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Trabi-Tradition in Mügeln Trabi-Tradition in Mügeln: Ost-Fahrzeugtreffen lockt viele Zuschauer an

Von Aline Gorldt 20.06.2019, 10:31
In Mügeln am See fanden am Wochenende das 18. Trabi- und zehnte IFA-Treffen statt. Hunderte Teilnehmer und Besucher waren dabei. Ein beliebter Programmpunkt war auch in diesem Jahr die Fahrzeugbewertung. Enrico Knöffel (vorn) und Peter Klausa (2. v. re.) haben die Schmuckstücke beurteilt.
In Mügeln am See fanden am Wochenende das 18. Trabi- und zehnte IFA-Treffen statt. Hunderte Teilnehmer und Besucher waren dabei. Ein beliebter Programmpunkt war auch in diesem Jahr die Fahrzeugbewertung. Enrico Knöffel (vorn) und Peter Klausa (2. v. re.) haben die Schmuckstücke beurteilt. Aline Gorldt

Mügeln - Einmal im Jahr ist der 300-Seelen-Ort Mügeln ein Wochenende lang Schauplatz des größten Trabitreffens in der Region. 450 Teilnehmer sind beim jüngsten Treffen aus allen Richtungen angereist. Unter anderem aus Anklam, Dresden und dem Saalekreis. Was hat das Treffen der Ostfahrzeug-Fans diesmal für die Zuschauer für Überraschungen geboten?

„Wir haben jedes Jahr auch Berliner hier. Die kommen geschlossen mit bis zu 20 Fahrzeugen und 30 Personen“, erzählt die Vorsitzende des „Super Trabbi-Teams 06917 Grabo e.V.“, Jenny Peinl. Seit 18 Jahren findet das Treffen nun schon statt und wird jedes Jahr von dem Verein um Jenny Peinl organisiert.

„Nach regelmäßigen Besuchen beim größten Trabitreffen in Zwickau kam die Idee, sowas selbst zu probieren. Mit der Zeit haben wir immer mehr Freude und Spaß daran bekommen, aber auch Stress“, sagt Peinl über die Anfänge des Treffens. Mittlerweile ist es in seiner Art und Weise einzigartig im Landkreis und darüber hinaus.

Trabiliebe in den Genen

Zu den Stammgästen gehört Familie Neubauer. Trabifan zu sein, liegt Susanne Neubauer sozusagen im Blut. Angesteckt von ihrem Vater, fährt sie seit zehn Jahren nach Mügeln: „Da warten wir immer schon das ganze Jahr drauf. Das Besondere hier ist diese familiäre Atmosphäre. Jeder kennt Jeden. Das ist einfach schön“, freut sich die Besitzerin eines lila-farbenen Trabis mit 1.1er Optik. Von ihrem Vater aufgearbeitet und mit eigenen Tüfteleien stecken rund 15000 Euro in dem Fahrzeug. „Andere haben dafür eine Modelleisenbahn“, rechtfertigt Jürgen Neubauer seine durchaus kostenintensive Leidenschaft.

Wie die Neubauers nutzen viele das Wochenende, um in Mügeln zu campen, alte und neue Freundschaften zu pflegen, aber auch um ihre Schätze zu präsentieren. Wer überzeugt davon ist, dass sein Fahrzeug ein echtes Schmuckstück ist, nimmt, wie Ralf Band, an der Fahrzeugbewertung teil. Die ist ein wichtiger Programmpunkt des Treffens.

Kfz-Meister Peter Klausa und Maschinenbauingenieur Enrico Knöffel bewerten die Fahrzeuge in acht Kategorien mit verschiedenen Schwerpunkten. So werden zum Beispiel bei den Originaltrabis der Lack, die Hauptscheinwerfer und der optische Gesamteindruck genauer betrachtet.

„Die Begeisterung der Leute ist der Hammer. Man staunt immer wieder, was man so findet“, erzählt Peter Klausa, der schon von Anfang an in Mügeln dabei ist. Mit einem blauen 601 K, Baujahr 1989, ist Ralf Band aus Pegau angereist. „Ich habe alles komplett erneuert und restauriert. Seit diesem Jahr ist es offiziell ein Oldtimer“, berichtet er über seinen Trabi, den er zur Bewertung vorstellt.

5000 Euro sei er Wert. Eines komme für ihn niemals in Frage: „Sowas verkauft man nicht. Da steckt viel Herzblut und ganz viel Arbeit drin.“ Seit zehn Jahren ist das Trabitreffen ebenso ein IFA-Treffen. So können auch Liebhaber anderer Fahrzeuge an der Bewertung teilnehmen.

Grilltrabi begeistert

Besonders begeistert waren Knöffel und Klausa vom „Dreiachser Grilltrabi“. Mit Massagesitzen, einer Hifi-Anlage, einem Grill samt Kühlschrank, einem Sonnenschirm, einem Tisch sowie Unterbodenbeleuchtung hat dieser Trabant wohl alles, was man sich nur wünschen kann. „Der stand ewig rum und war ein Eimer voll Rost“, erzählt Daniel Glaubitz, der dem Besitzer, Stephan Gries, beim Um- und Aufbau geholfen hat.

„Wir haben von Grund auf alles neu gebaut. Auf die Frage, was denn noch vom eigentlichen Trabi übrig geblieben sei, antwortet Glaubitz nach einer kurzen Denkpause: „Die Form ist Original“. Es gebe aber ältere Trabifans, die den Radikal-Umbau nicht gut finden. Einige Liebhaber setzten halt mehr auf Tradition. So auch Thomas Speck aus Altenburg. Besitzer eines Trabant Kombi mit einem originalen Dachzelt.

„Man trifft hier Leute aus allen Ecken und man kann hier baden gehen“, begründet sein Platz-Nachbar Marko Pfeifer ihren Besuch in Mügeln. Der Badesee ist neben den Kult-Fahrzeugen das Highlight.

Von Beginn an beliebt

Dass die Veranstaltung am Wasser stattfindet, haben die Besucher dem großen Interesse beim ersten Trabitreffen zu verdanken. Dieses fand vor 18 Jahren im Gewerbegebiet in Jessen einen Tag lang statt. Die Nachfrage, das Treffen auf ein Wochenende auszuweiten, war so groß, dass ein neuer Platz her musste. So bekam der Verein von der Stadt das Angebot, das Gelände am See in Mügeln zu nutzen, erklärt Jenny Peinl.

„Es fing alles ganz klein an, nur mit der Fahrzeugbewertung. Dann haben wir uns gedacht, als Verein müssen wir auch was für die Kinder machen“, blickt sie zurück. So wurde das Samstagsprogramm mit bunten Aktionen wichtiger Bestandteil. Fragt man Peinl nach den Höhepunkten der letzten Jahre, kann sie sich nur schwer entscheiden.

Den ersten Einmarsch des Trabivereins aus Weißwasser werde sie wohl aber nie vergessen: „Auf allen Vieren kamen die hier auf den Platz, die Hände an die Füße vom Vordermann, quasi als Riesenraupe“, erzählt Peinl, sichtlich gerührt von dieser Erinnerung.

Originalteile sehr gefragt

Auch künftig werden in Mügeln die Trabis weiter fahren, zumindest wenn es nach den Fans geht. Bedroht sei der Kult allerdings vom Mangel an Ersatzteilen, berichtet Teilehändler Tilo Wujtschik, den alle eigentlich nur „Burgi“ nennen. Von Nachbauten halten er und seine Kundschaft nicht viel: „Ersatzteile aus der DDR sind qualitativ besser.“

Die Nachfrage nach Originalteilen steige, doch das Angebot nicht, erläutert „Burgi“, der selbst Trabifan ist. „Aber Trabifahren ist einfach geil“, lacht er kurz darauf wieder und hilft seinem nächsten Kunden bei der Suche nach Originalersatzteilen.

(mz)

Jürgen Neubauer, Susanne Neubauer und Corina Wünsche (von links) sind Trabi-verrückt und dementsprechend stolz auf ihre Kultautos.
Jürgen Neubauer, Susanne Neubauer und Corina Wünsche (von links) sind Trabi-verrückt und dementsprechend stolz auf ihre Kultautos.
 Gorldt
Der dreiachsige Grilltrabi - es gibt eben nichts, was es nicht gibt!
Der dreiachsige Grilltrabi - es gibt eben nichts, was es nicht gibt!
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