Trabi-Treffen in Mügeln Trabi-Treffen in Mügeln: Ostalgie im Zweitakt

Mügeln - „Reng-deng-deng-deng“ tönt der bekannte Fahrsound am Wochenende hundertfach in Richtung Mügeln und zurück. Was einst als Tagesveranstaltung regionaler Trabi-Freunde ins Leben gerufen wurde, hat sich in 15 Jahren zum dreitägigen Mega-Ereignis, ja zum Festival für die Region entwickelt. Das nunmehr 15. Trabi- und 7. IFA-Treffen in Mügeln zählt mit mehr als 650 Kultfahrzeugen und etwa 1 300 Besuchern Rekordbeteiligung.
Der kleine Verein „Super-Trabbi-Team“ e.V. aus Grabo hat sich mit der hervorragend organisierten Jubiläumsveranstaltung einmal mehr den Respekt aller Teilnehmer und Besucher verdient. Neben Trabis bereichern einige Pkw Wartburg, Skodas, Ost-Lkw – ja sogar ein „Kraz“ (sowjetisches Armeefahrzeug) und zahlreiche Zweiräder die Palette.
Selbst Vollblut-Enthusiasten wie Ralf-Dittmar Witters aus Rackwitz bei Leipzig reiben sich angesichts des mit Trabis- und IFA-Fahrzeugen übersäten Geländes in der lustwandelnden Menschenmenge verblüfft die Augen: „Ich war schon beim ersten Treffen in Jessen dabei, aber niemand hätte sich vorstellen können, welche Dimensionen das annehmen wird!“ Ebenso begeistert sind Partnerin Jasmin und Tochter Karola. Nach einer Platzrunde sitzen sie in trauter Nähe auf der Wiese neben ihrem Trabant 601, gebaut im März 1990. Sie trinken Kaffee und philosophieren über die Frage: Warum hat sich der einstige Schmähbegriff „Rennpappe“ schier zum Kosewort gewandelt? Ralf-Dittmar Witters, von Beruf Baumaschinist: „Unser DDR-Trabi ist zur Legende geworden, und das soll er auch bleiben. Mögliche Neuauflagen kämen trotz Modernisierung nicht an das Original heran.“ Kult könne man eben nicht klonen.
Eine kleine Pause beim Trabi-Gucken gönnt sich Familie Neumann aus Wermsdorf und planscht mit den beiden Töchtern (acht Monate und zehn Jahre alt) wenige Schritte entfernt im platzeigenen Badeteich: „So was gibt es nur hier in Mügeln. Das ist ein klasse Familienfest“, schwärmt der Vater. Er gehört zu den „Cowboys des Ostens“, - das sind mittlerweile acht Leute, die sich in ihrer sächsischen Heimatregion für Trabis und IFA-Fahrzeuge stark machen. „Sobald die Sonne scheint, sind wir unterwegs. Ich staune immer wieder, wie viele junge Leute das ebenfalls tun. Die haben zu DDR-Zeiten noch gar nicht gelebt!“
Als stolzer „Drittbesitzer“ eines 600er Trabis, Baujahr 1963, outet sich Axel Schwenzer aus Mühlanger. Er zeigt sich vollauf begeistert vom Ambiente des Nostalgie-Festes: „Die Graboer machen einen Super-Job als Veranstalter. Das hat Niveau, deshalb unterstütze ich die Veranstaltung.“ Die Karosse seines Oldtimers lockt mit ihrer auffälligen farblichen Gestaltung in Hellblau und Weiß viele Neugierige herbei: „Der Lack wurde als Sonderwunsch aufgelegt und ist nachgespritzt. Das Auto gehörte damals zu den letzten 15 000 Stück, die zweifarbig vom Band rollten“, erklärt er.
Stolz hebt Schwenzer die Duroplast-Motorhaube hoch und gestattet einen Blick ins „Herz“ der Zweitakt-Maschine: „Das hier macht das genussvolle Fahren mit Geräuschkulisse erst möglich. Es klappert und knattert – da lacht einem selbst das Herz“, frohlockt er – und grinst übers ganze Gesicht.
Von 10 Uhr bis 16 Uhr dauert in diesem Jahr der Bewertungs-Marathon aller dafür angemeldeten Fahrzeuge. Kein Wunder, dass die Kfz-Experten Rainer Henze, Enrico Knöfel und Henri Hauf ihr Feierabend-Bier richtig zischen lassen: „So viele wie diesmal waren es noch nie. Wir hatten mächtig zu tun“, berichtet Hauf. Als Besonderheiten werden vor allem original erhaltene Lacke vermerkt: „Die funkeln nach so langer Zeit, als wären sie gerade erst vom Band gelaufen.“ Auch ein Sport-Trabant, in dem nichts weiter drin ist außer Sitz und Bedienelemente gehört zu den Raritäten. Enrico Knöfel bekundet: „Egal, wer sein Auto von uns bewerten lässt - die Jungs kennen ihre Kisten in- und auswendig. Schön, dass es noch so viele Verrückte gibt!“ (mz)
