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Tour nach Klöden Tour nach Klöden: Rückenwind für Kanuten

Von Gabi Zahn 20.04.2015, 12:12
Einmal Klöden hin und zurück sind Vater Lutz Rotte und Sohn Andreas gemeinsam gepaddelt. In den nächsten Monaten werden sie in dem zitronengelben Boot viele Kilometer auf dem Wasser zurücklegen.
Einmal Klöden hin und zurück sind Vater Lutz Rotte und Sohn Andreas gemeinsam gepaddelt. In den nächsten Monaten werden sie in dem zitronengelben Boot viele Kilometer auf dem Wasser zurücklegen. Gabi Zahn Lizenz

Elster - „Das war perfekt: Auf der Tour nach Klöden hatten wir Rückenwind, auf der Burg gab es ein tolles Mittagessen. Während der Rücktour nach Elster konnten wir uns einfach treiben lassen – bei schönstem Sonnenschein. Was für ein toller Saisonstart!“ So schwärmt Marco Trabitz am Samstag beim Anlegen im heimischen „Hafen“ über die Anpaddel-Tour der Elsteraner Kanuten. Wenig später, auf dem Weg zum Bootshaus, kündigt der 1,96 Meter große Mann, stellvertretender Vereinsvorsitzender, ein weiteres Wohlfühlerlebnis an: „Jetzt gibt’s erst einmal ein Sticke Kuchen!“ Die lange Kaffeetafel ist eingedeckt, doch bei einem „Sticke“ bleibt es nicht, weder bei ihm noch bei anderen Kanuten. Die Frauen haben reichlich gebacken. So wird es eine gemütliche Kaffeerunde, bei der die Mitglieder des Kanuvereins „Harmonie“ Elbe/Elster über die nächsten Unternehmungen plaudern und über manches andere.

Eigentlich ist das gesamte Jahr über Paddelzeit – wenn nicht gerade Eisschollen, Hoch- oder Niedrigwasser das Vergnügen einschränken. Start für die neue Saison ist jedoch immer das Anpaddeln, obwohl einige Vereinsmitglieder schon Anfang Januar zur Neujahrsfahrt nach Gallin gestartet waren.

Der Kanuverein „Harmonie“ Elster/Elbe blickt optimistisch in die Zukunft: Das Bootshaus und die umliegenden Freianlagen sind in bester Ordnung. „Die jüngsten Baumaßnahmen haben unser Grundstück hochwassersicher gemacht“, ist der Vereinschef überzeugt. Erste Übernachtungsgäste der Saison wurden schon beherbergt, weitere Anmeldungen liegen vor. Immerhin können die Kanuten mit 40 Campingplätzen für Wohnwagen und weiteren 40 für Zelte punkten. Außerdem gibt es im Bootshaus zwölf feste Schlafgelegenheiten inklusive der notwendigen Sanitäreinrichtungen.

Außer den im Text erwähnten Fahrten plant „Harmonie“ folgende eigene Veranstaltungen: 16. August Familienfahrt nach Prettin, 29. August Bootskorso im Rahmen des Schifferfestes, 19. September Herbstfahrt auf der Schwarzen Elster, 10. Oktober Abpaddeln, 13. Dezember Weihnachtsfeier, 19. Dezember Glühweinfahrt, 31. Dezember Silvesterparty. 

Mehr im Internet unter www.kv-harmonie-elster.de

Nächster Höhepunkt wird die Himmelfahrts-Tour sein, die am 14. Mai nach Prettin führt. Am dortigen „Fährhaus“ werden die Elsteraner und ihre Gäste zum Männertagsfrühstück erwartet. Diese Veranstaltung gilt als erste Etappe der 34. Elster-Elbe-Fahrt am 16. Mai. „Wir haben bereits zahlreiche Anmeldungen vorliegen“, weiß Vereinschef Lutz Rotte. Die 38 Kilometer lange Strecke zieht Paddel-freunde quer durch Deutschland an. Sie führt auf der Schwarzen Elster von Arnsnesta in Brandenburg über Jessen und dann auf der Elbe bis nach Elster. „Wer sich an dieser Tour beteiligt, braucht keine Sondergenehmigung, um auf der Schwarzen Elster paddeln zu können. Wir haben diese naturschutzrechtliche Befreiung zentral beantragt und immer für vier Jahre vorliegen“, erklärt Lutz Rotte.

Gravierende Unterschiede

Das Thema sorgt für längere Diskussion. Tenor: Den Kanuten sind die strengen Beschränkungen, an denen das Land Sachsen-Anhalt festhält, unverständlich: „In Brandenburg ist die Schwarze Elster für Paddler frei beschiffbar. Wir wissen, dass viele Sportfreunde, die aus Richtung Bad Liebenwerda kommen, gern weiter über Schweinitz, Jessen und dann bis zu uns auf der Elbe weiterpaddeln würden. Doch hinter Arnsnesta ist gemeinhin ohne Ausnahmegenehmigung Schluss. Vom Beginn des Naturschutzgebietes Untere Schwarze Elster bis zur Elbemündung gilt ein ganzjähriges Befahrungsverbot, mit einer zweimaligen Ausnahmeregelung“, zeigt Lutz Rotte auf. Marco Trabitz hebt hervor: „Der benachbarte Landkreis Elbe-Elster wirbt mit Wassertourismus. Zwischen Bad Liebenwerda und Herzberg wurde die Infrastruktur eigens dafür gut ausgebaut, mit Treppen hinter jedem Wehr, mit Anlegern, Wasserwanderrastplätzen und Gasthäusern. Der Kleine Spreewald bei Uebigau-Wahrenbrück ist sehr beliebt. Das sind dort ideale Voraussetzungen zum Kanuwandern. Es ist nicht nachvollziehbar, warum ab der Landesgrenze Sachsen-Anhalt damit Schluss ist. Die Bäume und Sträucher wachsen bei uns nicht anders. Und die Vögel brüten hier wie dort.“ Im Zuge der notwendigen Hochwasserschutzmaßnahmen hätte es massive Eingriffe in die Flusslandschaft gegeben, argumentieren die Paddler weiter. Marco Trabitz: „Wir kommen dagegen völlig lautlos daher, ohne Krach. Wir stören nicht und erfreuen uns an der Natur. Außerdem unternehmen wir sogar Müllfahrten, um die Uferzonen vom Unrat zu befreien.“ Lutz Rotte erklärt: „Wir halten unsere Meinung bei maßgeblichen Behörden nicht zurück, hoffen und sind zuversichtlich, dass sich in dieser Hinsicht etwas ändern wird.“ Wenn es statt des Verbotes weiterhin Auflagen geben würde, etwa an gewissen Uferzonen nicht anzulegen, oder nur mit einer begrenzten Anzahl von Booten zu fahren, wäre das ein Kompromiss, für den die Wasserwanderer auf Verständnis hätten.

Auszeichnung für Nachwuchs

Rundum erfreulich sehen die „Harmonie“-Paddler die Entwicklung ihres Vereins: „Wir sind jetzt 125 Mitglieder. Mit 75 Jahren ist Klaus Hoppenz der Älteste, und der neunjährige Rudi Lohse der Jüngste. Jonas Hoppenz, der Enkel von Klaus, hat im Vorjahr sogar schon eine hohe Auszeichnung vom ICF, dem Internationalen Kanuverband, bekommen: Er war innerhalb eines Jahres etwa 1 500 Kilometer auf dem Wasser unterwegs“, lobt Lutz Rotte und versichert schmunzelnd: „In der Schule war er aber trotzdem regelmäßig.“ (mz)

Es geht wieder los, die Saison beginnt: Den Elsteraner Kanuten steht die Freude darüber in den Gesichtern geschrieben.
Es geht wieder los, die Saison beginnt: Den Elsteraner Kanuten steht die Freude darüber in den Gesichtern geschrieben.
G. Zahn Lizenz