Jugendclub Traumpraktikum für Schülerin in Elster
Wie eine 16-Jährige in ihrer schulfreien Zeit dazu kommt, bei der Ferienbetreuung im Jugendclub Elster mitzuhelfen.

Elster - Noch gibt es ein paar freie Plätze am langen, fürs Frühstück eingedeckten Tisch im Jugendclub von Elster. Während einige Kinder schon die hinteren Spielräume erobern, genießen andere in Ruhe ihre Brötchen. Heute werden nur 27 Kinder erwartet - also ein ruhiger Tag für die Betreuerinnen - eine von ihnen ist Emma Stallbaum. Die Praktikantin sitzt ganz entspannt und selbstverständlich zwischen den Kindern. Obwohl sie nur wenige Monate älter ist als die ältesten Jugendlichen in der Gruppe, wird sie als vollwertige Autoritätsperson akzeptiert.
Die 16-jährige Abtsdorferin erinnert sich, dass sie am Anfang die meisten Probleme mit den vielen Namen der Kinder hatte. Sie hätte überhaupt nicht verstanden, wie das ihre älteren Kolleginnen schaffen würden. „Jetzt kann ich langsam die Namen“, sagt die Schülerin gut gelaunt nach zwei Wochen im Jugendclub Elster.
Dass Emma ihre schulfreie Zeit im Jugendclub verbringt, hat sie der Begeisterung ihrer Mutter Anja zu verdanken. „An meinem ersten Ferientag kam meine Mutter von einer Kuchenlieferung nach Hause und schwärmte, wie toll der Jugendclub in Elster wäre“, erinnert sich Emma Stallbaum, die noch während des Gespräches mit ihrer Mutter diese fragte, ob es wohl möglich wäre, dort ein Ferienpraktikum zu machen.
Frei nach dem Motto: Fragen kostet nichts - fuhren Tochter und Mutter am gleichen Nachmittag in die „Zuflucht“. Sabine Hoffmann, die Leiterin des Jugendclubs, gesteht freimütig, dass sie so etwas noch nicht erlebt habe. „Natürlich hatten wir schon einige Schülerpraktikanten, aber doch keinen während der Schulferien, so vollkommen freiwillig und ohne Bezahlung.“
Auch an ihrem letzten Praktikumstag überrascht die 16-jährige Schülerin wieder ihre Chefin, die für die Vorbereitungen zum gemeinsamen Frühstück bereits um sieben Uhr zum Jugendclub fährt. „Heute war ich nicht die Erste. Als ich ankam, winkten mir Emma und ihre Mutter schon zu.“
Emma scheint das Aufhebens um ihr Engagement ein bisschen übertrieben zu sein, da es für sie eine absolute Selbstverständlichkeit ist. „Ich liebe einfach Kinder schon immer. Es macht mir Spaß, mit ihnen zu spielen und mich um sie zu kümmern. Erzieherin zu werden, war immer mein Traumberuf“, sagt Emma, der das Erzieherinnen-Gen von der Oma in die Wiege gelegt wurde.
Um ihr Traumpraktikum machen zu können, hat sich Emma kurzerhand bei ihrem Freund, der in Elster wohnt, einquartiert, weil so lange Anfahrten vermieden werden konnten. Die Sekundarschülerin, deren Abschlussjahr im Herbst beginnt, sagt, dass sie sich vom Praktikum erhofft habe, auch die Schattenseiten des Berufes kennenzulernen.
„Ich kann jetzt sagen, dass auch die nervenaufreibenden Momente, wie Schreien, Weinen und Streitereien mir nichts ausmachen. Ich habe von Sabine gelernt, wie man damit umgehen kann.“ Emma sagt, sie wisse nun, wie viel Arbeit der Beruf erfordere - der nicht nur Spiel und Spaß, sondern auch klare Regeln durchzusetzen bedeutet - trotzdem könne sie es gar nicht abwarten, die fünfjährige Ausbildung zu beginnen.
Sabine Hoffmann sagt, sie habe erst drei Praktikantinnen gehabt, die mit Leib und Seele dabei gewesen wären - eine davon ist Emma. Die wiederum freut sich auf ein paar Urlaubstage mit der Familie an der Ostsee und Ausflüge mit dem Freund. Doch Emma wäre nicht Emma, wenn sie nicht angeboten hätte, wenn Not am Mann sei, im Jugendclub gerne auszuhelfen. (mz)