierte Klasse unten und die ersten und zweiten oben. „So können die Größeren den jeweils Kleineren helfen“, erläutert die Ideengeberin.
Ein Konzept, das gerade bei den Abc-Schützen aufgeht, wie Lehrerin Isabell Kretzschmar erläutert: „Zum Beispiel haben die Zweitklässler den Leseanfängern die Texte vorgelesen.“ Während den Älteren eine Wissenskartei zur Verfügung steht, hören die Jüngeren eine Geschichte. Das erfahrene Wissen tragen und malen die Kinder in entsprechende altersgerechte Hefte ein.
Später versammeln sich die Schüler im Hof der Schule. Hier sprechen sie ihren eigenen, für heute vorbereiteten olympischen Eid. Dies verfolgt als Gast auch Stefan Schmidt (Freie Wählergemeinschaft). Der Bürgermeister der Stadt Annaburg ist begeistert ob der Idee, als bestes Beispiel für ein rassismusfreies Miteinander die Olympischen Spiele zu nutzen. „Schließlich haben die Kinder dank der Pariser Spiele einen Bezug zu Olympia“, meint er. Bestimmte Sachen solle man außen vor lassen – dies wüssten die Kinder. „Und Olympia vermittelt das ganz gut.“ Letztendlich freut er sich auf die Spiele im Schulhof. „Das wird bestimmt lustig.“
Er sollte recht behalten. „Es sind Spaß- und Teamspiele“, umreißt Cornelia Kurz ds Geschehen. Im Gegensatz zur Theorieeinheit sind nun in den jeweiligen Gruppen alle Klassenstufen vertreten. Die eingangs geschilderte Gruppe hat wohl bei ihrer Moorüberquerung den Geist dieses Tags am besten verinnerlicht. Nach kurzen Anfangsschwierigkeiten und mit Rücksicht auf die Jüngsten läuft es rund. So können sie mit ihrer Brücke die bis dahin längste Strecke überwinden.