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Volkstrauertag Volkstrauertag: Denkmal für Piloten in Heide eingeweiht

Von Detelf Mayer 18.11.2001, 21:23

Morxdorf/Annaburg/Wittenberg/MZ. - Nieselregen trübte am Sonnabend gegen 15 Uhr die Szene am Rande der Glücksburger Heide, unweit von Morxdorf. Dennoch ließen es sich über 30 Leute nicht nehmen der Einweihung eines kleinen Denkmals für einen unbekannten deutschen Piloten beizuwohnen, der dort in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges abgestürzt war, als er sich völlig sinnlos einem alliierten Bomberverband entgegenwarf.

Zu dem Gedenken am frisch errichteten Stein mit Tafel und einem erklärenden Aushang daneben hatten die Morxdorfer Kirchgemeinde und Seydas Pfarrer Thomas Meinhof eingeladen. Gekommen waren Zeitzeugen des Absturzes wie der Morxdorfer Gastwirt Erwin Schulze, Jens Bechler von der Arbeitsgruppe Vermisstenforschung (Dresden), unter dessen Regie die sterblichen Relikte des Piloten im vorigen Jahr geborgen worden waren, Heinz Berger vom Heimatverein Glücksburger Heide, Bürgermeisterin Elke Naujokat und weitere Interessierte aus Morxdorf und Umgebung.

Thomas Meinhof gestaltete mit seinen Helfern einige würdige Minuten des Erinnerns und Besinnens. Trompetenstücke umrahmten seine Worte, in denen er an die Ereignisse erinnerte, deren Opfer der junge Pilot wurde. Der Pfarrer mahnte: "Er könnte heute noch unter uns sein." Und: "Krieg ist kein Computerspiel." Gesprochen wurden auch ein Friedensgebet und das "Vater unser".

Jens Bechler erklärte der MZ am Rande der Begegnung, dass es trotz des gefundenen Ringes des Piloten noch keine neuen Erkenntnisse zu seiner Identität gebe. Vielleicht mobilisiere ja die Erinnerungsstätte neue Zeitzeugen, hofft er.

Der Annaburger Gefallenen und Kriegsopfer, insgesamt 227, gedachten am Sonntag um 11 Uhr am Denkmal im Thiergarten etwa 50 Leute. Kränze wurden dabei von Stadt und Bürgerschützenverein sowie dem Holzdorfer Ausbildungsbataillon der Bundeswehr, drei ehemaligen Annaburger Unteroffiziersvorschülern aus Frankfurt/Oder und der Evangelischen Kirchgemeinde niedergelegt.

Die Worte zum Volkstrauertag sprach Rudolf Bleistein, Reichsbund der Kriegsopfer. Er sagte neben anderem: "Der Zweite Weltkrieg war die größte kriegerische Auseinandersetzung der Menschheitsgeschichte, doch er hat die Welt nicht befriedet. Eine endlose Liste von Krisen und Konflikten begleitet uns seit 1945. Die Anschläge von Amerika reihen sich nun in diese traurige Bilanz ein und zeigen, wie wichtig Friedensarbeit heute ist. Setzen wir alle unsere Kraft ein für Frieden und Versöhnung der Völker untereinander."

Mehr als 100 Menschen, darunter Vertreter des Landkreises, der Stadt Wittenberg und der Parteien, haben sich am Sonntag anlässlich des Volkstrauertages auf dem Friedhof an der Wittenberger Christuskirche versammelt. "Wir gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt", betonte Wittenbergs Kulturreferent Ulrich Pfingsten in Anwesenheit von Leigh Turner, Vertreter der britischen Botschaft. 68 britische Soldaten waren in einem benachbarten Kriegsgefangenen-Lager im Ersten Weltkrieg gestorben. Angesichts von Millionen von Opfern in den beiden Weltkriegen ermögliche dieser Umstand "ein konkretes Erinnern", zumal die Zahlen ansonsten oft "kühl und unfassbar" erscheinen, meinte Pfingsten.