Verdacht auf Giftköder Verdacht auf Giftköder: Geht ein Hundehasser in Jessen um?

Jessen - Es muss in der Nacht passiert sein: Als der Jessener Chris Allenberg am Dienstagmorgen die beiden Hunde füttern will, liegen sie leblos auf dem Kellerboden, an den Nasen der Tiere haben sich Blutlachen gebildet. Neben dem einjährigen Rüden Thyson etwas, das sich als Futterrest deuten ließe. Für den jungen Jessener und seine Frau Jacqueline steht fest: Das war ein Giftköder. „Dass beide Hunde gleichzeitig tot im Keller liegen, kann kein Zufall sein“, ist das junge Paar überzeugt.
Es soll nicht der erste Fall dieser Art sein, der angezeigt wurde. Von fünf weiteren derartigen Vorkommnissen im weiteren Umfeld werde gesprochen, berichtet Jacqueline Allenberg.
Die Wittenberger Polizei-Pressesprecherin Cornelia Dieke mochte diese Zahl am Dienstag ohne Rücksprache mit ihren diese Fälle bearbeitenden Kollegen nicht bestätigen. Sie dementierte sie jedoch auch nicht. Am Nachmittag erfuhr die MZ von Chris Allenberg, dass sich die Polizei bei der jungen Familie noch einmal gemeldet habe. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft sei entschieden worden, einen der beiden Hunde von Amts wegen obduzieren zu lassen.
Gerade waren die beiden Vierbeiner vom Tierbestatter aus Leipzig abgeholt worden. Der wurde sofort telefonisch zurückbeordert, um einen der Hunde dazulassen, den die Ermittler dann zwecks Obduktion abholen wollten. Das bestätigte der Jessener Kommissariatsleiter Polizeirat Rainer Lindner. Es seien sowohl Proben von den Ködern genommen worden, die im Landeskriminalamt untersucht werden. Und der sichergestellte Hund werde in Regie des Wittenberger Veterinäramtes in ein Institut nach Stendal zur Obduktion gebracht, so Linder.
Es sei nicht einmal der erste Angriff auf die beiden Tiere, erinnern sich Allenbergs. Schon im Oktober und November hätten die zwei Hunde Vergiftungserscheinungen gezeigt, sich übergeben, dann allerdings wieder erholt. Das junge Paar ist überzeugt, hier wurde Rattengift eingesetzt.
Wie unter anderem der Internetseite planethund.com zu entnehmen ist, ist Rattengift hochtoxisch, wirkt durch das Hemmen der Vitamin-K-Synthese in der Leber und verursacht dadurch eine massive Störung der Blutgerinnung. Nicht nur Ratten verbluten in der Folge innerlich.
Da wie gesagt hier bereits andere Tiere, außer Hunden wohl auch zwei Katzen in das Ziel der Tierhasser oder des Hundefeindes gerieten, mag es nicht mit der Rasse der Allenbergschen Hunde zusammenhängen. Es sind Amerikanische Bulldoggen. Für den Laien mögen es Kampfhunde sein. Die Kampfhundeverordnung in Sachsen-Anhalt führt diese Rasse jedoch keineswegs als solche. Das zeigt nicht nur der Hinweis von Jacqueline Allenberg, sondern ergibt auch die MZ-Recherche im Internet.
Die beiden Hunde hatten aus dem gesicherten Zwinger durch eine Türklappe einen Zugang zum Keller, der ihnen als Rückzugsort diente. Stutzig hatte Allenbergs am Morgen die Tatsache gemacht, dass das Tor des Zwingers offen stand. Und ein fremder Fußabdruck ließ sich sichern.
Es war eine Nachbarin des Paares, die zunächst die MZ von dem Vorfall verständigte. Ihr und der betroffenen Familie geht es darum, die anderen Hundehalter in der Umgebung zu warnen: Achtet auf eure Tiere - hier geht vermutlich ein Hundehasser um. (mz)
